Sundern. In Sundern spitzt sich die Diskussion um den Bau von Windrädern am Klarenberg zu. Problem: Auch wenn die Stadt verzichtet, könnte privat gebaut werden

Die Diskussion über die mögliche Errichtung von Windrädern am Klarenberg in Sundern dauert an. In der vergangenen Woche hatte es eine Sondersitzung des Planungsausschusses gegeben. Hintergrund war die Beteiligungsfrist für die Stadt für eine Stellungnahme zur Windkraft im Regionalplan, die am 12. Juli endet. In der Sitzung sollte festgestellt werden, ob es mögliche Eingaben der Stadt an die Bezirksregierung gibt, und ob diese Einfluss auf die neuen Windenergiebereiche (WEB) auf Sunderner Gebiet haben. Nach kurzer Diskussion wurde in der Sitzung einstimmig beschlossen, keine Stellungnahme zu verfassen.

Andre Klammt, SPD-Fraktionsvize in Sundern, erklärt: „Somit würde Planungssicherheit auch für unsere städtischen Flächen, auf denen wir endlich die Windkraft für alle Bürger voranbringen wollen, bestehen!“ Von den Mitgliedern des Ausschusses wurden zusätzlich als Prüfauftrag für die Bezirksregierung Arnsberg drei Anmerkungen eingereicht. In den Bereichen Altenhellefeld/Kloster Brunnen sind immissionsschutzrechtliche Fragen aufgeworfen worden, die nun in einem Eröterungsverfahren geklärt werden sollen. Hierfür ist der Herbst vorgesehen.

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Auf Wunsch der Grünen soll außerdem bei der städtischen Fläche auf dem Klarenberg untersucht werden, ob sich dort ein alter Mischwald befindet. Mischwälder sind deutlich produktiver als Monokulturen und gelten dann als besonders schützenswert, wenn dort alte Laubbaumbestände zu finden sind. Beispielsweise mit alten Eichenbäumen oder Erlen. Mischwälder mit wirtschaftlichem Schwerpunkt auf bestimmten Nadelbaumarten werden dagegen nicht so schützenswert eingeordnet, erklärt Wald und Holz NRW.

SPD-Fraktionsvize Andre Klammt wirft der CDU und den Grünen in Stockum Klientelpolitik vor.
SPD-Fraktionsvize Andre Klammt wirft der CDU und den Grünen in Stockum Klientelpolitik vor. © WP | Anja Jungvogel

Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW definiert verschiedene sogenannte Biotoptypen und bewertet diese mit Punktzahlen von 1 bis 10. Vereinfacht kann man sagen, dass eine asphaltierte Fläche mit 1 und ein alter Eichenbestand mit 10 bewertet werden. Laubwaldbestände „von sogenannter hoher ökologischer Wertigkeit werden in der Regel zwischen 7 und 10 eingeordnet. Wobei die ökologische Wertigkeit nicht allein vom Alter der Bäume abhängt. Faktoren wie die Waldgesellschaft - hiermit ist das Ökosystem mit Pflanzen und Tieren gemeint - spielen dabei auch eine große Rolle. Hier wäre die Errichtung einer Windenergieanlage nahezu ausgeschlossen.

Wie hoch die ökologische Wertigkeit der Wälder auf dem Klarenberg ist, bleibt umstritten. Zumindest ein Teil des Waldes wurde nach dem Sturm Kyrill 2007 wieder als Mischwald aufgeforstet. Allerdings dadurch mit jüngerem Baumbestand. Marc Messerschmidt vom für den Bereich Sundern zuständigen Regionalforstamt Oberes Sauerland von Wald und Holz NRW erklärt auf Nachfrage zu der Problematik Klarenberg: „Nach einer ersten Inaugenscheinnahme der Luftbilder von 2023 scheint es in dem Bereich des Windenergiebereichs der Bezirksregierung Arnsberg für den Klarenberg Standorte für die Errichtung und den Betrieb von Windenergieanlagen zu geben“, sagt Messerschmidt.

In der Ausschuss-Sitzung hatte die CDU Sundern auf Wunsch des CDU-Ortsverbandes Stockum beantragt, auf die städtische Fläche am Klarenberg zu verzichten. „Aus dem Regionalplan darf sie nicht gestrichen werden, da kein hartes Kriterium dagegenspricht“, heißt es in einer Mitteilung der SPD Sundern. Die CDU wolle nun einfach ein Bauverbot für diese städtische Fläche erlassen, um ihrer Ansicht nach Mensch und Natur nicht weiter zu belasten. Der mögliche Windenergiebereich Klarenberg habe laut SPD aber neben der städtischen Fläche noch weitere 26 Eigentümer. Diese Eigentümer dürfen nun bei Feststellung des Regionalplans im kommenden Jahr auf ihren Flächen Windkraftanlagen bauen. Sowohl die privaten Flächenbesitzer als auch die Stadt Sundern mit ihrer Fläche und somit mit ihrer eigenen Städtischen Energiegesellschaft.

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Andre Klammt versteht diesen Schritt der CDU nicht. „Das einzige Hindernis ist nun der mögliche Mischwald auf einem Teil der städtischen Fläche. Würde sich im Herbst also herausstellen, dass die Fläche tabu ist, so könnte nur eine kleine städtische Fläche bebaut werden. Also wäre es doch nur richtig, diesen Termin abzuwarten.“ Dies sei jedoch von Grünen und CDU abgelehnt worden. Gemeinsam habe man für den Antrag gestimmt, der dazu führt, dass keine Windräder auf städtischer Fläche gebaut werden „Die privaten Flächenbesitzer auf dem Klarenberg dürfen aber Windräder zulassen. So kann es passieren, dass am Klarenberg genauso viele Windräder gebaut werden, wie mit den städtischen Flächen“, kritisiert die SPD. Für die Anwohner gebe es somit nicht ein Windrad weniger, auf das sie gucken würden.

Diese Abstimmung habe nach Ansicht der SPD zwei große Verlierer: Die Anwohner würden nicht eine Anlage weniger bekommen und die Stadt verzichte durch ihre regierenden Parteien auf wichtige Einnahmen. „Diese überstürzte Entscheidung der CDU und der Grünen ist nicht nachvollziehbar und hinterlässt Fragen, die im Rat beantwortet werden müssen“, kündigt Klammt an. „Statt wieder einmal die Interessen einzelner Klienteln zu vertreten, muss die Koalition die Stadt als Ganzes sehen.“