Winterberg. Junge Niederländer randalieren in Winterberg. Wie die Wirtin und ihr Team mit der Situation umgehen und welche Konsequenzen sie daraus ziehen.

Zusammenfassung

  • Randalierende Niederländer sorgen für Chaos in Winterberger Lokal
  • Wirtin klagt über respektlose Urlauber: 'Die denken, sie sind die Kings'
  • Polizei-Einsatz nach Randale: Gläser fliegen, Tische kaputt

Fliegende Gläser. Eimer voller Scherben. Kaputte Tische. Ein blaues Auge und eine Platzwunde am Kopf. Das ist die traurige Bilanz, nachdem eine Woche vor Beginn der Krokusferien eine Gruppe junger Niederländer in einem Lokal in Winterberg randalierte. Die betroffene Wirtin beklagt sich über eine Zunahme von respektlosen Urlaubern – bei denen es sich oftmals, wie sie versichert, um Gruppen junger Männer aus den Niederlanden handeln soll.

Mangelnder Respekt

„Der Gast ist König, aber nur solange er sich auch so benimmt“, sagt Daniela Tillmann (56), die ihr Lokal in Winterberg nun schon im neunten Winter betreibt. Normalerweise klappe das auch, und alle feiern harmonisch miteinander – von 18 bis 80 sei jede Altersgruppe vertreten. Das sei es auch, was sie an ihrem Job liebe, aber eben nicht Ereignisse wie vor einer Woche. Sie merke, dass es jedes Jahr schlimmer werde mit der Respektlosigkeit: „Die denken, sie sind die Kings und machen, was sie wollen.“ Im Gegensatz zu früher kontrolliert sie daher nun strenger beim Einlass.

„Die denken, sie sind die Kings und machen, was sie wollen.“

Daniela Tillmann
Wirtin

Der Großteil der Menschen sei in Ordnung, die Lage meistens ruhig. „Man kann den Leuten aber halt auch nur vor den Kopf gucken“, so Tillmann. Wie eben auch an jedem Freitag, dem 7. Februar. Die Kreispolizei des Hochsauerlandkreises teilte auf Anfrage lediglich mit, dass es in ihrem Lokal zu einer „Rangelei“ kam.

Daniela Tillmann (56) von Danny's Nachtcafe in Winterberg.
Daniela Tillmann (56) lässt sich von solchen Ereignissen nicht unterkriegen und betont, dass die meisten Leute in Ordnung sind. © Kevin Schmidt | Kevin Schmidt

Totale Randale

Bei Daniela Tillmann klingt das jedoch anders: „Das war eine Gruppe von fünfzehn bis achtzehn Leuten, die haben angefangen, mutwillig Gläser zu zerstören und Tische umzuwerfen. Die haben total randaliert.“ Sie habe dann die Polizei gerufen. Die Gruppe randalierender Niederländer sei daraufhin „rausgeschwärmt“ – die Polizei habe nur einen von ihnen erwischt.

Manuela Dietrich (46) steht mit Tillmann hinter der Theke. Spricht man sie auf den Abend an, sind ihre ersten Worte: „Oh Gott.“ Dennoch bezeichnet sie es als Einzelfall. Sie sei seit drei Monaten dabei: „Seit ich hier bin, war es zum ersten Mal so krass.“

Manuela Dietrich (46) steht in Danny's Nachtcafe zusammen mit der Wirtin hinter der Theke.
Manuela Dietrich (46) steht mit Daniela Tillmann hinter der Theke: „Seit ich hier bin, war es zum ersten Mal so krass.“ © Kevin Schmidt | Kevin Schmidt

Geworfene Tische und Gläser

„Die haben sich dahinten verschanzt“, so Dietrich weiter. Sie wollte Gläser hinten im Lokal sammeln gehen. Da musste sie sich schon bei der Gruppe durchdrängeln, Schnapsgläser lagen am Boden. Eine halbe Stunde später hörte sie dann das Klirren. Die Niederländer fingen an, Gläser durch den Laden zu werfen. Gäste begannen, sich über die Gruppe zu beschweren.

