Hochsauerlandkreis. Die Kanzlerkandidatur von Friedrich Merz polarisiert im HSK: Während die CDU jubelt, äußern sich Grüne, FDP, SPD und AfD kritisch und skeptisch.

Die erwartete Kanzlerkandidatur von Friedrich Merz, CDU, sorgt im Hochsauerlandkreis, der Heimat des CDU-Politikers, für unterschiedliche Reaktionen unter den politischen Vertretern. Während die Union augenscheinlich geschlossen hinter ihrem Kandidaten steht, äußern Vertreter anderer Parteien Kritik und Skepsis bezüglich seiner Eignung für das höchste Regierungsamt.

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CDU feiert Merz als Hoffnungsträger

Matthias Kerkhoff - Kreisvorsitzender der CDU im Hochsauerlandkreis und Landtagsabgeordneter
Matthias Kerkhoff - Kreisvorsitzender der CDU im Hochsauerlandkreis und Landtagsabgeordneter © WP Meschede | Jürgen Kortmann

Matthias Kerkhoff, CDU-Kreisvorsitzender im Hochsauerlandkreis, begrüßt die Kandidatur von Friedrich Merz mit Begeisterung. „Mit Friedrich Merz hat die CDU einen Kanzlerkandidaten, der einen Plan für Deutschland hat,“ so Kerkhoff. Er betont die positive Resonanz aus der Bevölkerung und sieht in Merz einen Gegenpol zu Olaf Scholz und dem „Regierungschaos der Ampel“. Kerkhoff sieht in Merz einen Vertreter des Sauerlandes, der die Region und ihre Interessen auf die nationale Bühne heben kann: „Mehr Sauerland für Deutschland ist gut für uns alle.“

Grüne sehen in Merz keinen überzeugenden Zukunftsgestalter

Sandra Stein
Sandra Stein (Grüne) © WP | Grüne HSK

Deutlich skeptischer äußert sich Sandra Stein, Kreisverbandssprecherin und Bundestagskandidatin der Grünen im Hochsauerlandkreis. Sie erwartet von Friedrich Merz Antworten auf die drängenden Herausforderungen der Zeit, sieht diese jedoch bisher nicht in seinem politischen Kurs verankert. „Wir brauchen entschlossene Maßnahmen gegen den Klimawandel sowie gegen das Erstarken des Rechtsextremismus. Das sehen wir in Friedrich Merz‘ Kurs nicht ausreichend verankert,“ so Stein. Sie fordert eine ernsthafte Debatte darüber, wie die Zukunftsfähigkeit Deutschlands durch große Investitionen in die Modernisierung gesichert werden kann. „Mutige Politik, die die Probleme der Bürgerinnen und Bürger löst und unsere Gesellschaft eint, hat Merz bisher nicht bewiesen,“ lautet ihr Fazit.

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FDP fordert inhaltliche Klarheit und Staatsreform

Carl-Julius Cronenberg (Ausschuss für Arbeit und Soziales)
Carl-Julius Cronenberg (Ausschuss für Arbeit und Soziales) © ©MdB Carl-Julius Cronenberg | ©MdB Carl-Julius Cronenberg

Carlo Cronenberg, FDP-Kreisvorsitzender, gratuliert Merz zur bevorstehenden Kanzlerkandidatur, sieht aber auch Herausforderungen auf ihn zukommen. Nach der personellen Klarheit müsse nun auch eine inhaltliche folgen. Cronenberg kritisiert die uneinheitliche Linie Merz‘ in der Wirtschaftspolitik und fordert eine klare Abgrenzung von der CDU-Politik der Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die er für eine Überregulierung der Wirtschaft verantwortlich macht. „Für die Zukunft unseres Landes sind nicht die Kanzlerkandidaten entscheidend, sondern die Bildung einer handlungsfähigen Koalition,“ betont Cronenberg. Er sieht in Merz einen potenziellen Partner für die notwendige Staatsreform, um Bürokratie abzubauen und die Verwaltung zu digitalisieren.

AfD sieht in Merz einen „Fake Konservativen“

Otto Strauß (AfD)
Otto Strauß (AfD) © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Otto Strauß, Sprecher der AfD im Hochsauerlandkreis, steht der Kandidatur von Merz ausgesprochen kritisch gegenüber. Strauß wirft Merz vor, konservative Werte nur zum Schein zu vertreten und seine politischen Positionen je nach Stimmungslage zu wechseln. „Herr Merz ist ein ‚Fake Konservativer‘, der viel heiße Wahlkampfluft verbreitet,“ so Strauß. Er vergleicht Merz mit früheren Bundeskanzlern, deren Wahlversprechen nach der Wahl nicht mehr galten, und sieht in der CDU die eigentliche Ursache der heutigen politischen Misere. Die AfD fühle sich durch Merz nicht bedroht, sondern vielmehr darin bestätigt, dass die CDU populistisch bei ihr fische, um nach der Wahl diese Positionen wieder aufzugeben.

SPD sieht Merz als Vertreter rückwärtsgewandter Politik

Treffen zur Migrationspolitik
Der Briloner Dirk Wiese (SPD) am Bundesministerium des Innern und für Heimat. © DPA Images | Kay Nietfeld

Dirk Wiese, SPD-Kreisvorsitzender, gratuliert Friedrich Merz ebenfalls zur Kandidatur, nutzt die Gelegenheit jedoch, um auf die seiner Meinung nach rückwärtsgewandte Politik der CDU unter Merz hinzuweisen. Wiese erinnert an frühere Forderungen der Union wie die Rente mit 70 und die Schleifung von Arbeitnehmerrechten, die er als Symbole für die unzureichende Antwort der CDU auf die Herausforderungen der Zukunft sieht. „Die Retro-Konzepte der 1990er Jahre sind keine Antworten für die Zukunft und die großen Herausforderungen, die vor uns liegen,“ so Wiese. Er stellt dem die Krisenbewältigungsfähigkeiten und den Zukunftsoptimismus von Olaf Scholz gegenüber und sieht in der kommenden Bundestagswahl eine Richtungsentscheidung zwischen einer mutigen Zukunftsgestaltung und einem Rückschritt in alte Muster.

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Ein politisches Erdbeben aus dem Sauerland?

Die bevorstehende Kanzlerkandidatur von Friedrich Merz hat und wird nicht nur im Hochsauerlandkreis, sondern bundesweit Wellen geschlagen. Die Bundestagswahl 2025 verspricht, eine der spannendsten und richtungsweisendsten Entscheidungen in der jüngeren deutschen Geschichte zu werden – mit dem Sauerland als einem der zentralen Schauplätze.