Menden. Keine Partys, für die die Haare sitzen müssen, dafür gilt die Schnelltest-Pflicht: Das hält manche Mendener Kunden vom Friseurbesuch ab.

Als die Friseure Anfang März nach langen Wochen des Corona-Lockdowns wieder öffnen durften, brummte das Geschäft. Jeder wollte schnell einen Termin. Mittlerweile ist das vielfach anders.

Die Mendener Friseurmeisterin Konstantina Kourou-Scholand hatte es schon bei der Wiedereröffnung befürchtet: „Jetzt wollen alle einen Termin, aber danach werden die Kunden ihre Friseurbesuche auf das absolut notwendige Minimum reduzieren.“

Befürchtungen bewahrheiten sich

Ihre Befürchtungen haben sich bewahrheitet: An manchen Tagen gibt es kaum Kunden, ihren Salon „Haargalerie Kourou“ an der Bahnhofstraße musste Konstantina Kourou-Scholand sogar schon an einzelnen Tagen schließen. Es hatten sich schlichtweg zu wenig Kunden angemeldet, die Öffnung hätte sich nicht gelohnt.

Haarspende für Kinder

Während des Lockdowns der Friseursalons wuchs bei manchen Kunden die Verzweiflung angesichts ihres Haupthaares. Eine Kundin machte aus der Not eine Tugend, wie Friseurmeisterin Konstantina Kourou-Scholand erzählt: Sie ließ ihre Haare sogar über viele Monate wachsen. Als die Haare dann abgeschnitten wurden, spendete die Kundin sie für krebskranke Kinder: „Aus den Haaren werden nun Perücken für die Kinder gemacht.“

Kunden wichen nach Fröndenberg aus

Zeitweise sind Kunden sogar in den Kreis Unna ausgewichen, berichtet Konstantina Kourou-Scholand: „Die haben bei uns angerufen und gesagt, dass sie ihren Termin absagen möchten, weil sie in Menden ja einen Schnelltest vor dem Friseurbesuch brauchen und in Fröndenberg nicht.“ Über mehrere Wochen galt diese Regelung, die vom Kreis Unna bzw. vom Märkischen Kreis festgelegt worden war.

„Die Pandemie hat die Kunden verunsichert“, sagt Andreas Di Stefano, Geschäftsführer des Friseur- und Kosmetikverbandes NRW. „Es gibt unterschiedliche Regelungen, welche Voraussetzungen es für Kunden für den Friseurbesuch gibt.“

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Kunden benötigen aktuellen negativen Corona-Schnelltest

Mittlerweile brauchen Kunden in jedem Fall einen aktuellen negativen Corona-Schnelltest, wenn sie zum Friseur wollen – im Märkischen Kreis ebenso wie im Kreis Unna. Das aber ist nicht bei allen Kunden angekommen. So kommt es immer wieder vor, dass Konstantina Kourou-Scholand Kunden erst zum Schnelltest schicken muss.

Zweimal Geimpfte reagieren bisweilen ungehalten

Andere wiederum reagieren ungehalten, weil sie der Meinung sind, dass sie als zweimal Geimpfte keinen Schnelltest mehr brauchen – ein Thema auch beim Impfgipfel von Bund und Ländern am Montag. Bislang allerdings ist es so, dass der Schnelltest für alle Kunden Pflicht ist. Das scheint Schwarzarbeit zu fördern. Konstantina Kourou-Scholand berichtet von einem Kunden, der ihr offen sagte, dass er „keine Lust aufs Testen“ habe, deshalb schneide ihm nun eine Bekannte im Keller die Haare.

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Nicht in allen Friseurbereichen seien Umsätze rückläufig, erklärt Andreas Di Stefano. So gebe es mobile Friseure, die zu ihren Kunden in Altenheime fahren: „Für die hat sich wenig geändert.“ Für Saloninhaber spiele die Hygieneverordnung eine große Rolle, sagt Andreas Di Stefano: „Da ist die Frage, ob der Friseur aufgrund der räumlichen Voraussetzungen überhaupt in der Lage ist, so viele Kunden zur gleichen Zeit zu bedienen wie vor Corona.“ Aufgrund der Abstandsvorschriften ist dies vielfach nicht möglich. „Wer vom Publikumsverkehr abhängig ist, hat aufgrund der Hygienevorschriften sicher Einschränkungen.“

Friseurin fürchtet Pleitewelle der Branche

Konstantina Kourou-Scholand berichtet, dass manche Kollegen ihre Salons gar nicht geöffnet hätten – weil es sich schlichtweg nicht lohne. Sie befürchtet eine Pleitewelle in ihrer Branche: „Das könnte vor allem Salons betreffen, die es noch nicht so lange gibt.“ Aus Gesprächen weiß die Mendenerin, dass der Rückgang der Kundenfrequenz nicht am mangelnden Budget liege. Aber es geben eben keine Veranstaltungen, für die die Haare besonders gut sitzen sollen. „Große Hochzeiten, Partys – das findet ja alles eben im Moment nicht statt.“