Hochsauerlandkreis. Paracetamol-Saft für Kinder ist nicht mehr zu bekommen. Apotheker aus Winterberg und Brilon erklären, welche Alternativen Kinder nehmen dürfen.

Nicht nur beim Sprit müssen sich Kunden nun auf Engpässe vorbereiten: In den HSK-Apotheken wird Paracetamol-Saft für Kinder knapp, Bestellungen können nicht mehr getätigt werden. Auch andere Medikamente sind nicht mehr auf Lager. Die wichtigsten Antworten geben ein Apotheker aus Winterberg sowie eine Apothekerin aus Brilonzur Lage.

Welche Medikamente für Kinder sind knapp?

Paracetamol-Saft für Kinder, der fiebersenkend und schmerzlindernd wirkt, ist derzeit kaum noch zu bekommen. Anja Brandenburg aus der St. Engelbert-Apotheke hat nur noch drei Saftfläschchen auf Lager. Sie schaut in den PC. „Nachbestellen kann ich es jetzt gerade nicht.“ Ein Alternativ-Produkt wie Benuron, ein Granulat mit demselben Wirkstoff und ebenfalls für Kinder geeignet, ist ebenfalls in diesem Moment nicht zu bekommen. Jürgen Schäfer ist Apotheker-Sprecher und betreibt die Franziskus-Apotheke in Winterberg. Neben dem Engpass beim Paracetamol-Saft gebe es unter anderem Lieferprobleme beim Medikament Macrogol, einem Mittel gegen Verstopfung. Hier wie auch für den Saft können aber Alternativen angeboten werden.

Lesen Sie auch:Mit diesen 10 Tipps sparen Sie im Alltag richtig Geld

Betrifft der Engpass auch Medikamente für Erwachsene?

„Tabletten mit demselben Wirkstoff, aber für Erwachsene, sind schwer zu bekommen. Derzeit bietet nur ein Hersteller diese Tabletten an“, sagt Anja Brandenburg. Jürgen Schäfer verweist darauf, dass es bei den verschiedensten Medikamenten zu Engpässen kommen kann, vor kurzem erst bei Blutdrucktabletten für Erwachsene. „Eltern und Betroffene müssen sich dann auf die Apotheker verlassen und darauf vertrauen, dass eine entsprechende Alternative gereicht wird. Zumal es nicht immer schlecht ist, auch etwas anderes auszuprobieren.“

Warum ist der Schmerzsaft für die Kinder so knapp?

So richtig weiß Anja Brandeburg nicht, wie sie den Mangel an dem Medikament erklären soll. „Drei Händler haben aufgehört, den Paracetamol-Saft herzustellen, aktuell gibt es noch zwei, die den Fiebersaft anbieten“, sagt sie. Die Strukturen und Lieferketten sind allerdings komplex und nur schwer zu durchschauen. „Die Produktion dieser Säfte findet im Ausland statt, Indien zumeist“, so Jürgen Schäfer. Manchmal sei eine Charge des Saftes unbrauchbar, weil sie verunreinigt wurde. Da die Mischmaschinen in den Produktionsstätten riesig seien, beinhalte eine Charge Millionen von Fläschchen, die dann wegfallen. Aber auch die Lieferfähigkeiten spielen eine Rolle bei dem Engpass. „Die Wirtschaftskrise, wie sie in allen Bereichen zuschlägt. Daher gibt es nun auch Bestrebungen, die Produktion nach Deutschland oder Europa zu verlegen, um sich nicht abhängig zu machen.“ Es sei dasselbe wie mit Öl und Gas, so Schäfer. Die Verträge mit den entsprechenden Ländern bestehen und müssen eingehalten werden, „wir sehen aber nun auch in der aktuellen Krise, dass Verträge schnell für nichtig erklärt werden können.“ In so einem Fall könnten die Medikamente schnell ausgehen.

Lesen Sie auch:Preisexplosion beim Hausbau: Das müssen Sie jetzt wissen

Gibt es eine Alternative zu dem Paracetamol-Saft?

Alternativen herauszugeben, wenn der Arzt Paracetamol-Saft verschrieben hat, ist noch nicht lange erlaubt. Das erklärt Jürgen Schäfer. „Die Gesetzgebung wurde während Corona vorübergehend geändert. Vor der Pandemie durften Apotheker keine Alternativen herausgeben, denn die Kasse hätte die Medikamente im Zweifel nicht bezahlt.“ Die Krankenkassen würden in Verhandlungen festlegen, welche Medikamente erstattet werden und die Ärzte würden diese dementsprechend aufschreiben. „Wir haben aber festgestellt, dass wir mit dieser neuen Regelung unsere Kunden schneller beliefern können“, so Schäfer. Natürlich müsse man teils Rücksprache mit den Ärzten halten, in der Praxis anrufen, eine Alternative besprechen. „Das ist das Problem bei diesen Engpässen, der Aufwand. Aber ich sehe das als unsere Aufgabe, dem Kunden, der die Not hat, die Versorgung mit den entsprechenden Medikamenten noch am selben Tag sicherzustellen.“ Bis jetzt habe er die Versorgung der Kunden immer gewährleisten können, in der letzten Instanz findet er es dennoch möglich und wichtig, sich in der Apothekerschaft abzusprechen, wo der Kunde gegebenenfalls noch das benötigte Medikament bekommen könnte. Als Alternative zu dem Paracetamol-Saft empfiehlt er Nurofen-Saft.

„Zäpfchen mit demselben Wirkstoff gibt es noch“, sagt Anja Brandeburg. Ansonsten könne auch auf Ibuflam zurückgegriffen werden, ein Fiebersaft mit anderem Wirkstoff. „Meistens schreiben die Ärzte auch keinen Paracetamol-Saft auf, sondern Ibuflam. Daher fehlt der Saft hier noch nicht extrem.“