Willingen. Der Skywalk Willingen boomt. Nun soll ein neues Projekt für Besucher kommen: ein Schrägaufzug zur Brücke. Was hinter dem Millionenprojekt steckt.
Die Standseilbahn an der Willinger Mühlenkopfschanze könnte ersetzt werden: Die 2001 gebaute Anlage ist in die Jahre gekommen, wird seit Eröffnung der Hängebrücke Skywalk Willingen aber weit stärker genutzt denn je. Die Gemeinde Willingen ist Eigentümerin der Standseilbahn und verpachtet sie an den Ski-Club. Sie muss nun entscheiden, wie es weitergeht.
Schrägaufzug zum Skywalk Willingen: Kosten sollen acht Millionen Euro nicht überschreiten
Einstimmig hat die Upländer Gemeindevertretung sich dafür ausgesprochen, dass die Gemeinde einen Förderantrag für die Planung eines Schrägaufzugs stellen soll, der die Standseilbahn ersetzen könnte. Grundsätzlich ließen erste Gespräche das Vorhaben förderfähig erscheinen, erklärte der Bürgermeister von Willingen, Thomas Trachte. Grob überschlagen koste das Projekt acht Millionen Euro, für die Planung wären erst einmal 450 000 Euro nötig – falls es Förderung gibt, stehen jeweils 50 Prozent Förderung im Raum.
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Angesichts der Spannungen im Haushalt – Investitionsbedarf besteht bei der Schwalefelder Halle, dem Usselner Kindergärten und den Feuerwehrhäusern in beiden Ortsteilen – sei klar: „Das Ganze funktioniert nur, wenn die vollständige Refinanzierung gegeben ist.“ Laut auf vorsichtigen Zahlen aufbauenden Plausibilitätsrechnungen sei das möglich. Aber ohne Fördermittel sei das gesamte Projekt nicht darstellbar: „Und sollten die Kosten auf 10 oder 12 Millionen hochgehen, kann das keiner mehr bezahlen“, hielt Trachte fest.
Schrägaufzug zum Skywalk Willingen: dauerhafte Betriebsaufsicht nicht nötig
An die Stelle der Standseilbahn träte ein Schrägaufzug, erklärt Markus Hensel, Geschäftsführer des Ski-Clubs Willingen – ein technischer Unterschied, der sich auch in der Nutzung auswirkt. Denn eine Seilbahn benötigt eine dauerhafte Betriebsaufsicht. Mit der neuen Lösung verhalte es sich hingegen wie mit anderen Aufzügen: Der Betriebsleiter nehme Probefahrten vor, müsse aber nicht ständig anwesend sein – es gebe wie überall sonst einen Notdienst. So könnten die Öffnungszeiten auf täglich 9 bis 21 Uhr ausgeweitet werden. Auch die Kapazitäten würden ausgeweitet: Statt bisher 20 Fahrgäste pro Tour wären 50 möglich, die Geschwindigkeit würde von 1,5 auf 1,9 Meter pro Sekunde steigen. Wartezeiten würden also kürzer.
Kurzfristig sei es möglich, die Standseilbahn in Schuss zu halten, hielt Thomas Trachte fest – aber jährlich werden Reparaturen teurer und Ausfälle häufiger. Alte Teile umfassend zu ersetzen, sei schwierig, erläuterte Detlef Ückert (SPD) vom Gemeindevorstand: Sie müssten eigens hergestellt werden. Elektronik und Schienen seien abgenutzt. Die Bahn für den Sport fit zu halten, sei nicht das Problem, erklärt Markus Hensel: Aber verlässlicher Dauerfahrbetrieb werde schwierig.
Schrägaufzug zum Skywalk Willingen: Kapazitätsgrenze von 50 Fahrgästen
Der Betrieb an der Standseilbahn der Mühlenkopfschanze hat sich vervielfacht, seit sie Besucher hoch zur Hängebrücke Skywalk Willingen transportiert. Die Gäste stehen Schlange, derweil kommt die kleine Bahn nach 23 Dienstjahren an ihr technisches Limit. Die Gemeinde rechnet damit, dass jeder fünfte von 250 000 Skywalk-Besuchern sie nutze – das seien vorsichtige Zahlen, sagte Bürgermeister Thomas Trachte. Wenn es dazu Fördermittel gebe, sei der Bau des neuen Schrägaufzugs darstellbar. Eine Viertelstunde Wartezeit sei nichts Ungewöhnliches, an ein, zwei Wochenenden sei es mal eine Dreiviertelstunde geworden, erklärt Markus Hensel, Geschäftsführer des Ski-Clubs Willingen. Mit einer erhöhten Kapazitätsgrenze von 50 statt 20 Fahrgästen und einem höheren Takt würde sich das ändern. Ohne Pflicht, ständig einen Betriebsleiter vorzuhalten, würden auch die Öffnungszeiten mit der Hängebrücke harmonieren. Auch die Barrierefreiheit beim Einstieg könnte bei einem Neubau gestärkt werden – wichtig angesichts vieler älterer Besucher an der Schanze.
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Der Ski-Club arbeite mit anderen Akteuren der Freizeitwelt Willingen zusammen und teile das Ziel, die Aufenthaltsdauer der Gäste zu verlängern, erklärt Markus Hensel: „Urlauber müssen drei bis fünf Tage jeden Tag etwas unternehmen können.“ Mit Führungen an der Schanze, der Pflege des Areals und der Zusammenarbeit mit dem Skywalk trage der Ski-Club da schon zu bei – den Aufstieg zur Hängebrücke zu vereinfachen, sei ein weiterer Aspekt.
Neue Skisprungschanze in Willingen?
Derweil hat der Ski-Club noch ein anderes Großprojekt, auf dessen Realisierung er hofft: eine Schanze, die sich mit einer „Hillsize“ von 87 Metern die große Lücke füllt, die zwischen der Mühlenkopfschanze (Hillsize 147) und den Orenbergschanzen besteht, die kaum ein Drittel so groß sind. Eine finale Entscheidung vom Bund gibt es noch nicht, die Weichenstellung sei das Haushaltsjahr 2026, über das im Frühjahr entschieden wird. Eine mittelgroße Schanze gebe es zwar in Winterberg, doch sei der Aufbau technisch nicht mehr zeitgemäß, junge Skispringer könnten sich darauf nicht entwickeln. Also seien weite Reisen nötig. Zwischen Schüler- und Bundeskader-Alter klaffe eine Lücke – und in Stützpunkte im Süden wollten 15- bis 18-Jährige meist nicht wechseln: „Da verlieren wir gute Sportler“, sagt Markus Hensel. Er plädiert in Richtung Bundespolitik: „Der Sport bewirkt viel für Integration und Gemeinschaftsleben.“ Auch zur Leistungsbereitschaft und damit zum Wirtschaftsstandort trage er bei. So hoffe der Ski-Club auf Förderung für beide Projekte – im Laufe der Zeit:. Sie auf einmal zu stemmen, sei nicht möglich. Priorität habe die Schanze: „Erst kommt der Sport, dann alles andere. Das ist unsere DNA.“ wlz