Arnsberg. Fotograf Matthias Krispien fängt im Arnsberger Wald Emotionen und Geschichten mit seiner Kamera ein. Sonntag eröffnet die Schau im Gartenmuseum.

Irgendwo im Arnsberger Wald sitzt ein Mann, regungslos, die Kamera in der Hand. Geduldig wartet er auf den perfekten Moment, das ideale Bild. Matthias Krispien nimmt sich die Zeit, die Umgebung zu erfassen. Den Auslöser drückt er erst, wenn für ihn alles stimmt, wenn das Bild seine Stimmung spiegelt. Diese Art der Fotografie nennt man kontemplatives Fotografieren. Jedes Foto von Krispien ist mehr als nur ein Bild; es erzählt eine Geschichte.

Die Welt auf Augenhöhe fotografieren 

Oft entstehen seine Werke im Zusammenhang mit Ereignissen, die sein Leben prägen. Eines seiner Ausstellungsfotos trägt den Titel „Harald ist tot!“. Betrachtet man dieses fast schwarz-weiße, abstrakte Bild einer verschwommenen Wasseroberfläche, fragt man sich unweigerlich, was der Titel mit dem Bild zu tun haben könnte. Es entstand nach dem Tod eines seiner besten Freunde. Krispien ging in den Wald, um seine Trauer zu verarbeiten und schuf ein Foto, das seine Emotionen in diesem Moment perfekt einfängt. Durch diese Hintergrundgeschichte erhält das Bild eine tiefere Bedeutung. 

Aktuelles aus Arnsberg

Ein sehr beindruckendes Foto entstand am 24. Februar 2022, ein Datum, das allen präsent sein dürfte. Krispien bekommt die Nachricht von einer Freundin aus Kiew, sie würden in der Ukraine bombardiert. Um diese Nachricht zu verarbeiten, zieht sich Krispien in den Wald zurück. Er entdeckt eine Eisfläche, die gelbe Gläser und Blätter verdeckt und in der sich das Blau des Himmels widerspiegelt, die Farben der ukrainischen Flagge. In dem Moment, als er mit diesem Gedanken die Farben ins Kameravisier nimmt, landet eine Fliege auf dem Eis und putzt sich den Flügel, der nun wie ein römischer Schutzschild wirkt, für Krispien ein Sinnbild des Krieges. „Wir schaffen das mit dem Ukrainekrieg”, denkt er und mit diesem Gedanken drückt er auf den Auslöser seiner Kamera. Dieses Foto erregte großes Aufsehen und beeindruckte auch die Generalkonsulin des ukrainischen Generalkonsulats so sehr, dass sie Krispiens Ausstellung besuchen wollte – leider verhinderte der Krieg dies. 

„Dancing in the moonlight“ ist das Lieblingsbild von Monika Beule (Freundeskreis Oelinghausen).
„Dancing in the moonlight“ ist das Lieblingsbild von Monika Beule (Freundeskreis Oelinghausen). © WP | Britta Lieder

Ausstellungen seiner erstaunlichen Kunstwerke aus dem Arnsberger Wald hatte der gebürtige Mescheder, der heute in Soest lebt, schon viele, zuletzt im Heinrich-Lübke-Haus am Möhnesee oder in der Musikschule in Soest. Aber auch weltweit sind seine ästhetischen Naturfotos beliebt und füllten Ausstellungsräume, unter anderem in Paris, Los Angeles, San Francisco, Madrid, China und Budapest. Viele seiner Fotos wurden international prämiert und inspirieren andere Künstler und Künstlerinnen zu neuen Werken, Gedichten, Musikstücken und Choreografien. 

Die Ausstellung wandert 

Fotoausstellung im Klostergartenmuseum Oelinghausen
Fotoausstellung im Klostergartenmuseum Oelinghausen © WP | Britta Lieder

Nun zeigt Matthias Krispien seine Fotografien aus der regionalen Natur im Haus des Freundeskreises Oelinghausen. Angeregt wurde die Wanderausstellung durch die öffentliche Diskussion über die Einrichtung eines Nationalparks in unserer Region. Unterstützt wird das Projekt durch die Initiative Nationalpark Arnsberger Wald und von regionalen Naturschutzverbänden wie BUND, Nabu und dem SGV. 

Am Sonntag, 23. Juni, um 15 Uhr wird die Wanderausstellung „Fotokunst aus dem Arnsberger Wald“ von Matthias Krispien an ihrem dritten Standort, dem Klostergartenmuseum Oelinghausen, eröffnet und bis zum 28. Juli zu sehen sein. Der Freundeskreis Oelinghausen lädt zum Besuch ein. Im Frühjahr 2025 wandert die Ausstellung weiter ins Haus Kupferhammer nach Warstein und vollendet damit eine symbolische Umrundung des Arnsberger Waldes, dem Entstehungsort der Fotos. 

Um das Walderleben zu vertiefen, bietet der Sauerländische Gebirgsverein Soest passend zur Ausstellung je eine geführte Wanderung und Radwanderung an, die mit einem Besuch der Ausstellung verbunden wird – Info www.sgv-soest.de 

Info Wanderausstellung: 
23.06.-28.07.2024 im Klostergartenmuseum des Klosters Oelinghausen 
Öffnungszeiten: sonntags 14-17 Uhr und auf Anfrage beim Freundeskreis Oelinghausen, Günter Bertzen Tel.: 02932/29159 
Weitere Termine im Rahmen der Ausstellung:  So, 7. Juli, 15 Uhr, Lichtbildvortrag von Matthias Krispien. So, 21. Juli, 15 Uhr, Romantisches Harfenkonzert mit Jenny Meyer