Menden. Bauking will bald im alten Hagebaumarkt am Stuckenacker in Menden jetzt auch für Endverbraucher öffnen. Ein Blick hinter die Kulissen.

Eigentlich sollte es schon am 26. März losgehen. Am Stuckenacker wartet jetzt wegen Corona ein neuer Baumarkt auf die Eröffnung. Bauking hat sich in den Räumen des benachbarten früheren Hagebaumarktes deutlich vergrößert. Neu ist, dass nicht mehr nur Handwerker und Gewerbetreibende einkaufen können. Bauking eröffnet in Menden erstmals eine Pilotfiliale für den „Normalkunden“. Hagebau hatte dem Standort zuletzt keine Chancen mehr eingeräumt.

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Aktuell wird noch gewerkelt. Die neue Ausstellung wird noch zu Ende aufgebaut. Christian Knörzer läuft mit leuchtenden Augen durch den Markt. Der Bereichsleiter Profifachmarkt ist neu in Menden. Er soll für Bauking den Endkundenbereich entwickeln und Großhandel mit Baumarkt kombinieren. „Das sind zwei völlig unterschiedliche Dinge“, sagt Knörzer. „Im Großhandel gibt’s kein Verkaufsgespräch.“ Handwerker geben bei ihren Ansprechpartnern Bestellungen auf. Die Rechnung kommt.

Mehr Profimarken, aber weniger Eigenmarken im Angebot

Das soll auch so bleiben. Gleichzeitig werde der vergrößerte Markt aber jetzt für alle geöffnet. Christian Knörzer hat seinen Schreibtisch direkt am Eingang platziert. „Bei uns wird jeder persönlich begrüßt“, sagt er. Die Endkunden will Bauking jetzt mit Profi-Ausstattung locken. Knörzer macht das an Markennamen fest. Während bei den großen Baumarktketten Makita die teuerste Marke sei, sei das hier die einfachste im Angebot. Die Steigerung sei dann „Festool“ und „DeWalt“.

Früher waren die beiden Märkte sozusagen Rücken an Rücken. Die Handwerker vom Bauking kamen über die Ringstraße auf den Parkplatz. Die Normalkunden beim Hagebaumarkt parkten am Stuckenacker auf dem Parkplatz. Beide Geschäfte waren durch eine lange Wand getrennt. Diese Wand ist jetzt verschwunden. Die beiden Eingänge sollen aber bleiben. Die besseren Parkmöglichkeiten für Endverbraucher sind am Stuckenacker. Die Kombination beider Marken ist kein Zufall. Bauking betreibt neben 70 Fachmärkten auch etwa 50 Hagebaumärkte. Beide gehören zur Blackstone-Group.

Online-Shop belegt große Flächen des alten Hagebaumarktes

Evolution der Werkzeugabteilung: Bauking wirbt mit mehr Profi- und weniger Eigenmarken für sich.
Evolution der Werkzeugabteilung: Bauking wirbt mit mehr Profi- und weniger Eigenmarken für sich. © Westfalenpost | Arne Poll

Das Sortiment ist deutlich kleiner als bei einem klassischen OBI, Bauhaus oder Hagebaumarkt. Bauking verzichtet vor allem auf die breite Masse an Eigenmarken. Es gibt fast alles, aber sehr komprimiert. Knörzer zeigt stolz die Farbmischmaschine, Holzzuschnitt, Fliesen, Blumenerde und eben die massiven Werkzeuge.

Längst nicht der komplette frühere Hagebaumarkt wird jetzt auch zur Verkaufsfläche. Abgeschirmt vom restlichen Bereich liegt die komplette Online-Abteilung von Bauking versteckt – und trotzdem greifbar. „Wir machen von Menden jetzt unseren kompletten Versand“, erklärt Knörzer. Was früher bestenfalls eine minimale Ergänzung zum Geschäft war, sei jetzt zum festen Standbein geworden. Auch dank Corona landen jetzt massive Maschinen im Versand. Die Nachfrage sorge mit dafür, dass Bauking den Personalstamm ausbauen könne.

Viel Personal von geschlossenem Hagebaumarkt übernommen

Die Auszubildende Michelle Blank (20) zeigt das erweiterte Sortiment.
Die Auszubildende Michelle Blank (20) zeigt das erweiterte Sortiment. © Westfalenpost | Arne Poll

Knörzer wirbt damit, vom geschlossenen Hagebaumarkt Personal übernommen zu haben. Dazu kommen mehrere Azubis, mehr Frauen als Männer. Eine davon ist Michelle Blank. Die 20-Jährige hatte auf den elterlichen Baustellen Handwerksluft geschnuppert. „Ich kenne das gar nicht anders.“ Jetzt lernt sie, wie Baumarkt und Großhandel funktionieren.

Grundsätzlich könnten nun auch Endverbraucher im Großhandel einkaufen, erklärt Christian Knörzer. Wer einen der 13 Meter langen Holzbalken aus den großen Freiluftregalen für sein Heimwerkerprojekt benötigt, bekomme diesen auch – zum Mitnehmen oder per Lieferung. Gleichzeitig wolle man aber auch die gewerblichen Kunden nicht vergraulen. Knörzer versichert, dass Angebot und Service erhalten bleiben.

Warum wagt Bauking den Versuch ausgerechnet an einer Stelle, an der ein zu Bauking gehörender Hagebaumarkt keine wirtschaftliche Zukunft mehr sah? Bauking selbst erklärte noch im vergangenen Jahr, dass drei Baumärkte zu viel für Menden seien. Man dürfe nicht vergessen, dass auch der Hagebaumarkt an der Stelle einen Millionenumsatz gemacht habe, sagt Knörzer. Diesen Anteil wolle man im Endverbraucherbereich nicht einfach Mitbewerbern überlassen. Bauking wolle diese Kunden mit mehr Effizienz und einem veränderten Angebot weiter erreichen: „Kompakt und gut sortiert.“