Hochsauerlandkreis. Bundesweit nimmt die Gewalt an Schulen zu, fast jede zweite Lehrkraft berichtet von Vorfällen. Schulen im HSK bilden laut Polizei keine Ausnahme.
Die Gewalt an Schulen in Deutschland hat merklich zugenommen: Fast jede zweite Lehrkraft berichtet in einer Umfrage von April 2024 der Robert Bosch Stiftung von Problemen mit körperlicher und psychischer Gewalt an den Schulen, an denen sie arbeitet. Auch im Hochsauerlandkreis ist eine Zunahme der Gewaltbereitschaft an den Schulen spürbar, wie Pressesprecher Michael Schemme von der Kreispolizeibehörde Hochsauerlandkreis berichtet.
Wie das Deutsche Schulbarometer 2024 von der Robert Bosch Stiftung aufzeigt, seien am häufigsten solche Schulen von Gewaltvorfällen betroffen, die einen hohen Anteil von Kindern aus einkommensschwachen Familien aufweisen. Mit Blick auf die Schulformen würden Förder- und Sonderschulen die Gewaltstatistik anführen, gefolgt von Haupt-, Real- und Gesamtschulen. Selbst an Grundschulen sei der Umfrage zufolge die Gewaltproblematik hoch, wie 45 Prozent der Lehrkräfte angaben. Der hohen Gewaltstatistik gegenüber steht die Bereitstellung von Unterstützungsangeboten in Form von Schulsozialarbeit und Schulpsychologie, die von vielen Lehrenden an ihren Schulen als mangelhaft bewertet werden.
Dunkelziffer bei Gewalt an Schulen im HSK
„Auch an den Schulen im HSK gibt es natürlich Gewaltvorfälle“, erklärt Polizeisprecher Michael Schemme. Aufgrund verschiedener Umstände seien einige Schulen stärker davon betroffen als andere. Dabei sei jedoch hervorzuheben, dass die Schulen unterschiedlich mit Gewaltvorfällen umgehen und ein unterschiedliches Anzeigeverhalten aufweisen: Längst nicht jede Schule bringe jeden Vorfall auch zur Anzeige bei der Polizei: „Es dürfte immer noch eine entsprechende Dunkelziffer geben“, so Michael Schemme.
Lesen Sie auch
- Riesiges Transportflugzeug fliegt nur in 245 Metern über HSK
- Altstadtfest in Brilon: „Ihr könnt euch sicher fühlen“
- Fast keine Abschiebungen mehr aus dem Hochsauerlandkreis
- Sauerländer verzweifelt: Frau wird in Wachkoma-Haus verlegt
- Langewiese: Schützenschwestern behaupten sich gegen Pöbler
- Polizist wird in Brilon in Hinterhof mit Messer bedroht
- Steuerprozess um Millionen: Zwei Winterbergern droht Haft
Bei den meisten Vorfällen, die den den Schulen im Hochsauerlandkreis zur Anzeige gebracht wurden, handele es sich dem Experten zufolge um Gewalt unter Schülerinnen und Schülern, aus deren Kreisen sowohl die Ausübenden als auch die Opfer stammen. Gewalt gegen Lehrerinnen und Lehrer trete dabei seltener auf. Auch die Formen, in denen sich die Gewalt äußert, sind nach Auskunft der Kreispolizeibehörde sehr unterschiedlich: „Hauptsächlich werden Körperverletzungsdelikte und Straftaten gegen die persönliche Freiheit sowie Bedrohungen, Verstöße gegen das BtMG und Sachbeschädigungen verübt.“
Keine klaren Ursachen für Gewaltzunahme
Klare Ursachen dafür, dass die Gewalt an Schulen zunimmt, lassen sich Michael Schemme zufolge nicht einfach festmachen: „Das muss man aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten. Da sprechen wir über viele Punkte“. So spiele neben dem bereits erwähnten differenzierten Anzeigeverhalten an den Schulen auch die allgemeine Einstellung der Schülerinnen und Schuler zur Gewalt eine Rolle. Auch die Verbreitung von Gewaltvideos könne Einfluss auf die Gewaltbereitschaft von jungen Menschen nehmen, ebenso wie manche Videospiele: „Das ist sicherlich nicht abschließend“, relativiert Michael Schemme. Auch das Bildungsministerium des Bundes erkennt als mögliche Ursachen für eine Gewaltzunahme an Schulen verschiedene Faktoren an. Dazu zählen beispielsweise begünstigende Bedingungen im familiären oder sozialen Umfeld, aber auch die persönliche Entwicklung und Faktoren wie ein geringes Selbstwertgefühl.
Maßnahmen zur Gewaltprävention
Um der Gewaltentwicklung an Schulen entgegenzuwirken, werden von Seiten der Polizei Hochsauerlandkreis verschiedene Maßnahmen umgesetzt. So könne das Kommissariat „Vorbeugung“ beispielsweise für kostenlose Vorträge zum Thema Gewalt an Schulen angefragt werden: „Diese werden vor Schülern, Eltern aber auch vor Lehrern gehalten.“ Zusätzlich gebe es Infostände unter anderem an Elternsprechtagen, um auf Präventionsangebote hinzuweisen. Zusätzlich bestehe eine Kooperation der polizeilichen Prävention im HSK mit dem Netzwerk #sicherimDienst, dass sich speziell an Lehrende richtet. Diese erhalten dort nicht nur Informationen und die Möglichkeit, sich auszutauschen, sondern auch Beratung sowie Handlungsempfehlungen und Schulungen für den Umgang mit Gewalt an Schulen.