Winterberg. Sie setzt ihr Leben einmal auf null: Nach einem schweren Schicksalsschlag schafft es Katharina Althaus, sich ein neues Leben aufzubauen.
Katharina Althaus (35) ist 27 Jahre alt, als sich ihr Leben vollkommen verändert. Sie lebt bei Winterberg damals, arbeitet im Hotelgewerbe, auch privat läuft alles gut. Dann entdecken Ärzte einen Riesenzelltumor im Hüftkopf. Fünf Jahre soll es dauern, bis sie wieder vollkommen gesund ist. Ihr Leben ist danach aber ein anderes. Doch statt mit ihrem Schicksal zu hadern, nimmt Katharina Althaus ihr Leben einfach selbst in die Hand und wird Gründerin. Sie erzählt von ihrem mutigen Schritt.
Irgendwann kann sie kaum noch laufen, muss an Krücken gehen
„Ich konnte irgendwann nur noch an Krücken gehen, konnte kaum laufen“, sagt die 35-jährige. Sie will schon damals aktiv etwas unternehmen, will ihre Krankheit verstehen. „Ich wollte wissen, was hinter der Krankheit steckt. Ich habe viel alternativ gemacht, um zu verstehen, warum ich krank geworden bin und was das mit meiner Lebenssituation zu tun hat. Ich habe an mir gearbeitet, dadurch brauchte ich in dieser Zeit keine psychologische Hilfe“, sagt sie. Irgendwann in dieser Zeit stößt sie auf Australische regenerative Tiefenentspannung.
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Sie geht regelmäßig in die Behandlung. Die australische regenerative Tiefenentspannung (ArT) ist ein Entspannungsverfahren, das leichte Impulse an verschiedenen Körperzonen vornimmt. Blockaden, die vorher zu Spannungen der Psyche und des Körpers geführt haben, sollen gelöst werden. ArT hilft ihr, sich besser zu fühlen.
Winterberg: Katharina Althaus muss einmal komplett neu anfangen
Irgendwann bekommt sie ein neues Hüftgelenk, doch das ist zu groß. Katharina Althaus kann kaum noch am Leben teilhaben, kann nicht einkaufen gehen, nicht mehr laufen. In der vierten und letzten Operation bekommt sie eine neue Hüfte. „Und ein neues Leben“, sagt sie. Endlich geht es ihr besser. In ihren alten Beruf will sie nicht zurück. „Ich fing komplett neu an, ohne finanzielle Unterstützung, nicht krankenversichert.“ Sie hat zwar eine Berufsunfähigkeitsversicherung, die aber liegt zum Teil über dem Budget des damaligen Hartz 4-Betrags. Das macht alles noch komplizierter für Katharina Althaus.
Sie wird nicht finanziell unterstützt, muss alles allein stemmen
„Ich habe überlegt, was ich nun machen kann und gemerkt, dass ich gerne die Australische regenerative Tiefenentspannung anbieten möchte. Ich wollte das weitergeben, was mir geholfen hat und damit andere Menschen unterstützen.“ Doch die Ausbildung wird nicht durch die Behörden finanziell unterstützt. „Hätte ich etwas normales gewählt, wäre das anders gewesen. Die Kosten wurden nicht durch das Arbeitsamt übernommen, da es einfach keine typische Ausbildung war“, sagt Althaus. „Ich habe mir dann gesagt, mache ich das eben allein.“ Ihr Ausbilder ermutigt sie. Nach ihrem Abschluss meldet sie ein Gewerbe an, ordnet alles mit dem Steuerberater und findet passende Räume in Züschen. Die Stadt Winterberg zahlt ihr für ein Jahr einen Mietzuschuss im Rahmen der Innenstadtförderung. Im Januar 2022 beginnt ihr Leben als Gründerin.
Stress um Außen setzt sich im Körper fest
„Ich habe Stück für Stück angefangen, alles aufzubauen. Habe Werbung gemacht und die ersten Menschen behandelt. Natürlich geht es in diesem Bereich eher um Weiterempfehlungen.“ Sie geht bei den Behandlungen am Anfang stets gleich vor. Trifft sich mit den Menschen und spricht mit ihnen ausführlich über ihre Probleme, das kann helfen, die Struktur der Behandlung festzulegen. „Die ArT kann alles unterstützen, Rücken- oder Kopfschmerzen, aber auch psychische Probleme wie Depressionen oder Burnout. Damit kommen insbesondere viele junge Menschen zu mir“, erklärt Katharina Althaus. „Stress im Außen setzt sich im Körper fest. Traumata durch einen Unfall oder Verlust kann sich ebenfalls im Körper festsetzen und sich nach Jahren noch zeigen.“ Beim ersten Termin erfolgt dann die Basisbehandlung, die rund 70 Prozent der Selbstheilungskräfte aktivieren soll. Beim zweiten Termin setzt Katharina Althaus individuelle Impulse für den Patienten. „Der Patient liegt auf der Massageliege, ich lasse ruhige Musik laufen. Die Patienten können ganz normal bekleidet bleiben, ich setze meine Impulse mit Daumen und Zeigefinger auf dem Meridiansystem“, beschreibt sie. Pausen sind dabei wichtig, damit der Körper die Impulse verarbeiten kann. „Wir sprechen dabei nicht, damit der Körper ganz runterfahren kann. Ich setze alles daran, dass der Körper physisch und psychisch komplett entspannen kann.“
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Sie arbeitet mit Traumata-Patienten zusammen
Sie arbeitet viel mit Menschen, die mit Traumata zu ihr kommen. Mit Angst oder Stress. „Wir wollen dann auf eine sanfte Weise wieder vor dem Ereignis landen. Sanfte Trauma-Ausleitung. Der Körper kann darauf mitunter heftig reagieren, das bespreche ich aber alles genau vorab.“ Sie arbeitet so über den Körper, dass er sich wieder selbst regulieren kann, dass die Lebensenergie wieder richtig fließen kann. Im Netz bekommt sie nur positives Feedback. Bei Google wird sie in 13 Rezensionen mit fünf von fünf Sternen bewertet. „Dank ihrer Unterstützung und den praktischen Tipps, die sie mir an die Hand gegeben hat, fühle ich mich heute fitter und gesünder als je zuvor“, heißt es in einer Bewertung. Viele loben ihre empathische und ruhige Art. Jemand schreibt gar, dass er seine Depression mit ArT in den Griff bekommen hat.
Zwei Jahre ist Katharina Althaus nun schon selbstständig. Manchmal plagen sie noch Existenzängste, gerade jetzt, sagt sie. „Aber ich bekomme viel Unterstützung durch meine Familie, meine Klienten. Ich bin sehr dankbar dafür.“
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