Winterberg. Ortsschilder-Diebstahl ist auch im Hochsauerlandkreis im Trend. Winterberg erlebt häufige Fälle, während die Behörden nach Lösungen suchen.

Schon seit mehreren Wochen ist das Ortsschild am Ortseingang Winterberg an der Bahnhofstraße verschwunden. Ein Schild mit der Aufschrift: geschlossene Ortschaft, Ersatz-Ortstafel weist darauf hin, dass man nun in den beliebten Touristenort einfährt. „Diebstahl“, vermutet der Sprecher des Hochsauerlandkreises, Jürgen Uhl.

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Die lokale Verkehrsschilderung gibt Autofahrern eine wichtige Information: Sie sind in einem Ort angekommen. Was allerdings auf den ersten Blick fehlt, ist der Name der Gemeinde oder Stadt – Winterberg bleibt ungenannt. Trotzdem hilft das Schild den Verkehrsteilnehmern dabei, sich regelkonform zu verhalten, zum Beispiel die Geschwindigkeitsbegrenzungen einzuhalten, erklärt Uhl. Jedoch bleibt ohne Ortsbezeichnung die genaue Standortbestimmung natürlich offen. „Deshalb ist solch ein Ersatz auch immer eine Übergangslösung und sollte nicht von Dauer sein“, sagt er. 

Häufung von Diebstählen und Ersatzbeschaffung

Der Diebstahl von Ortsschildern ist kein neues Phänomen, aber die aktuelle Häufung der Fälle bundesweit ist ungewöhnlich und rätselhaft für die Behörden. Dass Ortstafeln auch im HSK gestohlen oder beschädigt werden, ist dabei keine Seltenheit. Die Schilder könne man auch nicht sofort durch neue ersetzen, da diese erst bei den Herstellern bestellt werden müssten, sagt Uhl. „Im Hochsauerlandkreis gibt es dieses Phänomen seit gut zwei Jahren. Theoretisch könnten Challenges, die ja viral gehen, solche Wirkungen erzielen. Teilnehmer solcher Challenges nehmen damit bewusst in Kauf, einen Diebstahl zu begehen“, erklärt Jürgen Uhl gegenüber der WP. Bis Touristen wieder auf den herkömmlichen Namenszug blicken, könne es noch etwas dauern. Der Auftrag zur Ersatzbeschaffung erfolge wenige Tage ab dem Moment, wo die Behörden vom Diebstahl erfahren würden. Das nehme bis zu drei Wochen in Anspruch. Die Montage erfolge dann durch die Mitarbeiter des Straßenbetriebsdienstes im Zuge der wöchentlichen Streckenkontrollen.

Jürgen Uhl Sprecher Pressesprecher Hochsauerlandkreis HSK

„Wer solche Trophäen sammelt, sollte wissen, dass ein solches Hobby strafbar ist. Der Verwaltung fehlt dafür jedes Verständnis“

Jürgen Uhl

Statistiken und Kosten

Insgesamt seien 2023 25 Ortsschilder erneuert worden - davon zwölf Eingangstafeln und 13 Ausgangstafeln. Bei acht Stück gehen die Behörden von Diebstahl aus. 2024 mussten bislang 15 Ortstafeln erneuert werden, davon sechs Eingangstafeln und neun Ausgangstafeln. Hiervon seien sechs Stück gestohlen worden. Die übrigen Schilder im gesamten Landkreis seien ohne besondere Auffälligkeit getauscht worden. „Dies erfolgt sukzessive und wird dann notwendig, wenn beispielsweise Leuchtkraft verloren geht oder weil auf den Ortstafeln noch weiße Hintergründe sind“, erklärt HSK-Sprecher Uhl.

Spitzenreiter Winterberg

Das Diebstahl-Ranking im vergangenen Jahr führt Winterberg an. Insgesamt dreimal wurde „Winterberg“ gestohlen, zweimal montierten Unbekannten den Namenszug „Wildewiese“ ab. Insgesamt koste die Bestellung eines neuen Schildes den Kreis etwa 60 Euro. „Um die weiteren Kosten gering zu halten, werden die Schilder im Rahmen der Streckenkontrollen montiert und ersetzt“, erklärt Uhl. Er weist noch einmal deutlich darauf hin. „Wird das Schild gestohlen oder absichtlich beschädigt, ist dies natürlich eine Straftat, Diebstahl, Sachbeschädigung, Eingriff in den Straßenverkehr“, sagt er. Doch oftmals werde kein Täter ermittelt. 

Schutzmaßnahmen und Lösungen

Die Schilder vor Diebstahl zu schützen, ist schwer. Schließlich sei die Beschilderung genormt, so Uhl. Verschraubungen biete die Möglichkeit, einen effektiveren Diebstahlschutz zu gewährleisten. „Aber einen vollständigen Schutz kann man mit vertretbarem Aufwand nicht herstellen. Wer solche Trophäen sammelt, sollte wissen, dass ein solches Hobby strafbar ist. Der Verwaltung fehlt dafür jedes Verständnis“, sagt Uhl. 

Mit dem gleichen Phänomen haben auch andere Orte in Deutschland zu kämpfen. Das Ortsschild von Wacken, bekannt für sein weltberühmtes Heavy-Metal-Festival, ist ein begehrtes Sammlerstück unter Fans. Um dem Diebstahl entgegenzuwirken, bietet Wacken nun offizielle Souvenir-Ortsschilder zum Verkauf an. In einem ähnlichen Fall, aber mit drastischerer Lösung, änderte ein österreichisches Dorf seinen Namen von „Fucking“ zu „Fugging“, um unerwünschte Aufmerksamkeit zu vermeiden. In Deutschland werden, laut ADAC, jährlich etwa 1,6 Millionen Verkehrsschilder ausgetauscht, hauptsächlich aufgrund von Witterungsschäden oder anderen Beschädigungen. Die Produktion dieser Schilder verteilt sich auf 16 spezialisierte Hersteller im Land.