Hallenberg. Von Sirenen bis Sandsäcke: Die Stadt Hallenberg setzt auf umfassende Strategien und moderne Technik zur Hochwasserabwehr.

Die Stadt Hallenberg steht vor der Herausforderung, sich auf die zunehmenden Risiken durch Hochwasser und Starkregenereignisse einzustellen. Obwohl die Region glücklicherweise nicht regelmäßig von schweren Überschwemmungen betroffen ist, sind dennoch Maßnahmen notwendig, um auf mögliche Extremwetterlagen vorbereitet zu sein. Im Gespräch mit dem Bürgermeister der Stadt, Enrico Eppner, wurden die bisherigen Strategien und Pläne für den Hochwasserschutz detailliert erörtert.

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Seit dem letzten größeren Hochwasserereignis im Dezember 2023 wurden in Hallenberg keine neuen baulichen Hochwasserschutzmaßnahmen wie Deiche, Rückhaltebecken oder Schutzmauern errichtet. Dies liegt vor allem an der glücklichen topografischen Lage der Stadt und ihrer Ortschaften, durch die große Hochwasserschäden bislang ausblieben. Dennoch bleibt die Vorbereitung auf lokale Hochwasserlagen eine wichtige Aufgabe.

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Mobile Hochwasserschutzsysteme: Die Freiwillige Feuerwehr Hallenberg verfügt über umfangreiche mobile Hochwasserschutzausrüstung, die flexibel eingesetzt werden kann. Dazu zählen Tauchpumpen, Saugkörbe, Verschalungsmaterial sowie Sandsäcke. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf ungefüllten Sandsäcken, die bei Bedarf kurzfristig vor Ort, beispielsweise durch einen Baustoffhändler, gefüllt werden können. Diese Ressourcen wurden bereits beim Hochwasser im Dezember 2023 erfolgreich durch die Feuerwehr in allen Stadtteilen eingesetzt, darunter Hallenberg, Hesborn, Liesen und Braunshausen. Aufgrund der geografischen Gegebenheiten ist auch in Zukunft davon auszugehen, dass Hochwasser vor allem einzelne Straßenzüge oder Häuser betrifft, sodass gezielte Einsätze erforderlich sind. Die Feuerwehr arbeitet dabei Hand in Hand über Ortsgrenzen hinweg und ist ein zentraler Akteur im Schutz der Bevölkerung.

Um für mögliche Hochwasserereignisse gewappnet zu sein, wie im vergangenen Jahr, rät die Stadt Hallenberg zur Vorhaltung von Sandsäcken.
Um für mögliche Hochwasserereignisse gewappnet zu sein, wie im vergangenen Jahr, rät die Stadt Hallenberg zur Vorhaltung von Sandsäcken. © Anna Maurer | Anna Maurer

Anpassung der Abwasser- und Kanalsysteme: Die Stadt Hallenberg hat ihre Abwasseranlagen auf dem neuesten Stand der Technik, sodass diese auch bei den letzten Starkregenereignissen problemlos funktionierten. Um jedoch auf potenziell häufigere Extremereignisse vorbereitet zu sein, werden die hydraulischen Kapazitäten der Anlagen kontinuierlich überprüft. Hierbei orientiert sich die Stadt an den neuesten Regendaten und passt die Kanalnetze bei Bedarf im Rahmen von Baumaßnahmen an. Aktuell erfolgt zudem eine Neubewertung des Gefährdungspotenzials, basierend auf einem Runderlass des Ministeriums für Umwelt, Natur- und Verbraucherschutz NRW (07/2024).

Derzeit keine Pegelmessungen

Frühwarnsysteme: Um die Bevölkerung rechtzeitig vor Hochwassergefahren zu warnen, setzt Hallenberg auf ein bewährtes Frühwarnsystem. In allen vier Stadtteilen stehen ortsfeste Sirenen zur Verfügung, die von der Leitstelle des Hochsauerlandkreises ausgelöst werden können. Diese Sirenen dienen dem sogenannten „Weckeffekt“, bei dem die Bevölkerung aufgefordert wird, den Hörfunk einzuschalten und weitere Informationen einzuholen. Ergänzend dazu verfügt die Stadt über eine mobile Warnanlage, die speziell in Rand- und Außenbereichen eingesetzt werden kann, die nicht vom Beschallungsradius der Sirenen abgedeckt sind. Auch Fahrzeuge der Feuerwehr sind mit Lautsprechern und Megaphonen ausgestattet, um Warnhinweise direkt in betroffenen Gebieten zu verbreiten. Regelmäßig nimmt Hallenberg am landes- und bundesweiten Warntag teil, um die Bevölkerung über die Bedeutung der verschiedenen Warnsignale zu informieren und die Aufmerksamkeit für Gefahrenlagen zu schärfen.

Zugang zu Pegelmessdaten: Im Stadtgebiet Hallenberg werden derzeit keine Pegelmessungen durchgeführt. Dies mag der bisher geringen Betroffenheit der Region geschuldet sein. Dennoch können sich Interessierte über die gängigen Warnapps wie Katwarn oder NINA sowie das Hochwasserportal des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) informieren. Zusätzlich nutzt die Stadt soziale Medien, um relevante Informationen bereitzustellen.

Vorbereitungstipps für die Bevölkerung: Um für mögliche Hochwasserereignisse gewappnet zu sein, gibt die Stadt Hallenberg konkrete Empfehlungen an die Bürgerinnen und Bürger weiter. Dazu gehört die Vorhaltung von Sandsäcken, Schalbrettern und anderen Materialien, um potenziell gefährdete Bereiche abzusichern. Ebenfalls wird geraten, Notvorräte wie Lebensmittel, Trinkwasser und ein batteriebetriebenes Radio bereitzuhalten. In gefährdeten Gebieten sollten Gebäudeöffnungen wie Fenster, Türen und Lichtschächte mit Schwellen oder Sandsäcken gesichert werden. Ein besonderer Hinweis gilt der Gefahr von Stromschlägen in überfluteten Kellerräumen. Zudem sollten wichtige Dokumente sowie Notfallgepack und Medikamente griffbereit sein. Regelmäßige Überprüfungen von Rückstauklappen auf ihre Funktionstüchtigkeit werden ebenfalls empfohlen.

Informationsvermittlung über lokale Gefahrenzonen: Die Stadt informiert ihre Einwohner umfassend über potenzielle Gefahrenzonen und Schutzmaßnahmen. Dabei werden die offizielle Website sowie die sozialen Medienkanäle auf Facebook und Instagram genutzt. Die mobile Warnanlage dient zudem der lokalen Information in besonders gefährdeten Bereichen.

Notfallpläne und Evakuierungsrouten: Derzeit arbeitet die Freiwillige Feuerwehr Hallenberg an einem umfassenden Alarm- und Einsatzplan „Hochwasser“, der im ersten Quartal 2025 final abgestimmt werden soll. Ziel ist es, klare Handlungsanweisungen für alle Beteiligten zu schaffen und organisationsübergreifende Szenarien zu erarbeiten. Bisher existieren keine festgelegten Evakuierungsrouten oder Sammelplätze. Diese Aspekte sollen jedoch im Rahmen der Erstellung des neuen Einsatzplans konkretisiert werden.