Hochsauerlandkreis. Der HSK löst den Krisenstab auf und blickt auf die Lerneffekte der Pandemie zurück. Wie gut ist der Kreis jetzt noch für Variante BA.5 gerüstet?

Mehr als zwei Jahre lang hat die Corona-Pandemie die Arbeit der Kreisverwaltung maßgeblich geprägt. Der Corona-Krisenstab ist vorerst ruhig gestellt worden und wird mit dem 1. Juni aufgelöst, die tägliche Berichterstattung über die Fallzahlen wird nun eingestellt. Die Lage im Hochsauerlandkreis entspannte sich in den vergangenen Wochen immer mehr. Die Verwaltung schaut zurück auf Lerneffekte aus der Pandemie und in die Zukunft mit Blick auf die derzeit in Portugal stark grassierende Variante BA.5.

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Am 13. März 2020 wurde der Krisenstab des HSK von Landrat Dr. Karl Schneider einberufen. Drei Tage zuvor gab es den ersten nachgewiesenen Coronafallim Kreis. Bis heute sind 77.616 Personen mit dem Virus infiziert gewesen. Immer wieder musste auf die dynamische Lage und die steigenden Infektionszahlen in der Verwaltung reagiert werden. Die Stammmannschaft des Gesundheitsamtes wurde über einige Monate von Bundeswehreinheiten unterstützt. Es waren über mehrere Wochen bis zu 40 Unterstützungskräfte in der Kontaktpersonennachverfolgung, der Corona-Hotline und den Bürgerschnelltestungen eingesetzt. Mehrfach musste der Kreis um Hilfe bei der Bundeswehr bitten, um die umfangreiche Arbeit stemmen zu können.

Landrat Dr. Karl Schneider und Gesundheitsamtsleiter Dr. Klaus Schmidt begrüßten Mitte Januar erneut Soldatinnen und Soldaten, um der HSK Verwaltung unter die Arme zu greifen.
Landrat Dr. Karl Schneider und Gesundheitsamtsleiter Dr. Klaus Schmidt begrüßten Mitte Januar erneut Soldatinnen und Soldaten, um der HSK Verwaltung unter die Arme zu greifen. © Unbekannt | Privat

Am Sonntag, 27. Dezember 2020, wurden die ersten 180 Impfdosen im HSK verabreicht. Seitdem sind viele dazugekommen, aber das Interesse ist rückläufig. Das in Olsberg errichtetekImpfzentrum in der Schützenhalle wurde unlängst geschlossen, weil das Impfangebot anderweitig mittlerweile ausreicht, um der Nachfrage gerecht zu werden.

Entscheidungen in der Pandemie fallen im Krisenstab

Im Krisenstab wurden die wesentlichen Entscheidungen im Zusammenhang mit der Pandemie getroffen und die Erledigung der Aufgaben koordiniert. Die Mitglieder des Stabes haben diese Aufgaben jedoch in ihren jeweiligen Fachdiensten mit ihren Kolleginnen und Kollegen abgearbeitet und außerdem - je nach Arbeitsanfall für Corona - auch noch ihre eigentlichen Aufgaben erledigt. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Koordinierungsgruppe des Stabs, die vereinfacht gesagt die Geschäftsführung im Stab gemacht hat, waren ebenfalls nur teilweise/zeitweise für diese Aufgaben freigestellt. Alle Mitglieder und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Stabes werden inzwischen wieder mit ihrer ganzen Arbeitskraft an ihren ‘normalen’ Arbeitsplätzen eingesetzt“, erklärt Martin Reuther, Pressesprecher des Hochsauerlandkreises.

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Sollte es notwendig sein, könne der Krisenstab mit einer Vorlaufzeit von zwei Stunden wieder einberufen werden. Dafür sind gewisse Grundvoraussetzungen nötig. Ein Krisenstab ist erforderlich, wenn aufgrund eines besonderen Ereignisses ein über das gewöhnliche Maß hinaus gehender hoher Koordinations- und Entscheidungsbedarf besteht. Dies ist insbesondere bei Großeinsatzlagen, sich anbahnenden oder bereits eingetretenen Katastrophen der Fall. Der Krisenstab kann auch unterhalb dieser Schwelle bei komplexen und schwierigen Aufgaben eingesetzt werden, wenn beispielsweise die koordinierte Zusammenarbeit verschiedener Ämter/Behörden erforderlich ist, eine koordinierte und ämterübergreifende Information der Bevölkerung notwendig ist oder eine Vielzahl von unterschiedlichen Informationen zu bewerten und auf dieser Grundlage abgestimmte Entscheidungen zu treffen sind.

Noch keine Fälle der Variante BA.5 im HSK aufgetreten

Nötig könnte der Krisenstab wieder werden, wenn beispielsweise die derzeit in Portugal stark verbreitete Coronavirus-Variante BA.5 vermehrt den Weg nach Deutschland findet und im HSK ausbreitet. In Deutschland, wo momentan noch BA.2 die dominierende Variante ist, landete BA.5 bereits, sagt das RKI. Der BA.5-Anteil an den Infektionen lag nach den jüngsten verfügbaren RKI-Daten bei 1,4 Prozent und wächst langsam. So fing es auch in Portugal an, wo der BA.5-Subtyp zuerst im März entdeckt worden war. Nach der Statistik des EU-Zentrums für Krankheitskontrolle verzeichnet Portugal derzeit die höchste Inzidenz auf dem gesamten europäischen Kontinent. Im HSK gibt es laut Martin Reuther aber noch keinen bekannten Fall.

Das Impfzentrum in Olsberg versorgte viele Bürger im HSK mit Impfungen gegen Corona. Mittlerweile ist das Zentrum geschlossen.
Das Impfzentrum in Olsberg versorgte viele Bürger im HSK mit Impfungen gegen Corona. Mittlerweile ist das Zentrum geschlossen. © Unbekannt | Ute Tolksdorf

Die vergangenen zwei Jahre haben ein Stück weit auf solche Situationen vorbereitet. „Man hat gelernt, zusammen zu halten und sich flexibel den unvorhersehbaren und ständig wandelnden Anforderungen zu stellen. Das betrifft sowohl die Art der jeweils zu bewältigenden Aufgaben, aber auch organisatorische und personelle Fragen sowie technische Anforderungen“, erklärt der HSK-Pressesprecher. Die Kreisverwaltung hatte gleich zu Beginn der Pandemie große personelle Ausfälle - besonders unter den Entscheidungsträgern - zu verzeichnen. Trotzdem mussten schnelle Entscheidungen getroffen und die Arbeitsfähigkeit der Kreisverwaltung erhalten werden. Nachhaltig ist die technische Ausstattung der Arbeitsplätze vorangekommen, die Digitalisierung von Verwaltungsvorgängen und die Möglichkeit, flexible Arbeitsbedingungen wie zum Beispiel Homeoffice zu schaffen (680 Arbeitsplätze mobiles Arbeiten).

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Die größte Herausforderung für den Kreis war laut Reuther die Aufrechterhaltung der Handlungsfähigkeit des Gesundheitsamtes, um die Kontaktpersonennachverfolgung zu sichern und die zahlreichen Fragen verunsicherter Bürgerinnen und Bürger durch widersprüchliche Verlautbarungen von Bund und Land zu beantworten. „Aber auch die Beschaffung von persönlicher Schutzausrüstung zu Beginn der Pandemie oder die vergleichsweise kurzfristige Einrichtung und personelle Besetzung eines Impfzentrums waren große Herausforderungen.“