Hochsauerlandkreis. Erst mit Liebe überschütten, dann eiskalt abkassieren: So perfide gehen Liebesbetrüger im Internet vor. Die Polizei sagt, wie man sich schützt.

Erst bombardieren sie ihre Opfer mit Liebesbeweisen, dann versuchen sie an Geld zu kommen: Love-Scammer sind Betrüger, die ihre Opfer oft stark emotional manipulieren und so großen Schaden anrichten können. Jana Schäfer, Sprecherin der Kreispolizeibehörde, erklärt für die WP, wieso diese Betrugsmasche für die Opfer besonders schlimm ist.

Was versteht man unter „Love Scamming“ und wie verbreitet ist diese Art von Betrug?

In Online-Partnerbörsen oder auch in sozialen Netzwerken sind die Betrüger oder auch Scammer auf der Suche nach potenziellen Opfern. „Ist ein Kontakt erst einmal hergestellt, werden diese mit Liebesbekundungen und Aufmerksamkeit überhäuft. Ziel der Scammer ist es durch die ausgesuchten Opfer an Geld zu kommen“, erklärt die Sprecherin der Kreispolizeibehörde Hochsauerlandkreis Jana Schäfer. „Auch bei uns im Sauerland werden immer wieder Strafanzeigen erstattet - häufig von Freunden oder der Familie und nicht vom Opfer selber.“ Da es sich um eine sehr emotionale Straftat handele, würden viele Opfer erst sehr spät erkennen, dass sie einem Betrug aufliegen. „Sie scheuen dann aus Scham den Weg zur Polizei.“

Welche typischen Merkmale und Vorgehensweisen zeichnen Love Scammer aus?

In der Regel finden laut Polizei erste Anbahnungsversuche über die sozialen Medien statt. Der Betrüger oder die Betrügerin versucht, das Vertrauen und die amuröse Nähe des Opfers zu erhalten. Die Nachrichten sind beispielsweise erotisch oder auch sehr verständnisvoll aufgebaut. Mit dem Versprechen einer gemeinsamen Zukunft wird dem Opfer die Vision einer erotischen oder harmonischen Partnerschaft offeriert, wobei es dann immer wieder Probleme gibt, bei dem das Opfer helfen soll. Jana Schäfer schildert Beispiele: „Entweder geraten angeblich nahe Verwandte, wie der auf der Bohrinsel arbeitende Vater, durch einen Arbeitsunfall in eine finanzielle Notlage oder die angeblich, unmittelbar bevorstehende Zusammenkunft in Gefahr. Mal fällt ein Flug aus und der neue Flug kostet mehr Geld. Der Zoll benötigt Geld, da etwas noch versteuert werden muss, eine plötzliche Krankheit und dringend benötigte Medikamente müssen besorgt werden.“ Die Liste an Einfallsreichtum der Love-Scammer ist lang. Der finanzielle Schaden auf der einen Seite aber auch die emotionale Seite des Opfers sei nicht zu vernachlässigen. Schäfer: „Dies kann von tiefer Trauer, Enttäuschung bis hin zu Depressionen und Suizid, zum Beispiel aus Scham, gehen.“

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Welche Zielgruppen sind besonders anfällig für Love Scamming?

„Hierzu haben wir keine Daten vorliegen, da die Fälle wie gesagt nicht erfasst werden. Grundsätzlich sind die Opfer aber selten in einer intakten Beziehung sondern eher auf der Suche nach Partnerschaft“, erklärt Jana Schäfer.

Wie viele Fälle von Love Scamming werden jährlich im HSK gemeldet und wie hoch ist die Dunkelziffer Ihrer Einschätzung nach? Gibt es eine Tendenz, dass die Fälle zunehmen?

„Love Scamming“ ist eine Form des Straftatbestands „Betrug“. Diese spezielle Betrugsart wird bei der Kreispolizeibehörde nicht separat statistisch erfasst. Daher gibt es auch keine Zahlen zu den angezeigten Fällen dieser Art und auch keine sicheren Angaben zu finanziellen Schäden und Tatzeiträumen. Aber es gibt die Fälle von Love Scamming laut Jana Schäfer ganz klar auch im HSK.

Welche Maßnahmen empfiehlt die Polizei, um sich vor Love Scamming zu schützen?

