Brilon. Das Stadtmuseum Brilon hat dank Sponsoren seine Luther-Bibel restaurieren lassen. Sie gehörte zu den ketzerischen Schriften des Minoritenklosters
Klack. Daher also kommt der Begriff „ein Buch aufschlagen“. Nach dem wohldosierten Hieb mit dem Handballen springt die Messingschließe des Folianten auf. Bedächtig hebt Carsten Schlömer den Deckel des voluminösen Druckwerks an und beginnt behutsam darin zu blättern. Die Luther-Bibel ist zurück im Haus Hövener in Brilon. Sie ist eines der ganz besonderen Exponate in dessen historischer Bibliothek - und jetzt frisch restauriert.
Die vielen Jahre, die der Buchbestand des früheren Briloner Minoritenklosters im feuchten Bunker des Schulzentrums verbrachte, haben Spuren hinterlassen. Deshalb sind Museumsleiter Carsten Schlömer und der Vorsitzende des Briloner Heimatbundes Semper Idem, Winfried Dickel, froh, Sponsoren gefunden zu haben, die das Museum bei der Aufarbeitung von Teilen der rund 5000 Bände umfassenden Sammlung unterstützen.
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Wie jetzt bei der Luther-Bibel aus der Zeit um 1650. Ihre hölzernen Deckel waren geschrumpft, fleckig und stellenweise weggefault. Die Briloner Bürgerstiftung, vertreten durch Volksbank-Vorstand Karl-Udo Lütteken. die Jutta und Engelbert Rakoniewski-Stiftung aus Winterberg und eine private Spende von Marilies Hillebrand, Mitglied des Kuratoriums der Trägerstiftung des Hauses Hövener, sorgten dafür, die rund 4000 Euro für die Restaurierung aufzubringen.
Separate Ausstellung
Der wuchtige Wälzer ist 41 Zentimeter hoch, 28 Zentimeter breit und 15 Zentimeter dick. Die Buchbinderei Depping in Münster arbeitete ihn ebenso fachmännisch wie sensibel auf. Vorrangigstes Ziel dabei: den weiteren Zerfall zu stoppen.
Auf beschädigte Seiten wurde transparentes Japanpapier aufgebügelt, der gebrochene Rücken wurde neu verkordelt, die Deckel ausgebessert und neu mit Schweinsleder bespannt. Für den Museumsleiter wichtig: den zeitgemäßen Charakter des Druckwerks zu erhalten. Deshalb, so Schlömer, seien die“ Holzwurmlöcher drin geblieben“.
In USA erfolgreich
Jutta und Engelbert Rakoniewski besaßen in Kanada und in den USA ein für die großen Handelsketten tätiges Ladenbau-Unternehmen. Jutta Rakoniewski-Padberg (2019 verstorben) studierte in Montreal Malerei. Nach ihrer Rückkehr ins Sauerland stellte sie mehrfach aus, u.a. in der Sparkasse Hochsauerland und im Haus Hövener.Die Stiftung unterstützt soziale Projekte im In- und Ausland.
Neben dieser Luther-Bibel befinden sich zwei historische katholische Bibeln im Bestand des Stadtmuseums: eine Marechal-Bibel von 1527 - benannt nach dem französischen Buchdrucker Jakob Marechal aus Lyon - und eine Dietenberger Bibel von 1705, eine von drei „Korrektur-Bibeln“ zur Luther-Bibel.
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Für Historiker Schlömer sind diese Bibeln regionale Zeugnisse aus der Zeit von Reformation und Gegenreformation. Zu jener Zeit habe es in katholischen Klöstern „Bestände ketzerischer Schriften“ gegeben, denn: „Man wollte ja wissen, was ‘der Feind` denkt.“ Jener Zeit wird demnächst im Haus Hövener eine Ausstellung gewidmet.