Winterberg/Hallenberg.. Horst Miele aus Hallenberg bekam als Erwachsener eine ADHS-Diagnose. Er erzählt, wie die Störung ihn und sein Familienleben geprägt hat.

Sie gelten als Zappelphilipp oder als Träumer, manchmal werden sie aber auch einfach als schlecht erzogen oder nervig abgestempelt, obwohl hinter ihrem Verhalten keine Charakterschwäche, sondern eine Krankheit steckt: Kinder mit ADHS. Der Alltag für die Betroffenen, aber auch für ihre Familie ist oft sehr anstrengend und belastend. Das hat auch Horst Miele aus Hallenberg erlebt, der jetzt in Winterberg eine Selbsthilfegruppe gegründet hat.

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Symptome können sehr unterschiedlich sein

Der 63-jährige Familienvater weiß, wovon er spricht. In seiner eigenen Familie haben mehrere Personen ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitätsstörung). Betroffen ist er selbst, aber auch seine drei inzwischen erwachsenen Kinder. Er erklärt: „Die Symptome sind sehr vielfältig. Manche Betroffene sind sehr impulsiv, übermäßig aktiv, unkonzentriert und voller Energie, manche reden ununterbrochen, andere sind ruhig, verträumt und ziehen sich zurück. Ich selbst habe eine Mischform und erst im Erwachsenen-Alter die Diagnose bekommen.“

Auch Erwachsene können ADHS haben

Horst Miele erinnert sich an seine eigene Kindheit zurück, als die Krankheit noch unbekannt war. „Ich kannte meine Grenzen nicht, war sehr unruhig, war aber auch ein Träumer. Ich galt als schulmüde, hatte Probleme in der Schule. Meine Mutter konnte das gar nicht einordnen. Später habe ich dann alles nachgeholt, war sehr wissbegierig, habe Bücher verschlungen, war in vielen Bereichen aktiv und habe mich überall engagiert. Doch dabei habe ich auch den Bogen überspannt, stand oft sehr unter Strom. Heute achte ich mehr auf mich und habe meine Termine reduziert, lebe gesünder und bewusster, habe abgenommen.“

Auch sein eigenes Familienleben hat ADHS viele Jahre lang bis heute geprägt. „Alle drei Kinder haben hochgradig ADHS in ganz unterschiedlicher Form. Ruhige Weihnachten unterm Tannenbaum - das gab es bei uns nie. Bei uns war immer Action und Sport angesagt. Ich kann wirklich nur meiner Frau bewundern, dass sie drei Powerkinder und einen flippigen Kerl wie mich ausgehalten hat“, erklärt Horst Miele. Er ist froh, dass seine Kinder schon im Kindergarten-Alter eine ADHS-Diagnose bekommen haben und ihnen mit Medikamenten, aber auch Therapie-Angeboten geholfen werden konnte. Auch für ihn selbst gab es in dieser Zeit Hilfe, denn ein Psychiater, der ihn bei den Terminen mit den Kindern beobachtete, riet ihm, sich selbst auch untersuchen zu lassen. Seitdem weiß er: Auch Erwachsene können ADHS haben.

Symptome können sehr unterschiedlich sein

Anzeichen von ADHS im Erwachsenenalter können beispielsweise verminderte Leistungsfähigkeit, Einschränkungen im Straßenverkehr, Schwierigkeiten in sozialen Beziehungen, geringes Selbstwertgefühl, Vermeidungsverhalten und Suchtprobleme sein. Deshalb möchte Horst Miele in Winterberg künftig zwei verschiedene Termine anbieten: Einen für Eltern, deren Kinder ADHS/ADS haben, und einen für betroffene Erwachsene/junge Erwachsene. Der Hallenberger engagiert sich seit vielen Jahren in der Selbsthilfe Hochsauerland in Arnsberg und war auch einige Zeit in der neuen Gruppe in Arnsberg aktiv.

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Hilfe zur Selbsthilfe

Horst Miele bringt viel Selbsthilfe-Gruppen-Erfahrung mit, denn in seinem Lebenslauf gibt es noch einige weitere gesundheitliche Baustellen. Der gelernte Maurer und Berufskraftfahrer ist deshalb nun schon seit einigen Jahren in Frührente. Auch mit dem Thema Depressionen hat er leidvolle Erfahrungen gemacht. Er weiß: „Depressionen gehen sehr oft mit ADHS einher.“ Im Berufsalltag gab es Schwierigkeiten, viel Stress. „Ich war oft sehr impulsiv, bin laut geworden und im selben Moment tat es mir leid, dass ich so reagiert habe“, erinnert sich der 63-Jährige. Heute sagt er: „Ich weiß, wie schwierig es ist für Eltern mit ADHS klar zu kommen. Deshalb möchte ihnen, ihren Kindern und anderen Betroffenen helfen, den richtigen Schlüssel zu finden, um im Leben klarzukommen. Hilfe zur Selbsthilfe, das ist das Prinzip.“ Deshalb möchte er anderen Betroffenen Mut machen, zu den Treffen der Selbsthilfegruppe zu kommen.

Die Treffen finden jeden 1. Und 3. Dienstag im Monat statt (ein Termin für Eltern, ein Termin für erwachsene Betroffene). Interessierte können sich bei Horst Miele melden: Tel. 0171 2159754. E-Mail: horstmiele@web.de