Menden. Bei vielen fällt der Sommerurlaub coronabedingt ins Wasser. Das sorgt für Nachfrage im Handwerk. Der Trend geht hin zu mehr Individualität.

Es knistert und knackt, die Funken fliegen. Michael de Vries schweißt einen Rosenbogen zusammen. Strebe für Strebe. Punkt für Punkt. Alles Handarbeit. In der Werkstatt von Metallbaumeister Christian Janßen sucht man Stücke vom Fließband vergeblich. Dabei ist er nur auf Umwegen in die Branche geraten.

Erst spät umgesattelt

Treppen, Geländer, Balkone oder Rolltore. Das alles gehört mehr oder weniger zum Tagesgeschäft von Christian Janßen. In der Horlecke fertigen er und seine Mitarbeiter vom eher einfachen Tor bis hin zu filigranen Stücken und Ornamenten fast alles. Dabei hat das Handwerk ein weitaus weniger staubiges Image, als es zunächst den Anschein macht. So ist auch der Chef selbst erst über Umwege in die Branche gekommen.

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Vor etwas mehr als zehn Jahren ist Janßen noch im Außendienst eines Stahlunternehmens unterwegs. Er hat zwar handwerkliches Geschick, aber der Schritt in die Selbstständigkeit ist zunächst eine Herausforderung. „Irgendwann hab’ ich mir dann gesagt: ,Du musst es ausprobieren.’“ Zunächst in einer kleinen Werkstatt in Hüsten, später dann in der Horlecke. Erst noch alleine, aber auch hier muss der Metallbaumeister später dann sprichwörtlich umsatteln. „Wenn man zu zweit arbeitet, muss es passen“, sagt Janßen. An erster Stelle steht für den Metallbaumeister vor allem die Qualität. Und die muss stimmen.

Individualität setzt sich durch

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Nach dem ersten Mitarbeiter entschließt sich der Mendener auch dazu, selbst auszubilden. Michael de Vries hat vor wenigen Tagen seine Gesellenprüfung bestanden. Stolz zeigt er sein Werk: ein Rednerpult. Mit Glas und verschnörkelten Metallornamenten. Modern, aber doch klassisch. Der 23-Jährige fühlt sich pudelwohl zwischen Schmiedefeuer, Schweißgerät und Maschendraht. Er hat Abitur gemacht, studierte Soziale Arbeit. „Ich hab’ aber gemerkt, dass das nicht unbedingt meins ist“, sagt de Vries. Das soziale Engagement fließt seither in seine Gemeinde. Der 23-Jährige ist für seinen Chef sprichwörtlich ein Glücksgriff. Denn mittlerweile sei es schwer, gute Auszubildende zu finden, sagt Janßen. Zumal das Handwerk mit vermeintlichen Vorzügen wie Homeoffice und Gleitzeit nicht wirklich glänzen kann. Doch das sei im Grunde sowieso zweitrangig. Dass das Handwerk jedoch einen zunehmend schlechteren Ruf hat als das Studieren, weiß auch Janßen. Doch Handwerk ist eine Berufung. „Wenn etwas gelingt, freut man sich umso mehr.“ Erst recht, wenn etwa das selbst geschmiedete Tor bei einem Kunden eingebaut ist.

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Dass eine zunehmend digitalisierte Gesellschaft oder Industrie dem Handwerk irgendwann den Rang ablaufen, glaubt der Metallbaumeister jedoch nicht. Er selbst setze nach wie vor auf händische Skizzen. „Handwerk ist immer individuell. Das kann durch Industrie nicht gänzlich ersetzt werden“, sagt Janßen. So etwa bei eingepassten Geländern – oder eben den Rosenbogen, den Michael de Vries zusammenschweißt. Ohnehin gehe der Trend hin zu qualitativ hochwertigeren Lösungen. „Es sind ja auch alles Unikate“, sagt Janßen.

Corona hat einigen kleineren Betrieben sogar in die Hände gespielt. Da Urlaube für viele nicht infrage komme, steigen die Investitionen in die eigenen vier Wände – und hier profitiert auch das Handwerk zunehmend.