Marsberg. Neubau, Sanierung oder Umzug? Das schadhafte Schulgebäude des Gymnasiums verursacht vermutlich ungeplante Kosten in Millionenhöhe
Ein neuer Sachstandsbericht der Stadt Marsberg gibt Einblick zur Lage am städtischen Gymnasium: Nachdem zum Ende der Sommerferien in dem ältesten Gebäudeteil des Carolus-Magnus-Gymnasiums schwerwiegende Baumängel festgestellt wurden, war das betreffende Gebäude für den Schulbetrieb geschlossen worden. „Sanierung oder Neubau?“steht seitdem als zentrale Fragestellung im Raum. Die jüngst durchgeführte Begutachtung der Mängel durch Gebäudestatiker habe jedoch zu weniger Klarheit geführt als erhofft, wie die Stadtverwaltung von Marsberg in einer aktuellen Pressemitteilung erklärt.
Sanierung des Gymnasiums steht zur Debatte
„Grundsätzlich scheinen die Decken aber - vorbehaltlich weiterer notwendiger Untersuchungen - sanierungsfähig zu sein“, lautet die zaghafte Einordnung der Stadtverwaltung. Zaghaft ist sie deshalb, weil auch mit dieser Erkenntnis nicht alle Fragen beantwortet werden können: Es bleibt abzuklären, ob eine solche Sanierung tatsächlich umsetzbar und auch wirtschaftlich darstellbar ist. Deshalb sei der nächste Schritt, in den Herbstferien eine Probesanierung in einem Raum des Gebäudes durchzuführen. Dadurch erhofft sich die Stadt Marsberg einen Indikator dafür, mit welchem Aufwand die Sanierung des gesamten Gebäudes wäre. Zu diesem Zweck habe bereits ein Ortstermin mit dem Statiker, der Schulleitung und einem erfahrenen Betonsanierungsunternehmen stattgefunden.
Seit den Sommerferien findet der Unterricht der Gymnasialschüler an drei Standorten statt: neben den Räumen, die sich im Sporthallenkomplex und im neueren Gebäudeteil des Gymnasiums befinden, wird ein Großteil der Gymnasialschüler an den beiden Standorten der Sekundarschule Marsberg beschult. Das Ziel der Verwaltung sei jedoch, einen gemeinsamen Schulstandort für das Gymnasium während der Übergangszeit zu finden. Der Wunsch der Schulgemeinschaft, wieder einen Ankerpunkt zu haben, sei nachvollziehbar und werde auch zugesichert, erklärt die Stadtverwaltung. Wo dieser Standpunkt entstehen soll, sei zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht klar: „Das erklärte Ziel ist, dass das Gymnasium ab dem Schuljahr 2025/26 wieder unter einer Adresse zu erreichen ist.“
Stadt Marsberg rechnet mit Kosten von mehreren Millionen Euro
Die Frage danach, wie wirtschaftlich eine Sanierung des betroffenen Gebäudes wäre, sei nicht nur von den Sanierungskosten abhängig: „Dabei müssen auch Kosten für eine erforderliche Interminslösung und eines eventuellen Abrisses des Bestandsgebäudes mit in Betracht gezogen werden“, erklärt die Stadtverwaltung. Die Entscheidung über das weitere Verfahren mit dem Schulgebäude werde die Stadt Marsberg mehrere Millionen Euro kosten, so die Einschätzung der Verwaltung.
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Zunächst sei jedoch eine klare Rückmeldung des Statikers, des Prüfstatikers und des beauftragten Betonbauunternehmens notwendig, um eine Entscheidung über Sanierung, Neubau oder eine Alternativlösung zu treffen. Bis diese Rückmeldung erfolge, wolle die Verwaltung die unterschiedlichen Varianten prüfen, „um zum Zeitpunkt der Rückmeldung schnell und auf einer soliden Basis entscheiden zu können“.
