Hochsauerlandkreis. Eine vierköpfige Familie will eine Woche Sauerland-Urlaub machen. Das Budget ist knapp. Wir haben nachgefragt: Wo reichen 350 Euro und wo nicht?
„Hallo! Suche kurzfristig für eine vierköpfige Familie eine Unterkunft. Leider können wir nicht mehr als 350 Euro bezahlen. Vielleicht findet sich ja trotzdem was…“ Mit diesem Facebook-Post wendet sich eine Frau an die Mitglieder einer Gruppe von fast 24.000 Menschen, die die Ostsee-Insel Fehmarn mögen und dort ihre Urlaubserfahrungen austauschen. Es gibt viele konstruktive Ratschläge auf diese Anfrage und aufmunternde Worte, dass auch Menschen mit kleinem Budget Anrecht auf einen schönen Urlaub haben. Es gibt aber auch Häme wie „350 Euro am Tag, oder was?“ Auch das Hochsauerland ist eine beliebte Urlaubsdestination. Kann man hier für kleines Geld eine große Zeit verbringen? 380.000 Touristen hat Fehmarn jährlich. Zum Vergleich: 232.884 sind es in Medebach und 355.028 in Winterberg.
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Wir haben nachgefragt bzw. im Internet Angebote eingeholt. Unsere Vorgabe: Eine vierköpfige Familie – Vater (42), Mutter (40), Tochter (8), Sohn (14) – sucht noch relativ kurzfristig in den Sommerferien (20. bis 27. Juli) eine Ferienwohnung für eine Woche. Die Tochter kann zur Not noch mit im Zimmer der Eltern schlafen, aber der Sohn bräuchte schon ein eigenes Schlafzimmer bzw. könnte auf ein Schlafsofa ausweichen? Was ist die günstigste Möglichkeit, wie ist da die Ausstattung? Was wäre die teuerste Variante?
„„Insbesondere im Bereich der Anbieter von Ferienwohnungen ist so ein Angebot schwer festzulegen, da diese sehr unterschiedlich in der Größe und Ausstattung sind. Ebenso ist auch der Preis je nach Beobachtungs- und Auslastungszeitraum unterschiedlich. Wir haben anhand der Angaben versucht, aus unserem Unterkunftsverzeichnis ein realistisches, fiktives Angebot zu erstellen.“
Die Spanne ist erstaunlich groß und reicht von 350 Euro bis weit über 2000 Euro. In den meisten Fällen sind die Tourist-Infos nur Vermittler des Angebotes. Sie berufen sich auf das, was das eigene Buchungsportal an Daten auswirft. Hin und wieder kann es aber auch vorkommen, dass die Offerte beim direkten Kontakt mit dem Vermieter doch teurer ist. Das hängt auch davon ab, wann das Gesuch gestellt wird. Kurzfristig muss nicht automatisch günstiger bedeuten. Oft regelt die Nachfrage den Preis. Die Angebote sind daher nur als Stichproben zu verstehen. Wichtig: Viele Vermieter bieten die Sauerland SommerCard mit an. Winterbergs Tourismusförderin Michaele Grötecke: „Damit erhalten Urlaubsgäste ab einer Aufenthaltsdauer von zwei Tagen kostenlosen oder vergünstigten Eintritt zu zahlreichen Freizeitangeboten. In und um Winterberg herum umfasst die Sauerland SommerCard alle Hauptattraktionen der Region und ist der Schlüssel zu rund 60 Freizeitangeboten.“ Bis zu 1000 Euro Ersparnis sind für eine vierköpfige Familie drin!
Olsberg
Günstigste Variante: 462 Euro für eine Woche in einer Ferienwohnung (85 Quadratmeter) in einem Olsberger Ortsteil. Das Quartier hat zwei Schlafzimmer ist komplett eingerichtet, hat einen separaten Eingang, sogar einen Kaminofen im Wohnzimmer, und verfügt über W-LAN, SAT-TV, HiFi-Anlage, Dach-Balkon und Terrasse.
Teurere Variante: 980 Euro in einer FeWo (80 Quadratmeter) direkt in Olsberg. Dort gibt es zwei Schlafzimmer mit je einem Doppelbett, eine offene Wohnküche, Esstisch und Theke, Backofen, Geschirrspüler, Kaffeemaschine und Mikrowelle. Auch hier hat das Wohnzimmer einen Kamin. Bettwäsche und Handtücher sind inklusive. Teuerste Variante: 1732 Euro in der Hotel-Suite (60 Quadratmeter): Wer bereit ist, noch mehr Geld zu bezahlen, kann in Olsberg eine Suite inklusive Frühstück buchen. Sie hat zwei Schlafzimmer, eine hochwertige Ausstattung und Balkon.
