Voßwinkel. Nach 40 Jahren endet die Ära: Das bekannte Hotel und Restaurant in Arnsberg wechselt die Besitzer aufgrund gesundheitlicher Probleme der Inhaber.
„Wir haben lange gekämpft, aber es macht einfach keinen Sinn mehr. Wir sind körperlich nicht mehr in der Lage, das Hotel und das Restaurant weiter zu betreiben“, sagt Claudia Keitsch. Sie stockt beim Ausspechen dieser Worte. Man merkt der 62-Jährigen an, dass ihr die Entscheidung, das Waldschlösschen in Voßwinkel zu verkaufen, schwer gefallen ist. Doch am Ende habe die Rationalität gegen die Emotionalität gewonnen.
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„Ich habe vor sieben Jahren einen Schlaganfall erlitten und mich danach zurückgekämpft“, berichtet Claudia Keitsch. Doch dann habe es die erschütternde Nachricht für ihren Ehemann Peter gegeben. „Ich benötige dringend eine neue Niere und muss aktuell dreimal die Woche zur Dialyse. Wenn ich aus dem Krankenhaus zurück bin, fühle ich mich jedes Mal müde und schlapp. Da ist an einen vernünftigen Küchenbetrieb auf Dauer kaum noch zu denken“, so der Koch. Zwischendurch sei er sogar ein halbes Jahr komplett ausgefallen. „Da mussten wir das Restaurant schließen und konnten nur das Hotel geöffnet lassen“, so Ehefrau Claudia.
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„Für uns ist das ein tiefer Einschnitt. Wir sind seit 40 Jahren hier mit großer Leidenschaft am Werk, haben uns nie geschont und im Grunde jeden Tag von frühmorgens bis spätabends geschuftet. Mit der Zeit sind aus vielen Besuchern Stammgäste geworden, und aus manchen Gästen richtige Freunde“, erzählt Peter Keitsch. Von dieser Zeit müsse man sich nun verabschieden. „Unsere große Abschiedsparty am 26. Oktober wird für uns hart, weil man damit einen großen Lebensabschnitt beendet. Die Ära ist vorbei!“
Rückblick auf eine Erfolgsgeschichte
Seit 1983 betreibt das Ehepaar Keitsch das Hotel und Restaurant Waldschlösschen an der Echthauser Straße in Voßwinkel. „Meine Eltern haben die ehemalige Bahnhofsgaststätte in den 1970er-Jahren übernommen. Damals gab es noch keine Kegelbahn und auch noch keine Hotelzimmer“, berichtet Peter Keitsch. „Ich habe ursprünglich Metzger bei Topp in Neheim gelernt, bin dann nach Gütersloh gegangen, um Koch zu werden.“ Es folgten Jahre der Wanderschaft in der Schweiz und oben an der Ostsee. In Grömitz sammelte Peter Keitsch Erfahrung in der Gastronomie. „Ich habe damals auch in Grömitz gearbeitet in einem anderen Restaurant“, erinnert sich Claudia Keitsch, die Hotelfachfrau ist.
Mit der Zeit lernte man sich kennen und lieben. „Als wir dann die Möglichkeit hatten, den Betrieb von Peters Eltern zu übernehmen, haben wir nach kurzer Bedenkzeit entschieden, es zu machen“, sagt Claudia Keitsch. „Wir waren damals noch jung und voller Ideen“, blickt Peter Keitsch zurück. Stück für Stück wurde das Waldschlösschen von einer Bahnhofsgaststätte zu einem Restaurant ausgebaut. Im Laufe der Zeit wurden 15 Hotelzimmer angebaut und eine Kegelbahn. „Wir haben damals viel investiert, das muss man erst einmal alles abfinanzieren“, so der 65-Jährige. Doch es gelang dem Ehepaar, sich einen Namen in der Arnsberger Hotellerie und Gastronomie-Szene zu machen. Sie profitierten dabei auch vom Ruhrtalradweg. Viele der Übernachtungsgäste waren und sind Touristen, die eine Herberge für ein oder zwei Nächte suchen.
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„Weil die Nachfrage nach Veranstaltungen wie Hochzeiten, Geburtstagen und Kommunionfeiern immer größer wurde, haben wir dann auch noch unsere Zirbenstube einrichten lassen“, sagt Gastronom Keitsch. Dafür sei extra ein Schreiner aus der Steiermark nach Voßwinkel gekommen und habe ein halbes Jahr alles aufwendig mit Holz verkleidet. „Es ist zum Herzstück unseres Hauses geworden.“
Umso trauriger waren die Keitschs zuletzt, dass der Raum kaum noch benutzt werden konnte. Erst verhinderte Corona die Ansammlung großer Gesellschaften und dann verschlechterte sich der gesundheitliche Zustand des Ehepaars, sodass die Betreuung vieler Gäste immer mehr zur Herausforderung wurde.
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Ihr beiden Töchter hätten keine Ambitionen gehabt, den elterlichen Betrieb zu übernehmen. Immerhin wisse man den Betrieb in guten Händen, denn zum 1. November werde das Waldschlösschen von Ruby Iqbal und ihren Mann Abner Gill übernommen. Die beiden Gastronomen betreiben derzeit noch ein kleines Lokal in Günne und waren auf der Suche nach einem größeren Betrieb, den sie fortführen können. „Wir haben gute Gespräche mit den neuen Betreibern geführt und sind zuversichtlich, dass es passt“, sagt Peter Keitsch. Er will auch am Anfang trotz seiner Erkrankung mit Rat und Tat zur Seite stehen, falls dies gewünscht sei.
Dankbar sind die Keitschs auch für die Vermittlung des Verkaufs durch Bernd Canisius von der Brauerei Krombacher, und das, obwohl im Waldschlösschen seit 40 Jahren Warsteiner ausgeschenkt wird. „In den letzten Jahren gab es mehrere Kaufinteressenten, die aber nicht alle geeignet waren. Jetzt sind wir umso glücklicher, dass Herr Canisius uns das Paar aus Günne vermittelt hat und es für alle Seiten eine gute Lösung gab“, so Peter Keitsch.
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Bernd Canisius erklärt: „Durch den Betreiberwechsel wird es ab November dann Krombacher im Waldschlösschen geben. Wir sind glücklich, dass es einen nahtlosen Übergang gibt und ab dann die Gäste künftig eine Mischung aus deutscher, indischer und pakistanischer Küche genießen können.“ Einen Rat gibt es von Koch Peter Keitsch zum Schluss. „Immer mit frischen und guten Produkten kochen, das werden die Restaurantgäste zu schätzen wissen und wiederkommen.“