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Als Tillmann zu den Leuten hinging, sah Dietrich, wie die Randalierer ihr einen Tisch entgegenwarfen. Daraufhin wurde die Musik ausgemacht und die Polizei gerufen. Dietrich versuchte noch, die Übeltäter vom Abhauen hindern, dabei sei sie an der Treppe von ihnen weggetreten worden.

Zerstörung in Winterberger Lokal durch randalierende niederländische Urlauber.
Am Ende waren drei Eimer mit Scherben gefüllt. © Daniela Tillmann | Daniela Tillmann

„Die werden immer schlimmer“

Ein Taxifahrer an der Theke meldet sich bei den Erzählungen schnell zu Wort. Er sagt, manche Niederländer seien oft aggressiv. Er habe einmal erlebt, wie einer einem ein Bierglas durch das Gesicht gezogen habe. „Die werden immer schlimmer.“

„Prompt hat der mir ein Glas gegen den Kopf gehauen.“

Kai Schmidt
Türsteher

Ähnliches erlebte Kai Schmidt (25) an jenem Abend. Er steht für Daniela Tillmann an der Tür. „Danny rief mich runter, ich sollte die Leute da rausschmeißen.“ Die Leute jedoch ignorierten ihn. Erst nachdem sie darüber informiert wurden, dass die Polizei verständigt wurde, wollten sie abhauen. Kai sah, wie einer von ihnen Dietrich an der Treppe wegtrat, und wollte dazwischengehen. „Prompt hat der mir ein Glas gegen den Kopf gehauen.“ Er erlitt eine Platzwunde am Kopf. „Da war der Abend für mich gelaufen.“

Kai Schmidt (25) kontrolliert den Einlass bei Danny's Nachtcafe in Winterberg.
Kai Schmidt (25) kontrolliert den Einlass, ihm wurde von randalierenden Urlaubern ein Glas vor den Kopf geschlagen. © Kevin Schmidt | Kevin Schmidt

Unter Gastronomen kein Geheimnis

Jeden Winter gebe es eine solche Aktion, erzählt Tillmann. Vor drei Jahren habe man ihr die ganze Toilette auseinandergenommen und das Waschbecken herausgerissen. Ihr Lokal sei auch bei anderen Leuten aus der Gastronomie beliebt. Daher höre sie auch genug Geschichten von anderen Gastronomen – von zerstörten Hotelzimmern und Balkons. Gerade junge Niederländer würden besonders oft Probleme bereiten. Es fehle einfach der Respekt.

„Die ganzen Leute aus der Gastronomie, die hier waren, haben sofort geholfen, wieder aufzuräumen.“

Daniela Tillman
Wirtin

Tillmann selbst hängt im hinteren Teil ihres Lokals keine Deko mehr auf: „Die klauen die Leute eh oder machen sie kaputt.“ Nur die Theke macht sie noch schön, denn die hat man wenigstens im Blick. „Wir versuchen, den Menschen eine schöne Zeit zu ermöglichen, mit guter Musik und guter Atmosphäre. Und diese Leute machen es dann kaputt.“

Kai Schmidt (25), Daniela Tillman (56) und Manuela Dietrich (46) von Danny's Nachtcafe in Winterberg.
Kai Schmidt (25), Daniela Tillman (56) und Manuela Dietrich (46) haben den Abend in keiner guten Erinnerung. © Kevin Schmidt | Kevin Schmidt

Die meiste Zeit dennoch schön

An dem Abend hatte die Wirtin dennoch viel Hilfe: „Die ganzen Leute aus der Gastronomie, die hier waren, haben sofort geholfen, wieder aufzuräumen.“ Als sie Fotos von den Verwüstungen machte, war vieles daher schon weggeräumt. Am Ende blieben drei Eimer voller Scherben und kaputte Tische.

Doch von einem solchen Abend lässt sich die resolute Wirtin nicht beirren: „Gott sei Dank ist die schlimme Zeit begrenzt. Meistens ist es ja schön und ruhig. Es ist nur die Saison, ansonsten haben wir hier jede Menge tolle Leute.“