Menden. Baumaterial wird rar und teuer. Auch die Holzpreise steigen massiv. Aber die Stadt profitiert mit ihrem Forst fast nicht vom Boom. Aber warum?
Die plötzliche Knappheit an Baumaterialien und Rohstoffen sorgt für Probleme bei Großhändlern und Handwerkern. Vor allem Holz ist kaum noch verfügbar – wenn überhaupt nur zum Vielfachen des üblichen Preises. Bei den Produzenten kommt der gehandelte Marktpreis indes nicht an.
Für gerade einmal 50 Euro hätte Stadtförster Dirk Basse jetzt Fichtenholz aus dem Stadtwald verkaufen können. „Das ist zwar mehr als auf dem Tiefpunkt im November und Dezember“, sagt Basse. Damals wurden etwa 25 Euro gezahlt. „Vor Friederike und dem Käferbefall waren es aber noch 90 Euro.“
Mendener Stadtwald ist quasi komplett fichtenfrei
Die Verkaufspreise für Fichtenholz sind aus Mendener Sicht dennoch pure Theorie – weil es fast nichts mehr zu verkaufen gibt. Der Mendener Stadtwald ist bereits nahezu komplett fichtenfrei. Nach Dürrejahren, Orkan und Käferbefall sind 23 Prozent des Gesamtbestandes verschwunden. Im Stadtwald steht quasi kein Nadelbaum mehr. „Was noch an Holz im Wald liegt, hat schon einen neuen Besitzer. Es muss nur noch abgefahren werden“, sagt Basse.
Die Stadt Menden hatte ihr Holz in den vergangenen Jahren an Holzhändler und Sägewerke verkauft. „Nach einem Preisverfall der vergangenen Jahre kam der Export auf den Tisch.“ Das Holz sei auf Containerschiffen nach China gebracht worden. „Das ist kein minderwertiges Holz“, erklärt Basse. Es werde in China wohl selbst als Bauholz verwendet.
Weil die Nachfrage nach Konstruktionsholz auf dem Weltmarkt mittlerweile so hoch ist, schießen in nächsten Schritt bei den heimischen Holzhändlern Preise in die Höhe. Holz ist rar und wird zum Spekulationsgut. Hätte die Stadt selbst profitieren können, wenn sie ihr Fichtenholz eingelagert hätte? Wegen des noch geringen Ankaufspreises hätte sich das kaum gelohnt, sagt Basse. „Holz kann man auch nicht einfach so liegen lassen. Das zersetzt sich nach einer gewissen Zeit.“ In einem geringen Maß profitiere die Stadt aktuell tatsächlich. Kleine Mengen des eingeschlagenen Holzes seien bei einem Abnehmer in einem Nasslager. Wenn dieses verkauft werde, bekomme die Stadt auch einen besseren Preis. Basse gibt aber auch zu bedenken, dass der Betrieb eines Nasslagers teuer und aufwendig sei. Ohnehin rechnet der Stadtförster bereits mit 20 Euro je Festmeter Holz, für Einschlag und Aufbereitung.
Akuter Holzmangel trifft schon den Großhandel und Handwerker
Beim Großhändler Bau-King, der demnächst die ausgebauten Räume in Menden auch für Privatkunden öffnet, macht sich die Krise aktuell schon in den Regalen bemerkbar. „Es sind noch nicht einmal einfache Dachlatten zu bekommen“, sagt Profifachmarkt-Leiter Christian Knörzer. Die neue Ausstellung mit den Terrassendielen konnte noch nicht gebaut werden, weil Holz fehlt. Das Regal mit den Fußleisten ist leer. Bestimmte Rohre seien auf dem Markt nicht verfügbar. „Das trifft alle“, sagt Knörzer, der auch für Häuslebauer einen massiven Anstieg der Baukosten prophezeit, weil für bestimmte Produkte die Einkaufspreise explodieren. Auch er sieht die Hintergründe klar im internationalen Handel mit den Rohstoffen und Produkten. „Vieles ist in der Corona-Zeit heruntergefahren worden, aber der Bau-Boom bei uns hält an.“ In Zeiten von Homeoffice und Lockdown hätten sich mehr Menschen als sonst mit ihrem Eigenheim beschäftigt.
Als Mendener müsse man sich jedenfalls keine Sorgen machen, dass die Stadt jetzt den restlichen Wald flachlegt, um den Haushalt aufzubessern. „Man will ja einerseits keine Dachlatte aus Eiche haben“, sagt Förster Basse. „Wir werden aber auch ganz sicher nichts davon einschlagen. Das ist mehr als das, was nachwachsen würde. Wir haben so viel Wald verloren. Wir wollen nachhaltig sein.“
Der Goldschatz aus Holz im Wald – aber nicht komplett verwertbar
Basse glaubt auch nicht daran, dass private Waldbesitzer jetzt den sprichwörtlichen Goldschatz im hauseigenen Wald entdecken. Dafür müsse eben jener Ankaufspreis erst einmal deutlich steigen. Und es begrenze auch das Gesetz den möglichen Einschlag. Dirk Basse will aktuell ein völlig absurdes Szenario nicht ausschließen, falls die Preise steigen und der Verkaufspreis die Transportkosten weit übersteigt: „Vielleicht verkaufen die chinesischen Händler dann unser Exportholz wieder zurück an uns.“