Hochsauerlandkreis.. Fast 500 Windkraftanlagen gibt es im HSK. Eine neue Windkraftregelung verspricht weniger Licht .

In Nordrhein-Westfalen drehen sich inzwischen mehr als 3.800 Windräder, 466 davon auch im Hochsauerlandkreis. Der Anteil Erneuerbarer Energien am Gesamtstromverbrauch im HSK betrug im Jahr 2023 95 Prozent, informiert der HSK auf seiner Internetseite.

Mehr aus dem Altkreis Brilon

Während die politische Debatte um die Energiewende in Deutschland immer wieder die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich zieht, sind es oft die Anwohner in der Nähe von Windkraftanlagen, die unmittelbar von den Konsequenzen betroffen sind. Für sie bedeutet der grüne Umbau der Energieversorgung nicht nur den Beitrag zu einem höheren Ziel, sondern häufig auch ganz konkrete Einschränkungen im Alltag. Besonders das nächtliche Dauerblinken der Windräder, das Flugzeuge und Hubschrauber vor den hoch aufragenden Rotoren warnen soll, wird vielerorts als störend empfunden. Es geht dabei nicht nur um unterbrochene Nachtruhe, sondern auch um eine zunehmende Lichtverschmutzung, die die ländlichen Nachthimmel erhellt.

Verpflichtende Neuerung

Nun steht eine Regelung kurz vor der Einführung, die zumindest diese Beschwerdequelle entschärfen soll. Ab dem kommenden Jahreswechsel tritt eine verpflichtende Neuerung in Kraft: Windräder, die über 100 Meter hoch sind, dürfen ihre Warnlichter in der Nacht nur noch dann aktivieren, wenn tatsächlich ein Flugobjekt in der Nähe ist. Die bedarfsgesteuerte Nachtkennzeichnung, kurz BNK, basiert auf Transpondersignalen, die von Flugzeugen oder Hubschraubern ausgesendet und von den Anlagen empfangen werden. Dadurch bleibt das nächtliche Blinken die meiste Zeit ausgeschaltet.

Eigentlich hätte die BNK-Regelung bereits ab dem 1. Januar 2024 gelten sollen. Zahlreiche Betreiber hatten jedoch Schwierigkeiten, ihre Windkraftanlagen rechtzeitig umzurüsten. In der Branche war man sich einig: Der Druck war zu hoch, die Frist zu knapp. Branchenverbände, darunter der Bundesverband Windenergie e.V., setzten sich für eine Verlängerung ein – mit Erfolg. Am 15. Dezember vergangenen Jahres beschloss der Bundestag, den Betreibern zusätzliche Monate zur Umrüstung zu gewähren.

Windkraftwerke auf dem Sintfeld, bei Marsberg.
Windkraftwerke auf dem Sintfeld, bei Marsberg. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Service | Hans Blossey

Ein Unternehmen, das in Sachen BNK-Technologie eine Rolle in der Region spielt, ist die Westfalenwind-Gruppe aus Paderborn. „Wir beschäftigen uns bereits seit 2018 intensiv mit der BNK-Technologie“, erklärt Björn Theis, Pressesprecher des Unternehmens. In Zusammenarbeit mit dem niedersächsischen Unternehmen Lanthan Safe Sky habe Westfalenwind die Umstellung von insgesamt 360 Windrädern in den Kreisen Paderborn, Lippe, Soest und Hochsauerland geplant und größtenteils bereits umgesetzt. Darunter befinden sich sowohl eigene Anlagen des Unternehmens als auch Windräder anderer Betreiber.

Nicht jeder fühlt sich vom Licht negativ beeinflusst

Die Umsetzung der BNK-Technologie läuft also auf Hochtouren. Doch wie so oft, gibt es auch skeptische Stimmen. In Madfeld, einem Dorf im Hochsauerlandkreis, das von Windkraftanlagen umgeben ist, sieht der Ortsvorsteher Egbert Haarhoff (CDU) in der neuen Regelung keinen großen Gewinn für seine Dorfbewohner. „Hier im Dorfkern hat sich noch niemand über das Blinken beschwert“, sagt Haarhoff nüchtern. „Das fällt nicht wirklich auf. Vielleicht trifft es eher die Bauernhöfe in der Umgebung.“ Allerdings gibt er zu bedenken, dass sich die Situation verschärfen könnte, wenn Windkraftanlagen aufgrund geänderter Abstandsregelungen näher an das Dorf heranrücken.

Trotz dieser lokalen Zurückhaltung schreitet die Umrüstung weiter voran. Im Windpark Bülen bei Radlinghausen, unweit von Brilon, wurden kürzlich vier neue Enercon E-138-Anlagen mit der BNK-Technik ausgestattet. „Nach erfolgreichem Probebetrieb und abschließender standortbezogener Prüfung werden die Systeme in den kommenden Wochen in den regulären Betrieb übergehen“, berichtet Theis. Rund 90 Prozent der geplanten Umrüstungen seien bereits abgeschlossen, die verbleibenden Arbeiten sollen bis Ende des Jahres abgeschlossen sein. Damit liegt Westfalenwind gut im Zeitplan.

Die Westfalenpost Brilon auf Social Media

Die BNK-Technologie selbst gilt als ein Meilenstein in der Windkraftbranche. Sie ermöglicht es, die nächtliche Beleuchtung der Windräder in bis zu 98 Prozent der Zeit abzuschalten. Nur wenn sich ein Flugzeug oder Hubschrauber im Umkreis von etwa zehn Kilometern nähert, werden die Warnlichter aktiviert. Dieser technologische Fortschritt reduziert nicht nur die Lichtemissionen, sondern bietet auch Potenzial, die oft schwierige Akzeptanz von Windkraft in der Bevölkerung zu verbessern. „Wenn eine Maßnahme dazu beiträgt, die Akzeptanz von Windenergie zu erhöhen, dann unterstützen wir das natürlich“, sagt Theis.