Arnsberg. Neuer Name, neues Logo: Alexianer-Konzern übernimmt Federführung im Sanierungsprozess. Jetzt beginnt der politische Streit

Nach der Kritik vom FDP-Bundestagsabgeordneten Carlo Cronenberg aus Müschede und dem Arnsberger FDP-Ratsfraktionsvoirsitenden Daniel Wagner an Managementfehlern des Klinikums Hochsauerland und an den Aufsichtsgremien anläßlich der Namens- und strukturellen Änderung beim örtlichen Gesundheitsversorger beziehen auch die Verantwortlichen des Klinikums noch einmal Stellung. Sie weisen die Vorwürfe zurück.

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Sie sprechen von einer „pauschalen Verlautbarung“ von Carl-Julius Cronenberg. „Um das Klinikum Hochsauerland zu stärken und in eine gesicherte Zukunft zu führen, haben wir in den vergangenen Monaten bereits wichtige Entwicklungen auf den Weg gebracht. Wir haben ein tragfähiges Konzept und einen Restrukturierungsplan erarbeitet. Auf diesem Kurs schreiten wir professionell und konsequent weiter voran“, wird Michael Gesenhues, Geschäftsführer Klinikum Hochsauerland, zitiert. Die Namensänderung sei weit mehr als ein symbolischer Akt. sondern ein „klares Bekenntnis der beiden Gesellschafter zur Zukunft des Hauses“ und „in Zeiten wirtschaftlicher Herausforderungen eine deutliche Botschaft“. In der Stellungnahme wird auch Dr. Christian von Klitzing, Hauptgeschäftsführer der Alexianer GmbH, zitiert.: „Das Klinikum Hochsauerland ist Teil der Alexianer-Familie und wird durch die gemeinsame Anstrengung und die geteilten Ressourcen gestärkt“. Das Cronenberg-Statement sei im Kontext des Auftaktes des Kommunalwahlkampfes 2025 zu sehen.

Cronenberg hatte zuvor harte Kritik geübt: „Trotz des neuen Namens bleibt das Klinikum ein Sanierungsfall“, sagt der HSK-Abgeordnete. Die fortgesetzten Fehlentscheidungen zulasten von Patienten und Personal hätten „existenzbedrohende Dimensionen“ angenommen. Cronenberg verweist darauf, dass sich noch vor 15 Monaten Geschäftsführung, Gesellschafter und Politik für die Großinvestition von über 100 Millionen Euro gefeiert hätten. „Die Investition war richtig, hätte aber gut gemanagt werden müssen“, erklärt Daniel Wagner, Ratsfraktionsvorsitzender der FDP in Arnsberg, mit Blick auf den Wechsel in der Geschäftsführung und die Übernahme von Verantwortung der Alexianer als Hauptgesellschafter. „Nur die Politik duckt sich weg“, so Carl-Julius Cronenberg, „Bürgermeister Bittner setzt auf Kontinuität als Erfolgsfaktor – das heißt nichts weniger als ein Weiter so in den Abgrund“, erklärt Cronenberg weiter.

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Cronenberg kritisiert, dass der „Aufsichtsrat des Klinikums in der öffentlichen Diskussion unsichtbar bleibt“. Daniel Wagner und Carl-Julius Cronenberg fordern daher den Bürgermeister und die Ratsmehrheit auf, sich dezidiert für einen Kurswechsel einzusetzen, „der die breite Erfahrung der Ärzteschaft und das tagtägliche Patientenwohl ins Zentrum der künftigen Ausrichtung des Klinikums stellt – damit die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholt werden.“

Neuer Name, neues Logo und personelle Veränderungen

Das Klinikum Hochsauerland wird künftig unter dem Namen Alexianer Klinikum Hochsauerland und auch mit einem dementsprechend neuem Logo auftreten. Hinter der Maßnahme aber verbirgt sich mehr als nur eine Namensänderung. Die Alexianer greifen von Beginn an stark in den nötig gewordenen Sanierungsprozess des Klinikums ein.

Mitarbeitende des Kliunikums wurden am Donnerstag vergangener Woche bei Versammlungen in Arnsberg und Meschede über die Namensänderung und weitere Schritte informiert. Ulrich Mönke, Vorsitzender der Mitarbeitervertretung des Klinikums Hochsauerland, bezieht dazu Stellung. „Mit der Namensänderung wollen die Alexianer als Hauptgesellschafter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zeigen, dass der gesamte Konzern hinter dem Klinikum steht“, sagt er. Auch er weiß um die herausfordernde Situation, in der sich das Klinikum aktuell befindet. Zu personellen Schritten und Maßnahmen sagt er. „Es haben mehrere Personen auf eigenen Wunsch das Klinikum verlassen“, so Ulrich Mönke auf Nachfrage unserer Zeitung, „die vakanten Stellen wurden teilweise zusammengelegt und neu besetzt“. 

