Neheim. Trotz Abgangs mehrerer Mitarbeiter: Die Caritas bleibt in Neheim laut Geschäftsführer Dominik Pieper voll einsatzbereit.
In diesem Frühjahr hatte es erste Gerüchte über einen personellen Engpass bei der ambulanten Pflege des Caritasverbands Arnsberg-Sundern am Standort Neheim gegeben. Dominik Pieper, kaufmännischer Vorstand beim Caritasverband, war schon damals transparent mit der Situation umgegangen und hatte diese Schwierigkeiten im Gespräch mit unserer Zeitung eingeräumt.
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Mittlerweile habe sich die Lage deutlich stabilisiert, freut sich Pieper. „Natürlich war der personelle Aderlass nicht schön. Aber durch die Hilfe von Kolleginnen und Kollegen anderer Standorte sowie die Unterstützung anderer privater Pflegedienste konnten wir die Situation meistern.“ Binnen kürzester Zeit hatten zehn Pflegekräfte die Caritas in Neheim verlassen. Erst kurz davor hatte der damalige Pflegedienstleiter den Arbeitgeber gewechselt. Ein Großteil der Pflegekräfte folgte ihm zu einem anderen Pflegedienstanbieter, der in Neheim ansässig ist. „Dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unserer Branche wechseln, ist so normal wie in jeder anderen Branche auch“, sagt Pieper. Eher ungewöhnlich sei es allerdings, dass so viele Personen zu ein und demselben Anbieter wechseln. Dies müsse man jedoch akzeptieren und die herausfordernde Situation bestmöglich annehmen.
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Grundsätzlich sei es immer schwierig, wenn Kollegen wechseln. „Das reißt immer und überall in unserer Branche ein Loch, weil es eben mehr Nachfrage und weniger Angebot auf dem Personalmarkt gibt.“ Wenn es dann gleich zehn Mitarbeiter sind, die den Arbeitgeber binnen weniger Monate verlassen, sei es umso herausfordernder. Mit dem Verlust an Pflegekräften sei auch ein Wechsel von Klienten einhergegangen. „Das ist nicht ungewöhnlich. Mit der Zeit entwickelt sich oft ein Vertrauensverhältnis zwischen der Pflegefachkraft und dem zu pflegenden Menschen. Da ist aus menschlicher Sicht verständlich, wenn die zu pflegende Person dort hinwechselt, wo die Pflegekraft hingewechselt ist. Uns Pflegeanbieter stellt das natürlich vor Herausforderungen. Wir sind natürlich glücklicher, wenn Klienten möglichst lange bei uns bleiben.“
Das weiß Simone Vierschilling von der Caritas nur allzu genau. Die Bereichsleiterin für Ambulante Pflege sagt: „Ich kümmere mich um die Tourenplanung und muss in solchen Fällen natürlich auch die Touren neu planen, wenn Klienten kurzfristig kündigen.“ Generell sei die Tourenplanung wesentlich komplizierter, als der Laie es erwarten würde. „Ich muss die Qualifikationen unserer Mitarbeiterinnen berücksichtigen. Ich muss schauen, welcher Klient wann welche Dienstleistung benötigt. Welche Anfahrten machen Sinn, wo muss man gegebenenfalls etwas anpassen?“ Natürlich würden auch die Wünsche der Klienten - wenn möglich - respektiert. Im Endeffekt müsse man immer schauen, was machbar sei, sagt Vierschilling.
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„Wir können trotz der Unwägbarkeiten im Frühjahr alle unsere Dienstleistungen erfüllen. Das gilt auch bei der ambulanten Palliativversorgung“, erklärt Dominik Pieper. Zuletzt gab es in Neheim Gerüchte, dass dies nicht der Fall sei. „Diese Gerüchte stimmen nicht“, geht Pieper in die Offensive. Nach Informationen unserer Zeitung gab es auch den Vorwurf von Angehörigen zu pflegender Personen, die von der Caritas betreut wurden, dass die Auslagerung von Touren an andere Pflegeanbieter im Frühjahr zum Teil nicht kommuniziert worden sei. „Hier widerspricht Simone Vierschilling ebenfalls in aller Deutlichkeit. „Das ist definitiv nicht der Fall gewesen. Ich habe damals jeden einzelnen angerufen und informiert. Das ist rechtlich auch gar nicht anders möglich. Ich musste ja schließlich auch den Mitarbeitern der Dienste, die uns unterstützt haben, Schlüssel aushändigen. Das kann ich nicht ohne das Wissen der Angehörigen oder der Klienten selber tun.“
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Grundsätzlich sei die Ambulante Pflege einem engen Korsett von Vorgaben und Pflichten unterworfen. Das schreibe der Gesetzgeber so vor. „Für das Wechseln von Kompressionsstrümpfen hat die Pflegekraft gerade einmal wenige Minuten Zeit, für mehr Zeit zahlt die Pflegekasse nicht“, betont Vierschilling. Für eine komplette Grundpflege mit der Begleitung der Person aus dem Bett, dem Weg in das Bad und die Dusche sowie das Anziehen sei weniger als eine halbe Stunde Zeit. Wenn man dann länger brauche, zahle man als Pflegedienstanbieter quasi obendrauf. Der Spielraum sei deshalb für alle Pflegedienstanbieter begrenzt.
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Nach dem personellen Aderlass habe man die Werbung für eine Ausbildung in der Pflege noch einmal intensiviert. Gemeinsam mit dem Klinikum Hochsauerland betreibt der Caritasverband Arnsberg-Sundern die Bildungsakademie mit den Standorten Hüsten und Meschede. Laut Dominik Pieper registriert man zuletzt vermehrt einen Anstieg an Bewerbungen für eine Ausbildung. Die Ausbildung zur Pflegefachkraft dauert drei Jahre und ist unterteilt in einen theoretischen und einen praktischen Teil, wobei die Auszubildenden im letzten Jahr ihren pflegerischen Schwerpunkt selbst setzen dürfen.
An den zwei Standorten der Bildungsakademie der Gesundheits- und Sozialwirtschaft Hochsauerland gGmbH in Arnsberg und Meschede haben im Jahr 2023 insgesamt 136 Auszubildende erfolgreich ihr Pflegeexamen absolviert. „Wir gehen davon aus, dass es in diesem Jahr wieder genauso viele oder mehr werden“, sagt Richard Bornkeßel, Sprecher des Klinikums Hochsauerland. Das Haupt-Einzugsgebiet, aus dem die Schülerinnen und Schüler in der Regel stammen, ist der Hochsauerlandkreis, der Märkische Kreis sowie der Kreis Soest.