Brilon. Im Briloner Rathaus liegt der Bauantrag zur Sanierung des dominanten Geschäftshauses in der Bahnhofstraße vor. Auch drinnen gibt es Veränderungen
Es klickt und klappert durch den Laden in der Fußgängerzone von Brilon. So ähnlich klingt es, wenn Kleiderbügel hastig an ihre Ständer zurückgehängt werden. Davon gibt es hier allerdings nicht mehr viele, die satten Rabatte haben ihren Zweck erfüllt. In der Herrenabteilungen hängen überwiegend nur noch Sachen in Größe S oder deren Kontrapunkt, zwei oder drei XL, herum.
Das Geräusch kommt auch nicht aus dem Verkaufsbereich, sondern aus der Tiefe des Raumes. Jenseits der rotweißem Flatterband-Absperrung werden schon die Regale abgebaut. Bei C & A in Brilon geht der Ausverkauf seinem Ende entgegen.
Neu: Tanzschule und Fitness-Studio
Der Aufsteller im Eingang gibt als Schließungstermin den 8. Januar an. Nach „neun wunderbaren Jahren voller Freude, Inspiration und tollen Angeboten“ ziehe sich das Modehaus aus dem Hochsauerland zurück. Ende Januar läuft der Zehn-Jahres-Mietvertrag über den rund 1300 qm großen Store im Erdgeschoss aus.
Was danach mit dieser Fläche passiert, ist noch offen. Fest steht dagegen, was der Eigentümer der Immobilie, die Fa. Immotime AG aus Basel/Schweiz, mit den beiden Etagen darüber vorhat: dort ziehen ein Fitness-Studio und eine Tanzschule ein.
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Das bedeutet: Woolworth muss die erste Etage verlassen. Der ins Auge gefasste Umzug ins Erdgeschoss ist immer noch nicht in trockenen Tüchern. Man befinde sich, wie bereits im September mitgeteilt, „in Gesprächen mit dem Eigentümer“, so Roland Rissel, Referent Unternehmenskommunikation, auf eine Anfrage der WP. „Eine finale Entscheidung, die öffentlich gemacht werden kann“, so Rissel weiter, sei noch nicht getroffen worden.
Erst Kids Store, dann Small Family Store
Am 1. März 2004 hatte die Modekette am Marktplatz einen Kids Store mit Bekleidung für Mädchen und Jungen eröffnet. Auf dieser Fläche befindet sich heute Damen- und Herrenmode Christian Leiße. Am 1. März 2012 hatte C&A in der Bahnhofstraße das Erdgeschoss von Woolworth übernommen und dort einen sogenannten Small Family Store mit einem Bekleidungs-Vollsortiment eröffnet. Woolworth war ins Obergeschoss gezogen, hatte aber im Erdgeschoss den Bereich mit der das Obergeschoss verbindenden Rolltreppe als Verkaufsfläche behalten
Nach WP-Informationen hat eine weitere namhafte Handelskette Interesse an der Fläche in der Fußgängerzone. Dazu möchte man sich aber „noch bedeckt halten“, wie Immotime-Manager kürzlich noch zur WP sagte.
Im Briloner Rathaus liegt seit einiger Zeit der Bauantrag für die umfangreiche Sanierung des Geschäftshauses vor. Im ersten Quartal des neuen Jahres werde die Bearbeitung wohl über die Bühne gehen, heißt es. Wie der Immotime-Manager gegenüber der WP sagte, erhalte das Gebäude unter anderem eine neue Fassade - „sehr hell, sehr modern“. Mit dem neuen Erscheinungsbild und dem künftigen Besatz werde der Standort in der Stadtmitte aufgewertet.
„Standort weckt Begehrlichkeiten“
Das sieht auch der Vorsitzende des Gewerbevereins Brilon, Christian Leiße, so. Dass nicht ein anonymer Immobilien-Multi das Gebäude erworben hat, sondern ein „finanzstarkes Familienunternehmen“ zeige doch, dass Brilon „von seiner innerstädtischen Funktion her als gesund und zukunftsträchtig“ beurteilt werde. Und dass der Standort „Begehrlichkeiten“ wecke. Die Tanzschule sieht Leiße als Bereicherung für die Innenstadt an: „So etwas haben wir hier noch nicht.“
Im Mai diesen Jahres hatte C&A die Schließung des Stores mit Auslaufen des Mietvertrages gegenüber dieser Zeitung bestätigt.
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Wohin die Reise geht, ist auf dem Reiter vor dem Eingang zu lesen: „Wir freuen uns, euch bald wieder zu sehen. Besuche unsere größte Filiale c-a.com/hallo.“ Im November hatte der Konzern umfangreiche Investitionen ins Online-Geschäft angekündigt, um „noch besser auf die Bedürfnisse der Konsumenten einzugehen“. Die Corona-Pandemie habe dem Einzelhandel vor Augen geführt, dass „die richtige Kombination eines digitalen und stationären Ansatzes entscheidend“ sei. Die damit einhergehenden organisatorischen Veränderungen „könnten sich auf eine Reihe von Arbeitsplätzen in Europa auswirken“.
Eine am Dienstagvormittag an die C&A-Unternehmenskommunikation gemailte Anfrage zu den konkreten Auswirkungen in Brilon blieb unbeantwortet.