Diemelsee/ Hochsauerlandkreis. Badespaß am Diemelsee und Co.: Wann müssen Badegäste mit Blaualgen im See rechnen? Das Gesundheitsamt Hochsauerlandkreis gibt wichtige Tipps.

Obwohl der Sommer mit den warmen Temperaturen im Sauerland ein wenig auf sich warten ließ, ist die Badesaison an Badeseen wie dem Diemelsee jetzt endlich in vollem Gange. Doch wie steht es eigentlich um die gefährlichen Blaualgen, die sich für gewöhnlich im Spätsommer in den Seen breit machen und jedes Jahr aufs Neue den Badespaß abrupt beenden? Marc-Oliver Klung vom Gesundheitsamt Hochsauerlandkreis erklärt die Lage:

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Für die Badegäste im HSK hat der Experte zunächst einmal eine gute Nachricht: „Aktuell ist eine Massenentwicklung von Cyanobakterien unwahrscheinlich.“ Die Proben, die zur Überprüfung der Wasserqualität an den Badestellen im HSK in dieser Badesaison genommen wurden, würden ein geringes Vorkommen von Pflanzennährstoffen und vor allem Phosphor aufweisen. Dieser sei jedoch für ein Wachstum der Blaualgenpopulation notwendig.

Marc-Oliver Klung ist Experte für Hygiene und Infektionsschutz beim Gesundheitsamt des HSK
Marc-Oliver Klung ist Experte für Hygiene und Infektionsschutz beim Gesundheitsamt des HSK © Hochsauerlandkreis | Hochsauerlandkreis

Welchen Einfluss haben Hitze und Starkregen auf die Blaualgenentwicklung?

Den Hauptausschlag auf eine schnelle Vermehrung von Blaualgen gibt das Wetter, wie der HSK-Experte für Hygiene und Infektionsschutz erklärt: Dabei müsse es zu vermehrten Nährstoffeinträgen in die Gewässer kommen, um ein Populationswachstum zu fördern. „Im Zusammenhang mit sommerlichen Temperaturen, wenig Niederschlägen und Windstille kann das ein vermehrtes Wachstum an Blaualgen in stehenden Gewässern begünstigen.“

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Durch den Klimawandel begünstigte extreme Wetterereignisse wie Hitzewellen oder Starkregen nehmen dabei Einfluss auf die Entwicklung. „Die warmen Temperaturen können begünstigend für ein Blaualgenwachstum sein“, erklärt Marc-Oliver Klung. Denn zwar gelte eine Überdüngung mit Stickstoff und Phosphor, die beispielsweise aus Kläranlagenabläufen oder Ausschwemmungen von landwirtschaftlichen Flächen in die Gewässer gespült werden, als Hauptursache für die Massenentwicklung von Blaualgen. Dennoch würden die Cyanobakterien vor allem Wärme für eine massenhafte Entwicklung benötigen. Doch durch die vielfältigen Regenereignisse würde das Wachstum der Blaualgen gehemmt, so Marc-Oliver Klung: „Aufgrund der fortwährenden Bewegung der oberen Wasserschichten.“ Denn in fließenden Gewässern seien die Bedingungen für die Vermehrung von Blaualgen zu instabil.

Warum sind Blaualgen gefährlich?

„Die meisten Blaualgenarten können Wirkstoffe mit toxischen Eigenschaften bilden, sogenannten Cyanotoxine“, erklärt Marc-Oliver Klung. Im direkten Kontakt könnten die Cyanobakterien dem Experten zufolge verschiedene Symptome verursachen, wie Haut- und Schleimhautreizungen, Bindehautentzündungen oder auch Ohrenschmerzen. „Bei Aufnahme der Toxine in den Körper sind Atemwegserkrankungen und Leberveränderungen möglich.“ Und auch eine allergische Reaktion auf die Toxine sei bei Blaualgen nicht ausgeschlossen. Auch gebe es Arten von Cyanobakterien, die sich in Wasserpflanzen anlagern. Diese könnten vor allem für Hunde und auch Kleinkinder gefährlich werden, wenn diese Pflanzen gekaut oder verschluckt würden.

Und nicht nur Blaualgen können in natürlichen Gewässern zur Gefahr werden: Auch auf Wasserpflanzen und andere Krankheitserreger sollten Badegäste achtgeben. „Geringe Sichttiefen, ein starker Bewuchs mit Wasserpflanzen, wie z.B. der Kanadischen Wasserpest, oder aber auch das Vorhandensein von vielen Wasservögeln liefern grundsätzlich einen Hinweis darauf, dass mit dem verstärkten Auftreten von Krankheitserregern zu rechnen ist“ erklärt Marc-Oliver Klung. Deshalb sollten Menschen beim Baden in natürlichen Gewässern genau darauf achten, wo sie das Wasser betreten. Auch die Belastung durch menschliche Einflüsse wie Abwasserleitungen oder landwirtschaftlichen Flächenabschwemmungen sollte vor dem Betreten solcher Gewässer geprüft werden, die nicht explizit als Badegewässer ausgewiesen sind.

Badegäste können sich selbst schützen

Ob ein See wegen einer großen Belastung durch Blaualgen nicht mehr zum Baden genutzt werden sollte, können Besucher selbst erkennen, wie Marc-Oliver Klung. Die Kriterien, auf die sie hier achten sollten, seien stark getrübtes Wasser insbesondere in der Nähe des Ufers oder auch der grünlich schlierige Schleim, der durch das große Zusammenballen der heimischen Blaualgenarten entstehe. Bei manchen Cyanobakterien-Arten sei auch eine purpurrote Verfärbung möglich, so der Experte.