Brilon. 2021 hätte das Briloner Museum Haus Hövener gern das 10-Jährige gefeiert. Alles Geplante konnte nicht stattfinden. Trotzdem gab es Highlights:
Im vergangenen Jahr sollte das zehnjährige Bestehen des Museums Haus Hövener mitten am Marktplatz in Brilon mit besonderen Aktionen und Veranstaltungen gefeiert werden. Corona machte einen Strich durch alle Planungen.
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Wichtiger kultureller Anziehungspunkt
Von Januar bis Ende Mai musste das Haus Hövener wegen der pandemischen Situation geschlossen bleiben. Der Lock-Down verhinderte für ein halbes Jahr, dass Menschen die Ausstellungen und die Veranstaltungen des Museums besuchen konnten. Doch selbst nach dieser schwierigen Zeit können die Verantwortlichen des Hauses mit Überzeugung sagen, dass das Haus Hövener gerade in diesen schwierigen Zeiten ein wichtiger kultureller Anziehungspunkt war.
Während vor Corona im Jahre 2019 insgesamt 12.200 Besucher im Museum gezählt wurden, waren es im Jahre 2020 nur halb so viele Museumsgäste. Im vergangenen Jahr verlängerte sich die Lockdown-Situation nochmals um mehrere Wochen. Dennoch besuchten mit 7.550 Personen mehr Menschen die Ausstellungen und Veranstaltungen des Museums. Doch auch während des Lock-Downs blieb das Museumsteam nicht untätig. Neben vielen Projekten kreierte man weitere Videos über die Geschichten aus der Region. Bis zum 31. Dezember wurden diese 130.000 Mal abgerufen.
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Führungen, Vorträge, Trauungen
In sechs Monaten gab es alleine 110 Führungen durch die Stadt Brilon und das Museum. Im Vergleich zu den Öffnungstagen fand somit mehr als jeden zweiten Tag eine Stadt- oder Museumsführung statt. Diese Führungen wurden sowohl durch die Briloner Stadtführergilde des Heimatbundes als auch durch das Museumsteam geboten. Gäste lernten das Haus Hövener kennen und konnten sich auf Führungen durch die Altstadt dem Thema der Hexenprozesse widmen oder den Erzählungen des Briloner Nachtwächters lauschen. Ganz besonders freut das Museumsteam, dass die „Mühlenwanderung“ an den Aa-mühlen ein voller Erfolg war. Auch die Dörfer wurden im Jahr 2021 besucht. Fünf Radtouren führten durch die 16 Dörfer und boten Einblicke in die Geschichte des Sauerlandes außerhalb der ehemaligen Briloner Stadtmauer.
Neben diesen Veranstaltungen fanden Vorträge statt. Vereine wie die Landfrauen trafen sich unter verantwortungsvollen Vorbereitungen zwecks Corona-Pandemie im Haus Hövener, und der soziale Austausch mitten in der Stadt konnte genossen werden.
21 Paare gaben sich im Museum das Ja-Wort. Dabei standen der Garten und das Foyer für Sektempfänge zur Verfügung. Neuerdings ist es zudem möglich, direkt im denkmalgeschützten Garten auf einer Veranstaltungsfläche den Bund der Ehe einzugehen.
Vor allem für Kinder und Jugendliche bot das Museum einiges, um dem Nachwuchs die Zeit in der Pandemie zu erleichtern. Kindertheater im Museumsgarten oder auch Wettbewerbe zur Biologie des Sauerlandes lenkten von der schwierigen Situation der Pandemie ab.
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Einmaliges Geschichtsbuch der Kulturlandschaft
In der historischen Bibliothek des Hauses tagten wiederholt verschiedene Arbeitskreise des Briloner Heimatbundes – Semper Idem e.V. Dazu gehört der Arbeitskreis „Alte Schriften“, der wieder Briefe, Urkunden und Tagebücher aus der Vergangenheit übersetzte. Durch den öffentlichen Aufruf, Familiendokumente, die kaum noch lesbar sind, übersetzen zu lassen, mussten die Damen und Herren des Arbeitskreises einige hundert Dokumente übertragen. Auch in dem „Plattdeutschen Arbeitskreis“ treffen sich Ehrenamtliche, um das Erbe der Vorfahren zu erhalten.
Der Briloner Heimatbund – Semper Idem hat mit Unterstützung des Museums Haus Hövener und Kümmerern der Dörfer mehr als 200 Informationstafeln in fast allen Dörfern. Dadurch entstand ein umfangreiches und einmaliges Geschichtsbuch der Kulturlandschaft. Im Museum wurde zudem ein neuer geologischer Lehrpfad für den Kurpark entwickelt. Die „GeoKulTour“ des Heimatbundes wird im Frühjahr 2022 eröffnet werden.
Zusammen mit privaten Spendern und der Briloner Bürgerstiftung gelang es, die älteste Luther-Bibel Brilon (1650) fachmännisch zu restaurieren und einen wahren Kulturschatz für die Stadt und die 16 Dörfer zu erhalten. Durch den Förderverein Haus Hövener konnte der Eingangsbereich mit Counter und Geopark-Foyer neu gestaltet werden.
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Erfolgreiche Sonderausstellungen
Die Sonderausstellungen bleiben eine Erfolgsgarantie für das Museum Haus Hövener. Dabei sind es kunstkulturelle auf die Region bezogene Ausstellungen, die das Museum präsentieren konnte. Im Sommer 2021 eröffnete das Museumsteam zusammen mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge die Ausstellung „Gegen das Vergessen“. Neben einer Wanderausstellung über den Volksbund wurden die Kriegerdenkmäler der Stadt Brilon und der 16 Dörfer präsentiert. Die Namen der Kriegstoten der beiden großen Weltkriege wurden aufgeführt.
Im Sommer fand eine große Ausstellung zur Mobilität im Sauerland großen Zuspruch. Unterstützt durch einige Briloner Autohäuser sowie durch Georg Jakobi und Rudi Heppe wurden die Post-, Eisenbahn- und Automobilgeschichte des Sauerlandes dargestellt. Zudem belebte das Museum den Marktplatz mit einem Bobbycar-Parcours.
Bald darauf konnte die Sonderausstellung über das 100 jährige Bestehen der Kantorei St. Petrus und Andreas eröffnet werden. Nach einjähriger Verschiebung wurde dem Verein ein Platz in der Reihe von Vereinsausstellungen geboten. Geschichten und bekannte Gesichter sind noch bis zum 15. Januar 2022 zu entdecken. Das Themenjahr „1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ fand auch in Brilon statt. Die Ausstellung im Foyer des Museums über die jüdische Kulturgeschichte von 1750 bis 1945 klärte über das jüdische Leben im Sauerland und insbesondere in Brilon und den Dörfern auf. Heute ist die Ausstellung digital auf der Homepage des Museums verfügbar.
Auf der Homepage ist auch die Erinnerung an die Schreckensnacht des 10. Januars 1945 mit den Bombenabwürfen und den Toten festgehalten.