Hochsauerlandkreis. Die Wetterlagen werden auch im HSK immer extremer. Besonders Starkregen kann enormen Schaden anrichten. Das raten die Städte ihren Bürgern:
Starke Niederschläge treten immer häufiger in Deutschland und im HSK auf. Winterberg, Medebach und Hallenberg sind sich dessen bewusst und treffen Maßnahmen, um die Bevölkerung zu schützen. Es gibt aber auch wichtige Tipps, mit denen sich Hauseigentümer selbst schützen können.
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Medebach
In der Vergangenheit wurden bereits diverse Renaturierungsmaßnahmen in Medebach und Umgebung durchgeführt, sagt Bürgermeister Thomas Groschen. Neben den guten Effekten auf den Wasserhaushalt und die Ökologie könnten solche Maßnahmen in bestimmten Fällen das Risiko für Überflutungen durch die Verringerung der Fließgeschwindigkeit des Gewässers und durch eine Vergrößerung der Gewässerquerschnitte reduzieren. Ferner befänden sich weitere solcher Maßnahmen in Planung, um die Gewässer in Medebach wieder in den natürlichen Zustand zu versetzen und Hochwasserschutz zu unterstützen.
Darüber hinaus werde aktuell eine durch das Land NRW geförderte und für das Stadtgebiet Medebach zugeschnittene Starkregengefahrenkarte mit den möglichen Gefährdungspunkten erarbeitet. Es liegen dazu noch unverbindliche Erkenntnisse vor. Hiernach gibt es sogenannte Hotspots, wo mehrere Bachläufe zusammenfließen und diese je nach Regenereignis zu einer Hochwassergefahr der unterliegenden Anwohner und Betriebe führen könnten.
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Diese Karte soll voraussichtlich Anfang 2024 in die politischen Gremien eingebracht und der Bevölkerung vorgestellt werden. Jeder Hausbesitzer habe dann die Möglichkeit, detailliert seine Gefährdung abzulesen und mögliche Maßnahmen zur Senkung des Risikos zu treffen. Parallel sollen aus den Karten und den Gefährdungspotenzialen sinnvolle Maßnahmen ermittelt werden, die die Kommune anschließend umsetzen kann.
„Bei Straßenbaumaßnahmen setzen wir im Vergleich zu früher deutlich mehr Regeneinläufe, um für Starkregenereignisse besser gewappnet zu sein. Bei der Ausweisung von Neubaugebieten werden die Belange des Hochwasserschutzes und eines möglichst geringen Versiegelungsgrades berücksichtigt“, sagt Bürgermeister Grosche.
Grundsätzlich empfehlen die Stadtwerke jedem Eigentümer sich gegen Rückstau aus dem Kanal mittels einer Rückstauvorrichtung abzusichern. Allerdings seien solche kanalbedingten Rückstauereignisse relativ selten. Die Ursachen lägen zumeist aber bei defekten Hausanschlussleitungen. Der Rohrbruch einer Wasserleitung im Haus ist selten vorhersehbar. Daher ist ein Schutz gegen einen solchen Schaden schwierig. Im Starkregenfall komme der Wassereinbruch zumeist über Kellerfenster oder ähnliche Öffnungen von außen. Hier sollte man sich als Hauseigentümer Gedanken machen, ob die Fließrichtung eines möglichen Hochwassers in Richtung des Gebäudes und Fensters führt oder ob das Wasser gefahrlos an meinem Grundstück vorbeigeleitet wird.
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Jeder Eigentümer sollte sich im Zweifelsfall Rat bei örtlichen Architekten, Ingenieurbüro oder Handwerksunternehmen holen, sagt Grosche.
Sofern der Keller aufgrund eines Starkregenereignisses vollläuft, sollten sich die Bewohner so schnell wie möglich in Sicherheit bringen und die Feuerwehr rufen. Sachschäden können repariert werden, Personenschäden wiegen deutlich schwerer. Sofern der Keller aufgrund von gebrochenen Wasserleitungen vollläuft, sollte je nach Wasserstand und der Abwägung der damit verbundenen Gefahr eines Stromschlages die Hauptabsperreinrichtung bei der Wasseruhr geschlossen werden. Allerdings ist das immer eine Entscheidung eines jeden Einzelnen. Auch hier gilt im Zweifelsfall, besser die Feuerwehr zu Hilfe rufen.
