Hochsauerlandkreis/Brilon. Omid Nouripour und Ricarda Lang legen ihre Ämter nieder. Für Grünenpolitiker im HSK kommt das überraschend. Was ihnen nun Hoffnung macht.

Paukenschlag in Berlin – und die Wellen schlagen bis ins Sauerland: Nach der desaströsen Wahlniederlage in Brandenburg hat der gesamte Bundesvorstand der Grünen seinen Rücktritt angekündigt. Parteichef Omid Nouripour sprach in einer Pressekonferenz von einer „tiefen Krise“ nach den Verlusten in Thüringen, Sachsen und Brandenburg und betonte die Notwendigkeit eines „Neustarts“. Co-Chefin Ricarda Lang unterstrich, dass frische Gesichter erforderlich seien, um die Partei wieder auf Kurs zu bringen.

Sprecher der Grünen in Brilon ist vorsichtig

Doch wie reagiert die Basis im Hochsauerland? Armin Schubert, Sprecher der Grünen in Brilon, zeigt sich überrascht und äußert sich vorsichtig: „Wir müssen uns das als Stadtverband erst einmal genau anschauen, bevor wir uns dazu genauer äußern.“ Eine Neuausrichtung hält er jedoch grundsätzlich für sinnvoll: „Es ist nie verkehrt, sich auch mal neu auszurichten.“ Schubert verweist auf die klaren Wahlergebnisse und die Herausforderungen, bundespolitische Themen im ländlichen Raum zu vermitteln: „Und das müssen wir hier dann vor Ort ausbaden,“ sagt er mit Blick auf die Kommunalwahlen 2025.

Steffen Malessa, Sprecher der Grünen in Olsberg, lobt die Entscheidung von Nouripour und Lang: „Respekt für diesen Schritt. Es ist heutzutage selten, dass Politiker so konsequent Verantwortung übernehmen.“ Doch ob dieser radikale Schnitt der Partei zu neuem Aufschwung verhelfen wird, lässt Malessa offen: „Den weiteren Weg entscheidet der Parteitag im November. Ob es dann wieder bergauf geht, bleibt abzuwarten.“

Ein zerstörtes Wahlplakat von Bündnis 90/Die Grünen.
Ein zerstörtes Wahlplakat von Bündnis 90/Die Grünen. © dpa | Hendrik Schmidt

HSK-Sprecherin der Grünen ist optimistisch

Sandra Stein ist Sprecherin der HSK-Grünen und tritt bei der Bundestagswahl im Herbst 2025 für die Partei im Hochsauerlandkreis an. „Ich habe es bei Spiegel Online“, gelesen. Mich hat die Nachricht überrascht“, sagt Stein. Nach den drei Niederlagen bei den Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg habe sie die Hoffnung, dass die Rücktritte nun ein Aufbruchsignal für die Partei seien. „Ich habe großen Respekt vor diesem richtigen und mutigen Schritt“, sagt Sandra Stein.

„Es ist die Art uns Weise wie über uns gesprochen wird. Als Grüne hat man es derzeit schwer, mit Themen durchzudringen.“

Sandra Stein
Sprecherin der HSK-Grünen

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Die Lage für die Partei sei kompliziert. Dass die Grünen in den Umfragen so abgerutscht seien, sei indes nicht nur selbstverschuldet. „Es gibt regelrechte Kampagnen gegen uns“, sagt sie. Das führe zu Feindseligkeiten, die im Osten des Landes auch schon körperliche Übergriffe zur Folge hatten. „Bei uns ist das glücklicherweise noch nicht vorgekommen. Aber es ist die Art uns Weise wie über uns gesprochen wird. Als Grüne hat man es derzeit schwer, mit Themen durchzudringen.“ Ein zentrales Thema, das ein neuer Parteivorstand setzen müsse, sei das Thema Wirtschaft. „Wir brauchen ein starkes wirtschaftliches Profil“, sagt Sandra Stein. Viele Menschen hätten Sorgen vor einem sozialen Abstieg. „Wir Grünen haben da gute Antworten und viel wirtschaftliche Kompetenz. Wir müssen es den Menschen aber nahe bringen.“

Wer in der Grünen-Parteispitze folgen könnte

Lang und Nouripour stehen seit Anfang 2022 an der Spitze der Partei. Neben ihnen zählen Pegah Edalatian und Heiko Knopf als stellvertretende Parteivorsitzende, Geschäftsführerin Emily Büning und Bundesschatzmeister Frederic Carpenter zu den bisherigen Führungskräften des Vorstands. Bis zum Parteitag im November in Wiesbaden führen Nouripour und Lang die Geschäfte weiter, wo ein neuer Vorstand gewählt werden soll. Als mögliche Nachfolger werden bereits Franziska Brantner und Felix Banaszak gehandelt.

Die Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg haben die Grünen hart getroffen. Besonders in Brandenburg erlebte die Partei am vergangenen Sonntag ein politisches Desaster: Mit nur 4,1 Prozent der Stimmen rutschten sie ins politische Abseits und werden künftig nicht mehr im Landtag vertreten sein, da auch kein einziges Direktmandat gewonnen wurde. In Thüringen scheiterten die Grünen am Wiedereinzug ins Parlament, während sie in Sachsen mit mageren 5,1 Prozent und zwei Direktmandaten gerade noch den Einzug schafften.