Arnsberg. So wirkt sich Krankenhausplanung des Landes auf Arnsberger Standort des Klinikums Hochsauerland aus. Geschäftsführung will Nachbesserung.

Das Klinikum Hochsauerland sieht sich durch die Schwerpunktsetzungen der seit November 2022 laufenden Krankenhausplanung im Land Nordrhein-Westfalen in seiner bisherigen strategischen Ausrichtung bestätigt. Im Detail will das Klinikum aber noch nacharbeiten, weil das zuständige Ministerium nach einer Anhörung nicht alle beantragten Leistungsgruppen und Fallzahlen für angemessen hält.

Was sind angemessene Fallzahlen?

Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales hat allen Krankenhäusern im Land nun mitgeteilt, welche Leistungsgruppen und Fallzahlen es für das jeweilige Krankenhaus ab dem 1. Januar 2025 für angemessen erachtet, um den Versorgungsauftrag zu erfüllen. „Vom Grundsatz her bestätigen die vorliegenden Planungen die strukturelle Entwicklung des Klinikums Hochsauerland und stärken die Rolle des Klinikums als breit aufgestellter und größter Gesundheitsversorger der Region. Wir können nahezu unser komplettes Versorgungsspektrum weiterhin erbringen“, sagt Michael Gesenhues, Geschäftsführer Klinikum Hochsauerland.

Dennoch könne die Krankenhausplanung auch im Klinikum Hochsauerland in einzelnen hochspezialisierten Leistungsbereichen zu Einschnitten führen. Hintergrund ist, dass die Krankenhausplanung auf eine deutliche Konzentration der Versorgung abzielt. Dies betrifft im Klinikum Hochsauerland einzelne Versorgungsangebote, die in der vorliegenden Planung nicht berücksichtigt wurden.

Insbesondere zu nennen ist am Karolinen-Hospital der Bereich der Lebereingriffe (13 Fälle beantragt), Pankreas- und Bauchspeicheldrüseneingriffe (25 Fälle beantragt) und Eierstockkrebseingriffe (24 Fälle beantragt). Nicht berücksichtigt wurden auch am St. Walburga-Krankenhaus beantragte Stammzelltransplantationen (35 Fälle). Das Klinikum spricht ausdrücklich davon, dass die beantragten Fälle und Versorgungsleistungen „noch nicht“ berücksichtigt seien, was die Hoffnung zum Ausdruck bringt, dass die Planung noch nicht in Stein gemeißelt ist.

Peter Lütkes, Medizinischer Direktor, und Michael Gesenhues, Geschäftsführer Klinikum Hochsauerland: „Wir müssen nachverhandeln!“
Peter Lütkes, Medizinischer Direktor, und Michael Gesenhues, Geschäftsführer Klinikum Hochsauerland: „Wir müssen nachverhandeln!“ © WP | Klinikum Hochsauerland

An anderen Stellen sieht die Krankenhausplanung eine Zentralisierung von Leistungen vor. So sollen die bisher an den Standorten Karolinenhospital Hüsten und St. Walburga-Krankenhaus erbrachten Versorgungsangebote Tiefe Rektumeingriffe (Darm), Hüftendoprothetik inklusive Revisionen (Hüftprothesen) sowie bestimmte Schrittmacher ab 2025 am Standort Karolinenhospital konzentriert werden.

Einem Wunsch des Klinikums für den Standort Karolinenhospital entsprach das Ministerium nicht: Der beantragte Aufbau des neuen Versorgungsangebots Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie wurde ebenso abgelehnt wie die Fortführung der Hals-Nasen-Ohren-Belegabteilungen an den Standorten Karolinenhospital und St. Walburga-Krankenhaus.

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Das Klinikum geht davon aus, dass die vorliegende Zuteilung der Leistungsgruppen keine abschließende Entscheidung ist. „Wir werden das Anhörungsverfahren nutzen, um zu den bisher nicht bewilligten Leistungsgruppen noch einmal wichtige Argumente vorzutragen“, so Klinikum-Geschäftsführer Michael Gesenhues. Er stellt auch klar, dass bis zur endgültigen Entscheidung auch diese Leistungen weiterhin im Klinikum erbracht werden.

„Entscheidend ist, dass wir Zuteilungen in der überwiegenden Mehrzahl der beantragten Leistungsbereiche erhalten haben, darunter auch die hochkomplexe Intensivmedizin, die komplexe Gastroenterologie sowie die interventionelle Kardiologie in Hüsten und Meschede und die komplexe Nephrologie in Meschede“, sagt Dr. med. Peter Lütkes, Medizinischer Direktor am Klinikum Hochsauerland. In der Summe seien die in den letzten Jahren durchschnittlich erbrachten Fallzahlen praktisch zu 100 Prozent bestätigt worden. „Die nummerische Zuteilung hinter der Beantragung zurückliegender Fallzahlen in einigen Leistungsgruppen ist für uns nicht so entscheidend, da es sich hier um Planungsgrößen und keine verbindlichen Obergrenzen handelt“, so Lütkes.

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Tatsächlich gibt es in vielen Bereichen ein größeres Delta zwischen beantragten und den nach erster Anhörung vom Ministerium als angemessen betrachtete Fallzahlen. So wurden am Standort Karolinenhospital für die Allgemeine Innere Medizin 4573 Fälle beantragt und 4219 als angemessen ermittelt. Ähnlich sieht es aus bei Allgemeiner Chirurgie (3850 beantragt/3383 angemessen), Interventionelle Kardiologie (1575/1500), Urologie (2227/1386), Allgemeine Frauenheilkunde (1500/1297) und Allgemeine Kinder- und Jugendmedizin (2850/2693). In wenigen Fällen aber liegt in Hüsten die Zahl der genehmigten Fälle sogar über dem Antrag: Allgemeine Neurologie (2034/2050).

Einiges aber dürfte sich einer Krankenhausplanung entziehen: So beantragte das Klinikum 2932 Geburten, das Ministerium aber hält 1800 Geburten für angemessen. Letzteres dürfte werdenden Eltern in ihrer Familienplanung gleichgültig sein.

Zahlen für Sorpesee und Hachen

Bei anderen Häusern, die in ganz speziellen Behandlungsfeldern unterwegs sind, passen beantragte Versorgungsleistungen und die Bewertungen der Krankenhausplanung passgenauer zusammen. So hatte die Neurologische Klinik Sorpesee 1200 Behandlungsfälle beantragt und 1209 als angemessen attestiert bekommen. Bei der Sauerlandklinik Hachen sieht es mit 2700 zu 2809 ähnlich aus. Beide Häuser stehen für die Versorgungsgruppe Allgemeine Neurologie.