Arnsberg. Eine Verzögerung von vier bis sechs Wochen ist zu erwarten, weil fünf Vogelnester unterhalb des Traggerüsts entdeckt wurden. Das sagt Straßen NRW.
Die Bauarbeiten an der Dinscheder Brücke in Arnsberg-Oeventrop werden sich voraussichtlich um vier bis sechs Wochen verzögern. Das berichtet Straßen NRW als ausführende Behörde der Baumaßnahme an der Landstraße L735. Brütende Vögel und mit Eiern gefüllt Nester sind dafür verantwortlich. Der Landesbetrieb hat nach Auskunft der Bezirksregierung als höhere Umweltbehörde darauf verzichtet, einen möglichen Antrag auf eine Ausnahmeregel zur Entfernung der Nester zu stellen. „Ein Kollege der Straßen.NRW Regionalniederlassung kümmert sich um die umwelttechnischen Belange an der Baustelle“, so Sprecherin Christiana Knippschild, „er entscheidet zusammen mit dem bauüberwachenden Kollegen, was im Fall der Nestfunde passiert“.
Und er hat entschieden: Da die Nester unterhalb des Traggerüstes gebaut wurden, können die Arbeiten zum Absenken des Überbaus derzeit nicht stattfinden. Die Nester werden nach der Brüt- und Ausflugszeit der Jungvögel entfernt.
Die Bauverzögerung habe gleich mehrere Gründe. Beim Umlegen der Betonrohre innerhalb der Ruhr in die Nähe des Widerlagers beim „Gasthoff Dicke“ sind fünf Vogelnester entdeckt worden. Unterhalb des Traggerüstes haben sich einige brutwillige Vögel ihre Nester gebaut, die alle bereits mit brutfähigen Eiern ausgestattet waren. Aufgrund des Paragraphen 44-47 im Bundesnaturschutzgesetz kann hier zunächst nicht an den Arbeiten zum Absenken des Überbaus gearbeitet werden, da die Vögel beim Herablassen ihr Heim verlieren würden.
„Wir werden versuchen die Arbeiten auszuführen, die nicht das Traggerüst betreffen“, erklärt Bauleiter Heinz- Peter Aßhoff von Straßen NRW. „Ich gehe davon aus, dass die Vögel zwei Wochen brüten und es noch einmal zwei bis vier Wochen dauert, bis die Kleinen flügge geworden sind und das Nest verlassen.“
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Unverständnis in Oeventrop
Das Oeventroper Bezirksausschuss-Mitglied Christoph Kraas (CDU) schüttelt angesichts der erneuten Verzögerung nur den Kopf. „Die Tiere haben in den letzten vier Wochen den gesamten Betoniervorgang, das Ausschalen, das Baggern und Abmontieren der Stahlträger überlebt, Nester gebaut und Eier gelegt“, stellt er fest und fragt: „Und jetzt brauchen sie einen Baustopp zum Brüten?“ Für ihn sei das aufgrund der mehrjährigen Belastungen für die Bürger durch die Brückenerneuerung und der Kosten des Millionenprojekts nicht nachvollziehbar. Wenn erwünscht würde er auch helfen, die Tiere innerhalb von zwei Tagen umzusiedeln.
Bürgermeister Ralf Bittner war am Dienstag von der Bauleitung informiert worden. Nicht auszuschließen ist nun aber auch, dass es es durchaus zu längeren Verzögerungen kommen kann, weil ja an diversen Arbeitsschritten auch andere Gewerke und Firmen hängen, die nun möglicherweise zeitlich nicht mehr umdisponieren können. „Bei allem Verständnis und Sympathie für den Naturschutz, aber das versteht kein Mensch mehr“, so Bittner.
Auch Oeventroper Rats- und BezirksausschussmitgliedChristoph Schmidt (CDU) ist fassungslos. „Das kann doch wohl nicht wahr sein!“, sagt er, „Tierwohl vor Menschenwohl: all die so gut gemeinten grünen Beschlüsse legen uns die Handfesseln um“.