Winterberg. Benjamin Kermas, Marktmeister der Winterberger Kirmes, enthüllt die Herausforderungen und Besonderheiten des beliebten Events.

Benjamin Kermas ist Marktmeister für die Winterberger Kirmes und fiebert der Veranstaltung, die zwischen dem 16. und 19. August stattfindet, entgegen. Im Interview mit der WP berichtet er über die Besonderheiten der Kirmes, warum es immer weniger Bewerbungen von Schaustellern gibt und warum man mit dem ein oder anderen auch mal einen Schnaps trinken muss.

Lesen Sie auch

Herr Kermas, Sie organisieren nun schon zum dritten Mal die Winterberger Kirmes. Stellt sich bei Ihnen bereits so etwas wie Routine ein?

 In den verwaltungsrechtlichen Aufgaben wie bei der Erstellung von Verträgen ist man nach zwei Jahren schon routinierter geworden. Aber in jedem Jahr gibt es neue Umstände und auch Probleme, die wiederum neu zu bewerten sind und mit denen man entsprechend umgehen muss. Das macht die Aufgabe als Marktmeister natürlich spannend, setzt aber auch ein gewisses Anpassungsvermögen voraus.

Was macht die Winterberger Kirmes in Ihren Augen besonders und einzigartig im Vergleich zu anderen Volksfesten in der Region?

Die Winterberger Kirmes ist die höchstgelegene Kirmes in Nordrhein-Westfalen. Dieses Alleinstellungsmerkmal macht unserer Kirmes besonders. Viele Menschen auch aus der Umgebung kommen in unsere Stadt, um die Winterberger Kirmes zu besuchen.

Wie lange im Voraus beginnen die Planungen?

Die Planungen beginnen eigentlich schon direkt am ersten Tag nach der Kirmes. Dort bekomme ich schon die ersten Bewerbungen für die nächste Kirmes. Zu Beginn des darauffolgenden Jahres werden die Planungen dann konkreter.

Können Sie uns einen Einblick in den organisatorischen Ablauf geben? Was sind die ersten Schritte und welche Abteilungen sind involviert?

Interessierte Schausteller und Markthändler können ihre Bewerbungen grundsätzlich bis zum Ende des Jahres einreichen. Zwischenzeitlich besuche ich auch andere Kirmessen, um dort neue Schausteller und Markthändler für die Winterberger Kirmes zu begeistern. Zu Beginn des neuen Jahres werden die Planungen konkret: Dann wird entschieden, wer zur Kirmes zugelassen wird, die Pläne werden erstellt und die Verträge gefertigt.  Im Verlauf der weiteren Monate bis zur Kirmes müssen dann noch viele weitere Dinge geregelt werden. Dabei geht es zum Beispiel um die Tierschau, Strom- und Wasserversorgung sowie der Abwasser- und Abfallentsorgung. In diesen Vorbereitungen werden auch viele unterschiedliche Unternehmen beteiligt. Aber auch andere „Abteilungen“ der Stadt und der Hochsauerlandkreis werden beteiligt, insbesondere die Stadtwerke Winterberg, der Baubetriebshof, das Veterinäramt, die Bauaufsicht und das Gesundheitsamt. In der „heißen“ Phase vor der Kirmes bin ich dann mit meinem Kollegen werktäglich vor Ort in unserem Marktbüro.

Benjamin Kermas vist für das Ordnungsamt mit einem kleinen E-Auto unterwegs.
Benjamin Kermas vist für das Ordnungsamt mit einem kleinen E-Auto unterwegs. © WP | Benedikt Schülter

Wie schwierig ist es, genügend Schausteller und Attraktionen für die Kirmes zu engagieren?

In den vergangenen Jahren konnte ich die Kirmes mit den eingegangenen Bewerbungen recht gut füllen. Für größere Attraktionen lohnt es sich oftmals nicht, eine kleinere Kirmes wie die unsere zu besuchen, insbesondere wenn die Winterberger Kirmes die einzige in der Umgebung ist, für welche die Attraktion zugelassen ist.  Der Anreiseweg stellt für weiter entfernte Schausteller ebenfalls teilweise ein Hindernis dar, da beispielsweise die Kosten für Kraftstoff in den letzten Jahren gestiegen sind.

Gibt es besondere Kriterien oder Highlights, nach denen Sie die Schausteller auswählen?

Besondere Kriterien gibt es eigentlich nicht. Ich versuche darauf zu achten, dass es kein Überangebot derselben Angebote gibt, was sich allerdings bei einer kleinen Kirmes nicht immer als einfach darstellt. Bei den Fahrgeschäften sollte darüber hinaus für jedes Alter und Gemüt etwas dabei sein. In diesem Jahr bin ich stolz darauf, dass wir ein Fahrgeschäft bekommen, welches auch über Kopf geht.  Neben der Überprüfung, ob der Platzbedarf mit dem noch verfügbaren Platz übereinstimmt, muss ich natürlich auch bei Fragen, Anregungen oder Problemen der Anwohner reagieren.