Grundsätzlich sollte man bei jeglichen Kontaktversuchen von Unbekannten über das Internet oder Messenger-Dienste misstrauisch sein, das empfiehlt die Kreispolizeibehörde. „Man sollte auf Ungereimtheiten und Widersprüche achten und sich nicht von fadenscheinigen Ausreden und Erklärungen blenden lassen“, empfiehlt Jana Schäfer. Man sollte zurückhaltend bei der Veröffentlichung persönlicher Daten sein, wie Anschrift, Geburtsdatum oder auch mit Auskünften über den Arbeitsgeber. Mit jeder persönlichen Information haben Betrüger ein Mittel mehr, um ihre Opfer zu täuschen und anschließend um Geld zu bitten oder sogar zu erpressen. Dabei gehen die Täter sehr geschickt vor. Sie investieren viel Zeit, gehen auf die persönlichen Bedürfnisse ein, sind verschwenderisch mit Komplimenten und füllen damit häufig genug eine vorhandene Sehnsucht. Wenn sich die andere Person jedoch „zu gut, um wahr zu sein“ anhört und immer wieder Ausreden für ein reales Treffen findet, dann sollten Nutzer besonders vorsichtig sein!

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Wie können Menschen potenziellen Betrug frühzeitig erkennen und sich davor schützen?

Man sollte das Profil des potenziellen Partners überprüfen. „Nutzen Sie beispielsweise die Bilder-Rückwärtssuche von Suchmaschinen, um das Profilbild auf anderen Webseiten zu prüfen oder man kann nach dem Namen + Scam suchen um ggf. existierende Einträge über bekannte Scammer zu finden“, liefert Jana Schäfer direkt einen konkreten Tipp. Niemals sollten Nutzer finanzielle Transaktionen mit Online-Bekanntschaften eingehen oder sich unter (emotionalen) Druck setzen lassen. Die Kreispolizeibehörde appelliert: „Holen Sie sich Hilfe bei Verwandten oder Freunden, wenn Sie sich bei einer Online-Bekanntschaft unsicher sind oder suchen Sie die nächstgelegene Polizeiwache auf. Niemand braucht sich zu schämen, wenn man auf so einen Betrüger anfangs hereinfällt. Diese Täter agieren höchst professionell!“

Gibt es spezielle Informationskampagnen oder Schulungsprogramme der Polizei, um die Öffentlichkeit über Love Scamming aufzuklären?

Das Kommissariat ,,Vorbeugung“ im HSK behandelt die Thematik in dem Vortrag „Frauen stärken - Wo beginnt (sexuelle) Gewalt“. Diese sind kostenlos anzufragen. Auf der Präventionsseite der Polizei NRW www.polizei-beratung.de gibt es zusätzlich zu diesem Thema weiteres kostenloses Informationsmaterial.

Wie geht die Polizei bei der Verfolgung von Love Scammern vor?

Da es sich bei ,,Love Scamming“ um eine Form von Betrug handelt, führt hier die Kriminalpolizei die Ermittlungen durch.

Wie schwierig ist es, Love Scammer zu identifizieren und zu verhaften, insbesondere wenn sie aus dem Ausland operieren?

Tatsächlich handelt es sich bei Love-Scamming häufig um gut organisierte Kriminalität, wie etwa beim ,,Enkeltrick“. „Es gelingt uns immer wieder, Täter zu ermitteln, die dann aber oft nur das ausführende Glied sind“, erläutert Schäfer gegenüber der WP.

Welche rechtlichen Schritte können Opfer von Love Scamming einleiten?

Opfer von ,,Love Scamming“ sollten dies auch zur Anzeige bringen bei der örtlichen Polizeibehörde oder auch per Online Anzeige. Hier sollten die E-Mails oder Chat-Verläufe oder auch Überweisungsbelege am besten direkt abgespeichert mitgebracht werden. Zusätzlich kommen ggf. noch zivilrechtliche Ansprüche wie z. B. Schadenersatz. „Opfer sollten sich auch Hilfe in Form einer Gesprächsberatung holen. Love Scamming verletzt auf emotionale Weise häufig erheblich. Das persönliche Umfeld hat dafür nicht immer das nötige Verständnis“, so Jana Schäfer.

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