Winterberg. Winterberg überrascht: Statt Defizit erwirtschaftet die Stadt einen Überschuss von 4,3 Millionen Euro. Doch die Zukunft sieht düster aus.

Die Stadt Winterberg verzeichnete im Jahr 2023 ein unerwartet positives Jahresergebnis. Statt des geplanten Defizits von 1,257.288 Euro erzielte die Stadt einen Überschuss von rund 4,3 Millionen Euro. Diese positive Entwicklung sei vor allem auf höhere Gewerbesteuereinnahmen und unerwartete Gewinne des städtischen Forstbetriebs zurückzuführen, erklärte die Pressesprecherin der Stadt Winterberg, Rabea Kappen, gegenüber der WP.

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Verschuldung reduziert

Im Jahr 2023 übertrafen die Gewerbesteuereinnahmen die Erwartungen um 1,75 Millionen Euro. Zudem führte der städtische Forstbetrieb einen Gewinn von 3,57 Millionen Euro ab, der ursprünglich als „erhaltende Anzahlung“ verbucht werden sollte, was jedoch buchhalterisch nicht möglich gewesen sei. Diese zusätzlichen Einnahmen resultierten aus einer Borkenkäferkalamität und sollen in die Erweiterung des örtlichen Gymnasiums investiert werden. Die ursprünglich geplante Isolierung in Höhe von 1.064.750 Euro wurde nicht durchgeführt, da der erwirtschaftete Überschuss eine solche Maßnahme zur Haushaltsstabilisierung überflüssig machte. Dies war bereits im Vorjahr der Fall. Bürgermeister Michael Beckmann betonte die Rolle der lokalen Unternehmen: „Ich danke unseren engagierten Unternehmerinnen und Unternehmern dafür, dass sie mit Blick auf die vergangenen Krisenjahre weiter unverzagt und zukunftsorientiert Ausbildungs- und Arbeitsplätze schaffen und Umsätze erwirtschaften.“ Die Diversifizierung der Wirtschaft, insbesondere durch den Mix aus Tourismus und Gewerbe, trug zudem entscheidend zu den stabilen Einnahmen bei, auch wenn der Tourismus während der Corona-Krise stark beeinträchtigt gewesen sei.

Die Stadt konnte ihre Verschuldung um rund zwei Millionen Euro reduzieren, was langfristig Zinskosten senkt und die Grundlage für zukünftige Finanzplanungen bildet. Trotz dieser Entschuldung bleibe die Stadt aufgrund von Altschulden weiterhin hoch verschuldet, erklärt Pressesprecherin Kappen. Zwischen 2020 und 2023 wurden daher insgesamt 5,8 Millionen Euro an Krediten abgebaut.

Hier will die Stadt den Überschuss investieren

Einige geplante Investitionen mussten verschoben werden, darunter der Neubau des Feuerwehrhauses in Züschen und das Projekt „Neue Mitte“ in Niedersfeld. Diese Verzögerungen betreffen jedoch nicht das Jahresergebnis direkt, da Abschreibungen erst in den kommenden Jahren anfallen. Der Überschuss wird in die Ausgleichsrücklage eingestellt, um zukünftige Fehlbeträge auszugleichen. Diese Rücklage ist eine Bilanzposition ohne direkte Liquidität und wird auch zur Finanzierung von Investitionsabschreibungen genutzt. Die Stadt plane zudem weiterhin umfangreiche Investitionen im Bildungsbereich, Feuerschutz und in die Infrastruktur. Im Rahmen der jährlichen Haushaltsberatungen würden diese Investitionen geplant und finanziert, wobei eine transparente Darstellung der Neuverschuldung noch erfolge. Ein langfristiger Sanierungsplan für kommunale Infrastruktur soll erarbeitet werden. Positiv bewertet die Stadt auch, dass keine Kassenkredite aufgenommen werden mussten, was Zinskosten spare. Die Stadt kritisiert jedoch, dass eine mögliche Altschuldenlösung des Bundes nur Kassenkredite berücksichtigt und nicht Investitionskredite, was Winterberg benachteilige.  Insgesamt gehe es in den nächsten Jahren neben den Investitionen in Bildung und Sicherheit darum, zuerst einen langfristigen Sanierungsplan für die kommunale Infrastruktur, wie Straßen, Brücken oder die städtischen Immobilien, insgesamt zu erarbeiten, um dann zu entscheiden, wie die Finanzierung und Priorisierung der Maßnahmen vor dem Hintergrund der kommunalen Finanzen aussehen kann.

Düstere Prognosen

Auch in diesem Jahr entwickele sich die Gewerbesteuer sehr positiv. Es zeichne sich, laut Stadt, ab, dass sich das Jahresergebnis im Vergleich zur Planung wieder verbessert, eine konkrete Aussage über die Höhe sei derzeit noch nicht möglich. So positiv der Jahresabschluss der Stadt Winterberg aktuell sei, so düster sehen die derzeitigen Prognosen für die kommenden Jahre aus. „Insbesondere durch den ungebremsten Anstieg der Sozialausgaben hat der Hochsauerlandkreise den Städten und Gemeinden bei der Kreis- und Jugendamtsumlage erhebliche Mehrbelastungen angedeutet. Dies stellt auch die Stadt Winterberg vor die schier unlösbare Aufgabe, die zukünftigen Haushalte in den Griff zu bekommen“, warnt Rabea Kappen.

Die Stadt Winterberg stehe insbesondere bei den notwendigen Investitionen im Bildungsbereich sowie beim Feuerschutz vor großen Herausforderungen. Hinzu kommen die notwendigen Investitionen in die örtliche Infrastruktur, wie beispielsweise der Straßenbau. Im Rahmen der alljährlichen Haushaltsberatungen mit dem Rat der Stadt Winterberg werden die Investitionen in den Haushalten veranschlagt. Im Kontext der Finanzsituation insgesamt wird dann auch die Finanzierung festgelegt, sodass im Haushalt transparent erkennbar wird, mit welcher geplanten Neuverschuldung die Investitionen finanziert werden. Insgesamt geht es in den nächsten Jahren neben den Investitionen in Bildung und Sicherheit darum, zuerst einen langfristigen Sanierungsplan für die kommunale Infrastruktur insgesamt zu erarbeiten, um dann zu entscheiden, wie die Finanzierung und Priorisierung der Maßnahmen vor dem Hintergrund der kommunalen Finanzen aussehen kann.