Michael Gesenhues
Michael Gesenhues, Geschäftsführer des bisherigen Klinikums Hochsauerlands. © WP | Klinikum Hochsauerland

Seit Beginn des Jahres ist Michael Gesenhues als Nachfolger von Werner Kemper Geschäftsführer des Klinikums und sieht sich von Beginn an dem eingeleiteten Sanierungsprozess gegenüber. „Mit einer organisatorischen Neuausrichtung, neuen Steuerungsinstrumenten, neuen Dienstmodellen und weiteren Schritten haben wir 2024 bereits viele überfällige Entwicklungen auf den Weg gebracht, um das Klinikum Hochsauerland zu stärken und in eine gesicherte Zukunft zu führen. Unsere Arbeit ist aber noch lange nicht abgeschlossen. Wir haben ein tragfähiges Konzept und einen Restrukturierungsplan erarbeitet. Auf diesem Weg schreiten wir konsequent weiter voran“, erklärt Michael Gesenhues.

Arnsbergs Bürgermeister Ralf Bittner, der als Vorsitzender der Anteile tragenden Stiftung St. Johannes und Maria, in viele Prozesse eingebunden ist, spricht aktuell von „stürmischen Zeiten“ für das Klinikum Hochsauerland. „Der Kurs stimmt aber“, nimmt er Bezug auf die Entwicklungen und das Engagement der Alexianer.

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„Einbindung in starke Familie“

Und die stehen nun bald auch ganz offiziell im Namen des Klinikums: Ein neuer Name sei nun „Teil und Ausdruck der Gesamtstrategie, das Klinikum Hochsauerland dauerhaft zu sichern“. Das Klinikum tritt ab sofort als „Alexianer Klinikum Hochsauerland“ auf. Die Umfirmierung folgt der bereits im März 2020 erfolgten Übernahme der Anteilsmehrheit durch die Alexianer Gruppe. In einer gemeinsam verfassten Erklärung von Klinikum und Alexianern wird von einer „strategischen Einbindung des Klinikums in eine starke Familie“ gesprochen.

Die Namensänderung wird als weit mehr als ein symbolischer Akt verstanden. „Sie ist ein klares Bekenntnis der Gesellschafter zur Zukunft des Hauses“, so heißt es in der Erklärung. In Zeiten wirtschaftlicher Herausforderungen sende der neue Name eine deutliche Botschaft -nämlich die, dass das Klinikum „durch die gemeinsame Anstrengung und die geteilten Ressourcen gestärkt“ werde. So betont es Dr. Christian von Klitzing, Hauptgeschäftsführer der Alexianer GmbH. Die Umfirmierung stehe damit auch für das Vertrauen der Gesellschafter in die Zukunft des Klinikums.

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„Wir möchten mit dieser Veränderung ein positives Zeichen setzen für einen Neubeginn und gemeinsames Wachstum,“ so Dr. von Klitzing weiter. Mit der Umfirmierung sei auch der Wunsch verbunden, die Abläufe und die Qualität der Versorgung für Patientinnen und Patienten sowie Beschäftigte zu sichern und zu verbessern.

Logo Alexianer Klinikum
So soll das Logo des „Alexianer Klinikums Hochsauerland“ aussehen. © WP | Alexianer

Auch der regionale Gesellschafter, die St. Johannes- und Maria-Stiftung mit Sitz in Arnsberg-Neheim, bleibt mit 36,05 Prozent der Gesellschaftsanteile weiterhin maßgeblich an der Entwicklung des Klinikums beteiligt. „Kontinuität und regionale Verankerung sind uns seit jeher wichtig und auch zukünftig elementare Erfolgsfaktoren“, unterstreicht Ralf Paul Bittner, Vorsitzender des Kuratoriums der St. Johannes- und Maria-Stiftung und Bürgermeister der Stadt Arnsberg.

„Die Umstellung auf das neue Erscheinungsbild erfolgt sukzessive bis zum Jahresende“, sagt Michael Gesenhues, Geschäftsführer des Alexianer Klinikum Hochsauerland.

Personelle Veränderungen

Parallel zur Restrukturierung sind nach Auskunft des Klinikums und der Alexianer auch personelle Veränderungen erfolgt. Holger Zens-Gerke übernimmt die kommissarische Leitung der Pflegedirektion und Tim Richwien tritt als neuer Kaufmännischer Direktor und Sanierungsbevollmächtigter an. Beide bringen langjährige Erfahrung im Gesundheitswesen mit und sind maßgeblich daran beteiligt, die Prozesse im Klinikum weiter zu optimieren und die Mitarbeiter aktiv in die Neuausrichtung einzubinden.

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In den vergangenen Wochen hatte es mehrfach Spekulationen darüber gegeben, dass das Klinikum Hochsauerland im Rahmen der nötigen finanziellen Sanierungsmaßnahmen nach den Großinvestitionen der vergangenen Jahre (u.a. Bau des Notfall- und Intensivmedizinzentrums) weiter die Strukturen und auch Standorte auf den Prüfstand wird stellen müssen. Unsere Zeitung berichtete darüber und griff damit Gedankenspiele über die Zukunft und künftige Nutzung der Standorte St. Johannes Hospital Neheim und Marienhospital Arnsberg auf. Bereits nach dem Abschied vom langjährigen Geschäftsführer Werner Kemper hatte unsere Zeitung darüber berichtet, dass das Klinikum Hochsauerland in eine finanzielle Schieflage geraten ist und bei der Sanierung eng von den Geld gebenden Alexianern begleitet werden sollte.

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