Verschiedene Szenarien stehen im Raum
Im Falle einer Sanierung müsse bedacht werden, dass aufgrund des Baustellenbetriebs auch die Nutzung der verbliebenen aktiven Räume im Anbau des Gymnasiums für die Dauer der Baumaßnahmen nicht mehr möglich sei. Somit müsse in diesem Fall eine Interimslösung für die gesamte Schule gefunden werden. Hierfür würde die Beschaffung von speziellen Schulraumcontainern nötig, bei welchen zu prüfen wäre, ob ein Kauf oder die Miete dieser Container finanziell sinnvoller wäre. Gleiches gelte bei den Fachraumcontainern, die benötigt würden, um den Unterricht in den naturwissenschaftlichen Fächern mit ihren besonderen Raumanforderungen zu gewährleisten.
Die Beschaffung der Schulraumcontainer stelle jedoch eine ganz eigene Herausforderung dar, wie die Verwaltung in ihrer Pressemitteilung erklärt: Dabei gelte es geeignete Standortvoraussetzungen zu finden in Hinblick auf die Zahl der benötigten Container und den Untergrund, es müssten Strom- und Wasserleitungen verlegt und eine WLAN-Verbindung geschaffen werden. Darüber seien Brandschutzvorgaben einzuhalten und für genügend Tageslicht und eine angemessene Ausstattung in den Klassenräumen zu sorgen. Weiter stehen Toilettencontainer, eine Pausenhalle und ein Schulhof sowie die Unterbringung für Lehrkräfte und die Schulverwaltung auf der Liste der Voraussetzungen, für die die Stadtverwaltung eine Lösung finden müsse. Sollte zur Umsetzung einer solchen Interimslösung der Bau einer mehrgeschossigen Containeranlage nötig werden, gebe es weitere und komplexere Auflagen, Herausforderungen und Genehmigungsverfahren einzukalkulieren, wie die Verwaltung erklärt: „Die Verwaltung kann folglich auch nicht ‚einfach so‘ Container bestellen ohne eine grundlegende Planung.“ Im Fall eines Neubaus der Schule gelten ähnliche Voraussetzungen für eine Interimslösung, wie die Stadt Marsberg erklärt. Jedoch würden weniger Container benötigt, da die verbliebenen Schulräume im Gymnasium weiterhin genutzt werden könnten. Auch der Standort an der Schöffenwiese könnte in diesem Fall „aller Voraussicht nach“ für die Unterbringung der Container genutzt werden.
Auch Verlegung anderer Schulstandorte möglich
Jede dieser Varianten stelle die Kommune vor eine enorme organisatorische und finanzielle Herausforderung: „Wir stehen als Stadtgemeinschaft vor einer Entscheidung, die Marsberg ungeplant mehrere Millionen Euro kosten wird. Diese Summe übersteigt das übliche Investitionsvolumen unserer Kommune um ein Vielfaches.“ Daher müsse die Entscheidung über die Zukunft des Gebäudes mit Bedacht und in enger Abstimmung mit allen Betroffenen gefällt werden.
Somit käme auch eine dritte Lösungsvariante in Betracht: der mögliche Einzug des Gymnasiums an einen der Standorte der Sekundarschule, welche sich dann auf den anderen Standort konzentriere. Auch diese Lösung zöge große Baumaßnahmen und Interimslösungen für beide Schulen nach sich, und auch hier müsse die Wirtschaftlichkeit und die Eignung der vorhandenen Räumlichkeiten für die unterschiedlichen Anforderungen der verschiedenen Schulformen berücksichtigt und beraten werden.
Lösungssuche in Marsberg geht vorerst weiter
Vorerst gelte es jedoch, die ausstehenden Gutachten abzuwarten. Bis dahin gehe die Lösungssuche weiter, so die Stadtverwaltung: „Wir arbeiten weiterhin mit Hochdruck daran.“ Der Umgang mit der schwierigen Situation durch alle Beteiligten habe bisher viel Zusammenhalt und Teamgeist unter den Schulgemeinschaften von Gymnasium und Sekundarschule gezeigt. Für die Bereitschaft der Sekundarschule, zusammenzurücken und die Schüler des Gymnasiums aufzunehmen, ist die Stadtverwaltung Marsberg dankbar. Und sie verspricht, eine Alternativlösung zu finden: „Diese Lösung kann und darf aber keine langfristige sein. Spätestens zu den Sommerferien im kommenden Jahr sollte eine tragfähige Interimslösung – in welcher Form und an welchem Standort auch immer - zur Verfügung stehen.