Neheim. In der Pflegebranche ist es immer schwieriger geworden, Fachkräfte zu finden. Die Konsequenzen spürt jetzt die Caritas in Neheim
Dass in Deutschland Pflegepersonal fehlt, ist nun wahrscheinlich keine neue Erkenntnis. Spätestens seit der Corona-Pandemie ist dieser Umstand bekannt. Doch weder in der Politik noch in der Gesellschaft hat ein wirkliches Umdenken eingesetzt. Die Folgen fehlender Fachkräfte sind auch in Arnsberg für erste Pflegedienste zu spüren. „Aufgrund von Krankheitsausfällen und Personalfluktuation im Wettbewerb mit anderen Diensten können die Kolleginnen und Kollegen am Standort Neheim derzeit nicht mehr alle Patienten versorgen. Wir bedauern dies sehr, hätten es uns auch anders gewünscht, müssen aber auf die aktuelle Situation reagieren“, erklärt der kaufmännische Vorstand der Caritas Arnsberg-Sundern, Dominik Pieper, die angespannte Situation in Neheim.
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Zwar seien die stationären Einrichtungen und anderen ambulante Dienste des Verbandes davon nicht betroffen, aber in der ambulanten Pflege gebe es das Problem. „Um die Patientinnen und Patienten, die teilweise seit vielen Jahren durch uns begleitet und versorgt werden, nicht stumpf im Regen stehen zu lassen, haben wir uns Hilfe geholt. Kolleginnen und Kollegen anderer Standorte sind eingesprungen, tun dies nach wie vor. Auch andere Pflegedienste haben uns Hilfe angeboten und versorgen derzeit Patientinnen und Patienten. Wir freuen uns über die Unterstützung, bedauern aber gleichzeitig, dass wir nicht mehr für alle Patientinnen und Patienten da sein können“, räumt Pieper ein.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Standortes Neheim hatten in den vergangenen Tagen alle betroffenen Kundinnen und Kunden informiert. Die Caritas Arnsberg-Sundern geht mit der Problematik bewusst transparent um und verschweigt die Sachlage nicht.
Ulrich Mönke von der Pflegekammer NRW beobachtet den Markt an Pflegekräften schon seit langem und ist nicht verwundert über die Situation. „Wir haben schon vor mehr als zehn Jahren mit einer Demonstration unter dem Titel ‚Pflege am Boden‘ auf die drohenden Personalengpässe hingewiesen. Damals hat man uns noch müde belächelt. Mittlerweile wissen viele, dass wir doch recht hatten“, sagt der ausgebildete Anästhesie- und Intensivpfleger, der als Mitarbeiterverteter am Klinikum Hochsauerland tätig ist.
Der Markt für Pflegekräfte sei sehr schwierig geworden. Im Klinikum habe man zwar rund 300 Ausbildungsplätze, doch die Abbruchquote sei hoch. In Deutschland bemühe man sich aktuell stark, um ausländische Fachkräfte aus den arabischen Staaten, aber auch aus Tunesien und Albanien anzulocken. „In der 80er Jahren als ich angefangen habe, war der Beruf des Pflegers noch deutlich attraktiver. Das hat sich leider im Laufe der Zeit gewandelt. Eine adäquate Bezahlung ist die eine Komponente, die andere sind auch die Arbeitsbedingungen. Wenn Fachkräfte ständig auf die Uhr gucken müssen, weil sie für jede Tätigkeit nur kleine Zeitfenster haben, wird das auf Dauer zur Belastung. Der Beruf verliert an Attraktivität“, betont Mönke.
Als Mitglied der Pflegekammer NRW setze er sich stark dafür ein, der Politik deutlich zu machen, dass sich etwas ändern muss. „Von der Politik muss den Krankenhäusern ausreichend Geld zur Verfügung gestellt werden, um die steigenden Lohnkosten für die Flegekräfte zu finanzieren. Viele Krankenhäuser sind mit dieser Problematik allein gelassen worden und stecken in finanziellen Schwierigkeiten. Einige Kliniken mussten sogar schließen“, warnt Mönke.
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Grundsätzlich müssten sich die Menschen in Deutschland aber auch hinterfragen, was sie von den Pflegekräften erwarten. „Die Bevölkerung muss entscheiden, was ihr Pflege künftig wert ist.“ In Ländern wie der Schweiz sei man in Sachen Akzeptanz und Bereitschaft, Geld zu investieren in die Pflege viel weiter. „Pflegedienste und Kliniken in Deutschland treten in gewisser Weise in Vorleistung, wenn sie Gehälter zahlen, die Tarifverhandlungen zwischen den Gewerkschaften und der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) sowie dem Bund erst mit einem Jahr Verspätung stattfinden“, so Mönke.
„Leider ist die Situation auf dem Pflegemarkt angespannt. Denn Kolleginnen und Kollegen, die bei einem Dienst beginnen, reißen irgendwo anders meistens ein Loch, weil kaum neue Pflegekräfte nachkommen und der Markt derzeit so schwierig ist. Der Caritasverband möchte wie viele andere auch diesem Trend begegnen und hat seine Bemühungen im Bereich der Ausbildung verstärkt. Denn wenn wir eigene Ausbildung forcieren und die Azubis gut begleiten und anleiten, können wir dem Mangel an Pflegekräften ein stückweit durch eigene Ressourcen begegnen“, hofft Dominik Pieper von der Caritas Arnsberg-Sundern.