Winterberg. Der Aufbau der Winterberger Kirmes hat begonnen. Der neue Marktmeister hat alles im Griff, musste aber aber auch improvisieren:

Für Benjamin Kermas ist es eine Premiere. Der 24-Jährige ist als neuer Marktmeister der Stadt Winterberg das erste Mal für die Organisation der Kirmes zuständig, die am kommenden Freitag (19. August) startet. Und das ist eine große Aufgabe mit vielen Herausforderungen. Kermas blickt sich auf dem Kirmesplatz im Herzen der Innenstadt um. Viele Schausteller haben an diesem Dienstmittag schon ihre Wagen und Büdchen auf den von dem Marktmeister vorgegeben Standplätzen abgestellt.

Krake auf Globus: Das Big Monster-Fahrgeschäft ist eines der Highlights auf der Kirmes.
Krake auf Globus: Das Big Monster-Fahrgeschäft ist eines der Highlights auf der Kirmes. © WP | Benedikt Schülter

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Das Highlight der Kirmes

Ein riesiger Globus sitzt fest vertäut auf einem Lastwagenanhänger. Darauf thront eine rosafarbene Krake. Sie gehört zum Fahrgeschäft Big Monster, an deren Krakenarme zweisitzige Gondeln befestigt sind. Die Attraktion soll sich am kommenden Wochenende dann in alle Richtungen drehen: Gleichzeitig bewegen sich das Gestell, die Halterungen der Gondel und die Gondel selbst.

„Ich würde schon sagen, dass diese Attraktion eines der Highlights der kommenden Kirmes ist“, sagt Marktmeister Kermas. Ansonsten hat er für genug Abwechslung und weiteren Fahrspaß gesorgt. Dabei sei die Herausforderung gewesen, dass er erst relativ spät die Schausteller aufgrund der Coronakrise habe anfragen können. Um sich auf die Kirmes vorzubereiten, habe er auch Reisen zu anderen Kirmesveranstaltungen unternommen - unter anderem nach Bad Arolsen und Wenden. In Wenden habe er unter anderem einen Schausteller mit einem Churros-Stand kennengelernt, der jetzt in Winterberg die spanische Köstlichkeit unter die Leute bringen wird.

Der Dortmunder Schausteller Rudi Isken freut sich darauf viele alte Bekannte wiederzusehen.
Der Dortmunder Schausteller Rudi Isken freut sich darauf viele alte Bekannte wiederzusehen. © WP | Benedikt Schülter

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Und auch im Internet wurde er fündig - und das sehr kurzfristig. Denn auf die Absage eines Schaustellers musste Kermas, der dem Ordnungsamt der Stadt Winterberg zugeordnet ist, schnell reagieren. Über das Internetportal „ride-index - die Fahrgeschäftsdatenbank“ sei er schließlich fündig geworden. Nun können sich vor allem die kleinen Besucher auf eine sogenannte Kinderschleife freuen.

Etwas ganz Klassisches bietet auch der Dortmunder Schausteller Rudi Isken an. Er ist gerade dabei, seinen Autoscooter aufzubauen. Mit der Kirmes in Winterberg verbinde er emotional sehr viel, verrät er. „Hier habe ich einen Teil meiner Jugend verbracht“, sagt der 49-Jährige, der aus einer Schaustellerdynastie kommt. Bereits sein Großvater habe hier in den 1950er-Jahren seine Fahrgeschäfte hier aufgestellt. Als Kind sei Rudi Isken während der Kirmes auch immer in die Winterberger Schule direkt in der angrenzenden Schulstraße gegangen. In Winterberg habe er immer noch viele Bekannte, auf die er sich besonders freue, berichtet er. Zumal es nach der langen Corona-Zwangspause nun endlich wieder für ihn weitergehen könne. „Wir haben damals ohne eigene Fehler quasi ein Berufsverbot auferlegt bekommen. Das war schon psychisch eine schwere Belastung“, sagt er. Mit coronakonformen Veranstaltungen wie eine Pop-Up-Kirmes an der Westfalenhalle in Dortmund habe er sich über wasser halten können. „Das war aus wirtschaftlicher Sicht besser als nichts“, sagt er.

Der Hagener Schausteller Gino Tränkler putzt mit einer Zahnbürste die Lampen für seinen Asia-Imbiss.
Der Hagener Schausteller Gino Tränkler putzt mit einer Zahnbürste die Lampen für seinen Asia-Imbiss. © WP | Benedikt Schülter

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Schausteller sind systemrelevant

Jetzt freue er sich darauf, dass es in Winterberg nach zwei Jahren endlich wieder losgehe. „Die Leute haben uns vermisst. Daran sieht man auch, wie systemrelevant wir sind“, sagt er. Und trotz der enorm steigenden Energiepreise seien die Preise auf seinem Fahrgeschäft weiterhin stabil, verspricht er. Und das, obwohl beispielsweise die Spritkosten für den Transport seines Fahrgeschäfts im Vergleich zu 2019 förmlich explodiert seien - insgesamt 600 Euro mehr müsse er im Vergleich zahlen, verrät er.

Auch Schausteller Randolf Schneider verspricht weiterhin stabile Ticketpreise. Gerade gibt er seinen fünf Mitarbeitern lautstarke Anweisungen, ein schweres Bauteil seines Breakdancers in die richtige Position zu wuchten. Etwas angespannt wirkt er dabei. Corona habe auch ihm schwer zugesetzt. An Ersatzveranstaltungen habe er sich aber nicht beteiligt. „Ich bin hier, um Geld zu verdienen“, sagt er und wendet sich wieder seinen Mitarbeitern zu.

Der Breakdancer befindet sich im Aufbau.
Der Breakdancer befindet sich im Aufbau. © WP | Benedikt Schülter

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Dagegen wirkt Gino Tränkler ruhig, fast entspannt. „Trotzdem ist das hier eine blöde Arbeit“, sagt der 35-Jährige und grinst. Mit einer Zahnbürste reinigt er gerade mehrere LED-Lampen, die bald an seinem kleinen China-Imbiss angebracht werden. Der 35-jährige Schausteller aus Hagen war zuletzt auf mehreren anderen Festen unterwegs. Da habe er festgestellt, dass viele Besucher aufgrund der Krise mehr aufs Geld achten würden. Trotzdem freue er sich auf die Winterberger Kirmes. „Das wird bestimmt eine tolle Veranstaltung“, sagt er.

Davon ist auch der neue Marktmeister überzeugt. „Ich bin gespannt und hoffnungsfroh“, sagt er. Auf welche Attraktion freue er sich denn am meisten? Benjamin Kermas überlegt kurz. Kulinarisch hat er dabei einen klaren Favoriten. „Ich liebe holländische Pommes“, sagt er und lacht.