Hat sich die Zahl der Bewerbungen von Schaustellern in den vergangenen Jahren verändert?

Nach meiner Einschätzung gab es vor der Corona-Pandemie insgesamt etwas mehr Bewerbungen. Das ist aber vermutlich ein Phänomen, welches nicht nur uns betrifft. Seit dem Jahr 2022 wurden die Bewerbungen nicht weniger, vielmehr gab es seitdem wieder einen leichten Anstieg. Durch den Besuch anderer Kirmessen versuche ich zudem, die Bekanntheit der Winterberger Kirmes zu steigern.

Unzählige Besucher nutzten im vergangenen Jahr die lauen Sommerabende für einen Bummel über die Kirmes in Winterberg.
Unzählige Besucher nutzten im vergangenen Jahr die lauen Sommerabende für einen Bummel über die Kirmes in Winterberg. © Rita Maurer | Rita Maurer

Welche Herausforderungen mussten Sie in diesem Jahr besonders bewältigen?

Ab diesem Jahr müssen wir als Ordnungsamt die Regelungen des Konsumcannabisgesetzes berücksichtigen.

Wie viele Besucher erwarten Sie dieses Jahr und gibt es Neuerungen oder besondere Programmpunkte, auf die sich die Besucher freuen können?

Wir rechnen - wie im vergangenen Jahr - mit circa 25.000 Besuchern. Das Programm ist deckungsgleich mit dem vom letzten Jahr. Besondere Punkte sind wieder Happy Hour und Eröffnung mit Fassanstich und Musik am Kirmes-Freitag und die Tierschau und Höhenfeuerwerk am Kirmes-Montag.

Welche wirtschaftliche Bedeutung hat die Kirmes für Winterberg und die umliegende Region?

Im Haushalt der Stadt Winterberg für die Kirmes decken die Einnahmen aus den Standgeldern weitgehend die Ausgaben für die Kirmes.  Ferner profitiert auch der Tourismus-Standort Winterberg von der Kirmes, da viele Menschen auch aus den umliegenden Städten und Gemeinden die Kirmes in Winterberg besuchen

Marktmeister Benjamin Kermas war bereits in den vergangenen zwei Jahren für die Kirmes in Winterberg verantwortlich.
Marktmeister Benjamin Kermas war bereits in den vergangenen zwei Jahren für die Kirmes in Winterberg verantwortlich. © WP | Benedikt Schülter

Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um die Kirmes umweltfreundlicher und nachhaltiger zu gestalten?

Regelungen zur Reinigungs- und Abfallbeseitigungspflicht werden in den einzelnen Verträgen mit den Schaustellern und Markthändlern festgehalten.  Da auch der Lärmschutz einer nachhaltigen Umgebung dient, wird zudem in den Verträgen die Endzeit für den Betrieb von Lautsprechern und Musikübertragungsgeräten festgehalten. Dies wird auch von der Polizei beziehungsweise von dem eingesetzten Sicherheitsdienst überprüft. Ferner nutzen die meisten Schausteller mittlerweile LED-Leuchtmittel.

Wie sehen Sie die Zukunft der Winterberger Kirmes? Gibt es Pläne oder Visionen für die nächsten Jahre?

Derzeit findet ein Bürgerbeteiligungsprozess zur zukünftigen Gestaltung des Kirmesplatzes statt. Bei allen möglichen Varianten ist weiterhin Platz für eine Kirmes, weil das der große Wunsch der Bürger war. Ich persönlich sehe es natürlich auch gerne, dass uns der Platz – zumindest in Teilen - für die traditionelle Winterberger Kirmes erhalten bleibt. Deshalb freut es mich, dass auch die Winterberger der Kirmes einen so hohen Stellenwert einräumen.

Gibt es eine besondere Geschichte oder ein Ereignis, das Ihnen im Zusammenhang mit der Kirmes in den vergangenen zwei Jahren besonders in Erinnerung geblieben ist?

In meinem ersten Jahr als Marktmeister habe ich den traditionellen Kirmesrundgang mit meinen Kolleginnen und Kollegen und den Schaustellern ausgiebig genossen.  Mit den Schaustellern mitzuhalten war nicht ganz leicht, da muss man schon den ein oder anderen Schnaps mehr trinken. Aber der Abschluss meiner ersten Kirmes als Marktmeister war schon etwas Besonderes. Da kam natürlich eine auch besondere Erleichterung auf, wenn man sieht, dass alles funktioniert hat und man auf der Kirmes in strahlende Kinderaugen blickt.