Brilon. Eine Risikokarte zeiht: Mehr als 11.000 Geschädigte gibt es im HSK im Extremfall. Wo Hochwasserrisiko-Gebiete liegen und wer gefährdet ist.

Die Menschen hatten sich schon auf die Feiertage im idyllischen Sauerland gefreut. Doch statt weißer Weihnacht kam der Regen. Im Winter 2023, am Tag vor Heiligabend ist in Oberschledorn die „Wilde Aa“ über die Ufer getreten. 20 Häuser waren ohne Strom und eine Familie musste von der Feuerwehr aus ihrem, von den Wassermassen eingeschlossenem Haus gerettet werden. Das beschauliche Oberschledorn war plötzlich ein kleines Krisengebiet. Für die Betroffenen ein großer Schock. Gerechnet hatte damit niemand.

Ein Vorfall der als Warnung verstanden werden kann. Salima Laux, Schadensexpertin der DEVK-Versicherung, warnt in einer Pressemitteilung davor, sich in Sicherheit zu wiegen: „Häufig werden auch Regionen überflutet, die weitab von großen Gewässern liegen und bislang verschont geblieben sind.“ Aber welche Regionen sind denn nun bedroht? Die WP hat nachgeforscht und herausgefunden, dass bei Extremhochwasser mit über 11.000 Betroffenen im HSK zu rechnen wäre. Die Daten beruhen auf der Erhebung der Hochwasserrisikomanagement Richtlinie (HWRM-RL) von 2019.

„„Häufig werden auch Regionen überflutet, die weitab von großen Gewässern liegen und bislang verschont geblieben sind.““

Salima Laux
Schadensexpertin der DEVK-Versicherung
Die Feuerwehr war im Dauereinsatz und viele Freiwillige halfen den betroffenen Anwohnern. Diese berichteten, dass sie seit Jahrzehnten kein solches Hochwasser mehr erlebt haben wie an Weihnachten 2023.
Die Feuerwehr war im Dauereinsatz und viele Freiwillige halfen den betroffenen Anwohnern. Diese berichteten, dass sie seit Jahrzehnten kein solches Hochwasser mehr erlebt haben wie an Weihnachten 2023. © Rita Maurer | Rita Maurer

Wo die Risikogebiete liegen

In NRW gibt es nach Angaben von Birgit Kaiser de Garcia, der Pressesprecherin des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV), 438 Gewässer mit einer Länge von rund 6.000 Kilometern, an denen ein signifikantes Hochwasserrisiko festgestellt wurde. Entsprechend dieser Daten wurden Hochwassergefahrenkarten angelegt. In der ELWAS-Karte werden drei Risiko-Kategorien unterscheiden: Extremhochwasser (seltener als hundert Jahre), 100-jähriges Ereignis und zehn bis 20-jähriges Ereignis. Ausgehend von diesen Daten ergibt sich für das HSK ein klares Bild.

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In Arnsberg gibt es die größten Risiko-Gebiete. Über tausend Menschen leben dort in Regionen, wo mit zehn bis 20-jährigen Ereignissen gerechnet werden muss. Bei Extremhochwasser würde diese Zahl auf fast 6.000 ansteigen. Dahingegen drohen den Menschen in Meschede und Sundern nur bei Extremhochwassern Betroffenenzahlen von über tausend. Gleichzeitig wären in Sundern bei zehn bis 20-jährigen Ereignissen mehr Menschen betroffen als in Meschede.

Welche Ortschaften sind im Altkreis Brilon bedroht? 

Im Stadtgebiet Marsberg sind für die Ortschaften Beringhausen und Marsberg Risikogebiete eingetragen. Bei üblichen Hochwassern gibt es dort 150 mögliche Betroffene. Dieser Wert kann bei Extremhochwasser auf über 1.000 ansteigen. Gefolgt von Marsberg ist Olsberg, wo in den Ortschaften Assinghausen, Brunskappel und Olsberg in Extremfällen 450 Menschen betroffen wären. Übliche Hochwasser würden hier 130 Menschen betreffen.

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Der beliebte Urlaubsort Winterberg würde ebenfalls nicht verschont bleiben. In den Ortschaften Niedersfeld, Siedlinghausen, Silbach und Züschen drohen im Extremfall 280 Personen Überschwemmungen. Normale Hochwasser würden hier 80 Menschen betroffen. In den Stadtgebieten Medebachs und Hallenbergs wären in Extremlagen jeweils 60 Anwohner betroffen – in den Ortschaften Oberschledorn und Hallenberg. Währenddessen wären bei zehn bis 20-jährigen Ereignissen 40 Menschen in Hallenberg und zehn in Oberschledorn betroffen. Das Stadtgebiet Brilons verzeichnet keinerlei Risikogebiete.

Die Grenzen der Risiko-Karten

Referinghausen im Stadtgebiet Medebach war von den Überschwemmungen im Jahr 2023 ebenfalls betroffen, gilt aber aktuell nicht als Risiko-Gebiet. Die letzte Erhebung zu Risiko-Gebieten fand im Jahr 2019 statt. „Im kommenden Jahr werden die Zahlen von den Ländern aktualisiert“, sagt Ralf Busskamp von der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BafG).

„„Bei kleinen Einzugsgebieten und auch steilen Lagen, wie vorliegend im Bereich Referinghausen, können Überflutungen auch durch Starkregen hervorgerufen werden.“ “

Hannah Scherz
Pressestelle der Bezirksregierung Arnsberg

Hannah Scherz, von der Pressestelle der Bezirksregierung in Arnsberg, verweist zudem darauf, dass auch der Grund für Überschwemmungen relevant ist: „Bei kleinen Einzugsgebieten und auch steilen Lagen, wie vorliegend im Bereich Referinghausen, können Überflutungen auch durch Starkregen hervorgerufen werden.“ Solche Fälle könnten von Hochwasserrisiko-Karten nicht abgedeckt werden. Stattdessen könne man hierfür Starkregenhinweiskarten des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz (BBK), sowie Starkregengefahrenkarten einzelner Kommunen und Kreise heranziehen.

Wer nachschauen will, ob sein Haus von Hochwasser betroffen sein könnte, kann dies auf der ELWAS-Karte des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Verkehr in NRW tun. Einige Städte im Sauerland bereiten sich bereits auf die nächsten Ereignisse vor und treffen Präventivmaßnahmen.