Winterberg
Aufgrund der Starkregenereignisse im Juni hat der Bauhof, die Stadtwerke und der Feuerwehr eine Arbeitsgruppe gegründet. Dort gehe es um das Vorhalten von Sandsäcken bis zur besseren Kontrolle von Durchlässen, teilt Stadtsprecherin Rabea Kappen mit. „Die Starkregenereignisse in diesem Jahr haben uns gezeigt, dass auch wir uns sehr intensiv mit dieser Thematik und den Folgen für unsere Bürgerinnen und Bürger auseinandersetzen müssen. Unser Motto lautet: Auf das Beste hoffen, auf das Schlimmste vorbereitet sein,“ so Bürgermeister Michael Beckmann.
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Manuel Padberg, zweiter Vorstand der Stadtwerke ergänzt: „Die Starkregenereignisse in letzter Zeit haben gezeigt, wie wichtig es ist, dass alle Häuser mit Keller Rückstauklappen haben. Das ist ein fachgerechter und sicherer Schutz vor zurückdrückendem Wasser aus der Kanalisation. Die Pflicht, eine solche Klappe einzubauen, liegt beim Eigentümer.“Die Stadtwerke haben dazu auf ihrer Homepage (www.stadtwerke-winterberg.de/handbuch) ein Rückstau-Handbuch veröffentlicht.
Wenn allerdings, wie am 12. September dieses Jahres (2023), in kurzer Zeit ein extremer Niederschlag fällt (in weniger als 30 Minuten fast 40 Liter Regen) dann könne das keine Kanalisation aufnehmen. Dann komme es eben auch zu dem Phänomen der tanzenden Schachtdeckel. Wenn der Keller mit Wasser vollläuft, sollte sofort der Strom abgeschaltet werden. Sobald der Starkregen nachlasse, gehe die Überschwemmung in den meisten Fällen langsam wieder zurück und man könne selber versuchen, dass Wasser aus dem Keller zu schöpfen oder zu pumpen. Bei starkem Regen oder Hochwasser kann zum Auspumpen des Kellers die Feuerwehr gerufen werden. Die Feuerwehr sollte aber nicht die erste Anlaufstelle für wenige Zentimeter Wasser im Keller sein, sondern erst dann, wenn das Wasser so hoch ist, dass man es mit eigenen Mitteln es nicht aus dem Keller bekommt.
Wichtig sei, dass die Schäden für die Versicherung dokumentiert werden. „Natürlich gehen wir auch Hinweise aus der Bevölkerung nach, wenn in einem Straßenzug mehrere Häuser oder immer wieder die gleichen Straßen und Wege betroffen sind“, Rabea Kappen mit.
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Die Gebiete, die in Winterberg vom Starkregen besonders betroffen seien, sind je nach Wetterlage unterschiedlich. Im Rahmen der letzten vertieften technischen Überprüfung der Hillebachtalsperre im vergangenen Jahr hat die Talsperrenaufsicht bei der Bezirksregierung Arnsberg auch vor dem Hintergrund der vermehrt auftretenden Starkregenereignisse, wie der Flutkatastrophe an der Ahr, die Notwendigkeit für die Durchführung einer Flutwellenberechnung gesehen.
Hallenberg
Sie Stadt Hallenberg hat im Zuge der Wasserrahmenrichtlinie fast alle Renaturierungsmaßnahmen an seinen offenen Gewässern bereits umgesetzt, was eine maßgebliche Pufferzone im Bereich des Hochwasserschutzes im natürlichen Raum bedeute, sagt Bürgermeister Enrico Eppner. Zudem gebe es verschiedenen bauliche Einrichtung der Regenrückhaltung. Wichtig für Hausbesitzer sei es, zu wissen, wie die topographischen Gegebenheiten hinsichtlich des eigenen Gebäudes gelegen sind. „Glücklicherweise sorgt die bergige Struktur in der Stadt Hallenberg und seinen Ortschaften für einen geordneten Wasserablauf“, sagt Eppner. Nichtsdestotrotz könne es vereinzelt zu Wasseransammlungen an Gebäuden kommen, weswegen eine geplante Wasserführung um das Gebäude unabdingbar sei.
In Hallenberg seien lediglich Bauwerke und Gebäude gefährdet, die direkt an Gewässer angrenzten. Bedingt durch die topographische Lage der Ortschaften der Stadt Hallenberg sei ein guter Abfluss von Regenmassen aber gewährleistet.