Tourismus-Geschäftsführer Tobias Eisenhut, Olsberg: „Insbesondere im Bereich der Anbieter von Ferienwohnungen ist so ein Angebot schwer festzulegen, da diese sehr unterschiedlich in der Größe und Ausstattung sind. Ebenso ist auch der Preis je nach Beobachtungs- und Auslastungszeitraum unterschiedlich. Wir haben anhand der Angaben versucht, aus unserem Unterkunftsverzeichnis ein realistisches, fiktives Angebot zu erstellen. Auch bei uns ist die Sauerland-Card enthalten.“
Brilon
Günstigste Variante: 350 Euro in einer FeWo (100 Quadratmeter) in einem Briloner Ortsteil. Dort gibt es für maximal fünf Personen zwei Schlafzimmer, einen Balkon und einen Parkplatz direkt am Ort. Bis zum Bäcker, zu Restaurants oder Banken sind es nur wenige Gehminuten; außerdem ist ein beheizbares Freibad im Dorf. Im Preis sind sogar Bettwäsche, Handtücher und die Endreinigung enthalten. Die Familie mit dem Reisewunsch Fehmarn würde hier für kleines Geld viel geboten bekommen.
Teuerste Variante: 1568 Euro für eine 80 Quadratmeter große Ferienwohnung in einem Briloner Ortsteil. Die Wohnung verfügt über zwei separate Schlafzimmer, ausgestattet mit jeweils einem hochwertigen Boxspringbett für zwei Personen. Im gemütlichen Wohnbereich steht zudem ein komfortables Schlafsofa für 25 Euro pro Person pro Nacht für bis zu zwei Personen bereit. „In der Regel liegen die Preise zwischen 500 und 800 Euro“, sagt Oliver Dülme, Wirtschaftsförderer der Stadt Brilon. Der Dame mit dem Fehmarn-Wunsch rät er, lieber in weniger touristisch geprägten Regionen oder in deren Umland Ausschau zu halten. Auch in Brilon seien die Preise unterschiedlich – je nach Lage und Ausstattung., ob man in die Kernstadt in Marktplatznähe oder lieber in die Dörfer gehe.
Medebach
Günstigste Variante: 467 Euro für eine 3-Sterne-Ferienwohnung (72 Quadratmeter) mit zwei Schlafzimmern für bis zu sechs Personen in einem Medebacher Ortsteil. Bettwäsche, Endreinigung, Energie, Heizung, Wasser, WLAN-Nutzung – alles ist im Preis mit drin. Die große Wohnung im Erdgeschoss ist für 1 - 6 Personen ausgestattet. Pro Person und Nacht fällt ab 14 Jahren eine Gästeabgabe in Höhe von 1,50 Euro an; die Sauerland Card ist inklusive.
Teuerste Variante: 623 Euro ebenfalls in einem Medebacher Ortsteil. Christina Merten von der Touristik-Gesellschaft Medebach unterstreicht, dass die Preisentwicklung gerade jetzt in den Sommerferien sehr dynamisch sei.
Alternative Jugendherberge?
Vielleicht wäre für eine Familie mit kleinem Budget aber auch die Jugendherberge eine Variante? Das Deutsche Jugendherbergswerk, Landesverband Westfalen-Lippe, weist darauf hin, dass es bei der Preisberechnung für einen Familienaufenthalt auf das Alter der Kinder und die Verpflegungsform ankomme (nur Frühstück, Halbpension oder Vollpension). Erwachsene und Kinder ab 13 Jahren zahlen demnach z.B. in Brilon ganzjährig 34,90 Euro für Übernachtung mit Frühstück pro Nacht und pro Person. Dann gibt es aber bei Kindern zwischen 6 und 12 Jahren 30 Prozent Ermäßigung auf Unterkunft und Verpflegung und in bestimmten Zeiträumen auch noch Schnäppchenaufenthalte. Im konkreten Fall käme die Familie mit den 350 Euro nur drei Tage mit ihrem Budget aus – allerdings mit Frühstück.
Winterberg und Hallenberg
Günstigste Variante: 630 Euro für eine Ferienwohnung in Winterberg-Stadt; hinzu kommt eine Pauschale von 75 Euro – macht 705 Euro: Die Ausstattung ist sehr gut. In der Ferienwohnung befinden sich zwei Schlafzimmer, ein Wohnzimmer mit Flachbild-TV sowie ein eigenes Bad mit Dusche und WC. Der große Balkon mit Gartenmöbeln lädt zum Verweilen ein. Außerdem steht ein Abstellraum für Ihre Skiausrüstung zur Verfügung. Die ortsübliche Kurtaxe in Höhe von 2,50 Euro pro Tag und pro Person ist im Preis nicht inbegriffen. Teuerste Variante (aktuell nur sechs Tage buchbar) für 1600 Euro in einem Chalet.
Marsberg
Für Marsberg spuckt das Portal der Tourist-Info eine einzige Ferienwohnung in dem angefragten Zeitraum aus – und zwar zum Preis von 833 Euro für die Woche. Das Schlafzimmer ist mit einem Doppelbett ausgestattet für zwei zusätzliche Schlafplätze befinden sich im Wohnraum zwei Beistellbetten.
Die 40. Deutsche Tourismusanalyse der Hamburger Stiftung für Zukunftsfragen hat übrigens ergeben, dass die Deutschen im Jahr 2023 im Durchschnitt 1.538 Euro pro Person für ihren Haupturlaub ausgeben. Für eine vierköpfige Familie liegen die Kosten bei mehr als 6.000 Euro. Die muss man erstmal haben - die Familie mit dem Fehmarn-Wunsch hat sie offenbar nicht und steht damit vermutlich nicht allein.