Brilon. Wie viel Miete zahlen Briloner? Wie viel Platz haben sie zum Leben? Wieso stehen über 600 Wohnungen in der Stadt leer? Sechs spannende Fakten.

642 Wohnungen in Brilon stehen leer. Die Miete ist günstiger als der Durchschnitt NRW-weit. Und die Briloner leben auf großem Fuß. Fakten, die der Zensus 2022, eine deutschlandweite Erhebung, zeigt. Die Westfalenpost schaut sich an, wie Brilonerinnen und Briloner eigentlich leben und sammelt die sechs interessantesten Fakten.

1. In Brilon gibt es gar nicht so viele Ferienwohnungen, wie man denkt

In Brilon gab es am 15. Mai 2022, dem Zensusstichtag, 7647 Gebäude, 97 Prozent davon Wohngebäude. Als Wohngebäude werden Gebäude bezeichnet, deren Gesamtnutzfläche mindestens zur Hälfte Wohnzwecken dient. 6676 dieser Wohngebäude gehören Privatpersonen, 19 davon gehören kommunalen Wohnungsunternehmen oder der Stadt selbst. Rund ein Prozent der Gebäude gehören zu einer Wohnungsgenossenschaft. Laut Zensus gab es zum Stichtag 12.922 Wohnungen in Brilon. 52 Prozent von ihnen werden durch den Eigentümer selbst bewohnt, 40 Prozent werden vermietet. Ferienwohnungen machen nur einen Anteil von 1,4 Prozent aus. Bei der Mehrzahl der Wohngebäude handelte es sich 2022 um Einfamilienhäuser (65,8 Prozent), d. h. um Gebäude mit nur einer Wohnung.

2. Die Briloner haben gerne viel Platz Zuhause

Bei der Wohnungsgröße gab es 2022 die auffälligsten Unterschiede zwischen dem urbanen Raum mit hoher Bevölkerungsdichte und den weniger dicht besiedelten Gebieten - wie Brilon. Im Schnitt waren Wohnungen in den Ballungsräumen kleiner als im ländlicheren Raum. Die durchschnittlich geringste Wohnfläche war in den Großstädten des Ruhrgebiets und der Rheinschiene, insbesondere in Gelsenkirchen (76,6 m²), Düsseldorf, Duisburg und Köln (jeweils 77,6 m²), zu finden. In ländlich geprägten Regionen wie in Ostwestfalen-Lippe, im Münsterland und in der Eifel war die durchschnittliche Wohnfläche am größten. Brilon liegt mit 109,5 m² also auch ordentlich über den durchschnittlichen 92 m² in NRW.

In Brilon stehen 5 Prozent der Wohnungen leer.
In Brilon stehen 5 Prozent der Wohnungen leer. © WP | Jana Naima Schopper

3. Die Mieten in Brilon sind gar nicht mal so hoch

In NRW lag die Miete pro Quadratmeter kalt ohne Nebenkosten (Nettokaltmiete) 2022 bei durchschnittlich 6,82 Euro und damit 0,46 Euro niedriger als im bundesweiten Durchschnitt (7,28 Euro). In Brilon lag die durchschnittliche Netto-Kaltmiete laut Zensus 2022 bei 5,19 Euro.

4. Fünf Prozent der Wohnungen in Brilon stehen leer

5 Prozent der Wohnungen in Brilon stehen allerdings leer, ein recht hoher Wert. 14 Prozent standen weniger als 3 Monate leer, etwas mehr als 12 Prozent standen seit drei bis 12 Monaten leer. Erstaunlich: Mehr als 63 Prozent der Leerstände standen im Mai 2022 seit über 12 Monaten leer. Die Stadt erklärt auf WP-Anfrage: „Die Leerstandsquote ist mit 5 Prozent als benötigte Fluktuationsreserve zu werten, es liegt somit kein struktureller Leerstand vor.“ Mehr als die Hälfte (ca. 64 Prozent) dieser leerstehenden Wohnungen sind bereits seit mehr als 12 Monaten nicht mit einer Wohnnutzung belegt. „Die Wohnungen stehen somit dem Wohnungsmarkt nicht zur Verfügung.“ Konkrete Befragungen oder Datenauswertungen zu den Hintergründen liegen der Stadt nicht vor. Sie kann dementsprechend nur eine subjektive Einschätzung geben: „Zu den Gründen zählen vor allem Mieterwechsel, Sanierungsmaßnahmen und auch persönliche Bedürfnisse, beispielsweise ein Wohnhaus alleinig ohne fremde Mitmenschen in Einliegerwohnungen zu bewohnen.“ Vonseiten der Stadt Brilon werden die jeweiligen Eigentümer durch Beratungen bei bauordnungsrechtlichen Fragestellungen sowie bei Fragestellungen hinsichtlich der Wohnraumförderung unterstützt.

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Wie leben die Brilonerinnen und Briloner
Wie leben die Brilonerinnen und Briloner © WP | Jana Naima Schopper

5. Brilon ist immer noch ziemlich interessant für Investoren

Pläne, leer stehende Wohnungen in sozialen Wohnraum oder in andere Nutzungsformen umzuwandeln, um den lokalen Wohnungsbedarf zu decken, liegen aktuell nicht vor. „Entsprechende Maßnahmen leiten sich aus dem individuellen Interesse der Eigentümer ab“, heißt seitens der Stadt. „Diesbezüglich gibt es derzeit diverse Planungen privater Investoren, im Wege der Nutzungsänderung neuen Wohnraum zu schaffen.“ Die Stadt stehe dabei begleitend zur Seite, insbesondere auch in Bezug auf die Notwendigkeit zur Schaffung geförderten Wohnraums.

6. Keine Angst: Brilon ist von Milieubildung noch weit entfernt

Dennoch, eine hohe Anzahl an Leerständen tut der Stadt nicht gut. „Wohnungsleerstände können zu einer Mindernutzung von Versorgungsinfrastrukturen führen.“ Allerdings ist das Problem in Brilon nicht wirklich ausgeprägt. „Einflüsse im Sinne der Stadtsoziologie, wie die Förderung einer Milieubildung, liegen nicht vor, da keine gebündelten Leerstände vorliegen.“

Was ist der Zensus 2022 überhaupt?

Kurz zum Zensus: Im Jahr 2022 fand in Deutschland wieder ein Zensus statt. Mit dieser statistischen Erhebung wird ermittelt, wie viele Menschen in Deutschland leben, wie sie wohnen und arbeiten. In erster Linie wurden hierfür Daten aus Verwaltungsregistern genutzt, sodass die Mehrheit der Bevölkerung keine Auskunft leisten musste. Die Ergebnisse des Zensus liefern nicht nur aktuelle Bevölkerungszahlen, sondern auch Daten zur Demografie (Alter, Geschlecht oder zum Beispiel Staatsbürgerschaft der Einwohnerinnen und Einwohner) und Daten zur Wohn- und Wohnungssituation wie durchschnittliche Wohnraumgröße, Miethöhe, Leerstand oder Eigentümerquote.

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