Hochsauerlandkreis. Am 10 März 2020 wird der erste Corona-Fall im Hochsauerland publik. Ein Rückblick in die Anfangszeit der Pandemie mit Ausblick auf die Zukunft:
Am Anfang steht Ischgl. Die ersten Menschen im HSK, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben, kommen aus Ischgl zurück. Dort waren sie im Winterurlaub, dort infizierten sie sich mit Corona. Damals, vor einem Jahr zu Beginn der Corona-Krise, wird der Wintersportort zum Synonym für die Verbreitung des Coronavirus. Heute, ein Jahr später, wissen wir: Corona ist Teil des Lebens.
Es ist der 10. März 2020. Am Mittag verteilt der Hochsauerlandkreis eine Pressemitteilung. Im HSK gibt es den ersten bestätigten Corona-Fall. Es handelt sich um einen Mann aus einem Dorf bei Sundern, der in Ischgl in Ski-Urlaub war. Bei seiner Abreise am Samstag hatte der Mann erfahren, dass es in dem Hotel einen Corona-Fall gibt. Als sich bei ihm zu Hause verdächtige Symptome einstellen, informiert er das Gesundheitsamt.
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„Wir haben nun das Ziel, eine weitere Ausbreitung zu verhindern“, sagt der Leiter des Gesundheitsamts im HSK, Dr. Peter Kleeschulte damals. Örtlichen Behörden sollen Veranstaltungen mit mehr als 1000 zu erwartenden Besuchern bis auf Weiteres grundsätzlich absagen. „Bei Veranstaltungen mit weniger als 1000 zu erwartenden Besucherinnen und Besuchern ist – wie bisher – eine individuelle Einschätzung der örtlichen Behörden der Veranstaltung erforderlich, ob und welche infektionshygienischen Schutzmaßnahmen zu ergreifen sind“, heißt es im ersten Corona-Erlass aus Düsseldorf.
Dr. Kleeschulte heute:
Zu Beginn ahnt auch der Leiter des HSK-Gesundheitsamts Dr. Peter Kleeschulte nicht, was in den nächsten zwölf Monaten passieren wird. „Ich habe ehrlich gesagt damit gerechnet, dass diese Pandemie vergleichbar wird mit der Schweinegrippe 2009/2010 – und dass wir die Lage nach ein paar Monaten im Griff haben“, gibt er heute zu. Es kommt bekanntlich anders.
Am 11. März folgen zwei weitere bestätigte Corona-Fälle im HSK. Betroffen sind zwei Frauen aus Schmallenberg, die aus dem Skiurlaub in Südtirol zurück gekehrt sind. Corona breitet sich aus. Am 13. März gibt es bereits 25 bestätigte Fälle.
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Immer mehr Veranstaltungen im HSK werden abgesagt. Das gesellschaftliche Leben kommt mehr und mehr zum Stillstand. Ein Beispiel: Brilon sagt „Brilon blüht auf“ ab. „Es tut uns für die Einzelhändler und Gastronomen sehr leid. Ich denke, wir sind alle verpflichtet, einen Beitrag zur Eindämmung der weiteren Verbreitung des Coronavirus zu leisten. Die Bereitschaft dazu ist ein Akt wechselseitiger Verantwortung füreinander“, so Bürgermeister Dr. Christof Bartsch am Tag der Absage. Einzelhandel, Gastronomie und viele weitere werden noch viel größere Opfer bringen müssen.
Der Hochsauerlandkreis richtet derweil ein Lagezentrum „Corona“ ein und der Krisenstab tagt täglich.
Dr. Kleeschulte heute:
Das Hauptstandbein der Krisenarbeit ist eine gute Kommunikation zum richtigen Zeitpunkt zwischen den richtigen Akteuren, sagt Kleeschulte. „Wir haben frühzeitig gehandelt und das hat sich bis heute bewährt.“
Am 14. März meldet der HSK 30 bestätigte Infektionen. Zu den bestätigten Fällen zählt auch Dr. Karl Schneider, der Landrat des Hochsauerlandkreises, der von zuhause in Schmallenberg an die Bürger appelliert: „Sie sehen, wie schnell eine Ansteckung möglich ist, obwohl ich mich vermeintlich nicht in Gefahr begeben habe. Wir sollten das öffentliche Leben soweit wie möglich zurückfahren und die Sozialkontakte auf das Minimum begrenzen.“
In den folgenden Tagen schließen Banken ihre Filialen, Rathäuser dürfen nicht mehr aufgesucht werden. Am 16. März erlassen die ersten Krankenhäuser im HSK Besuchsverbote. Die Kliniken in Marsberg und Winterberg zählen zu den ersten Häusern, alle anderen folgen kurz darauf. Innerhalb weniger Tage wird das gesellschaftliche Leben NRW-weit herunter gefahren. Der Einzelhandel schließt, Schulen schließen und vieles mehr: der erste Lockdown beginnt.
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Am 19. März gibt es einen Erlass der NRW-Landesregierung: Alle Urlauber müssen die Urlaubsorte verlassen. Gerade für Winterberg hat das massive Folgen. Der damalige Tourismus-Chef und jetzige Bürgermeister der Stadt, Michael Beckmann, schätzt, dass allein im Sauerland 12.000 Gäste davon betroffen sind. Ende März kommt es zu den ersten Absagen von Schützenfesten im HSK. Die Schützenfestsaison 2020 fällt komplett aus.
Am 31. März muss der Hochsauerlandkreis den ersten Corona-Todesfall vermelden. Ein 64 Jahre alter Mann aus Schmallenberg stirbt an den Folgen der Infektion im Arnsberger Klinikum. Zu diesem Zeitpunkt gibt es 204 Corona-Fälle kreisweit. Am 3. April gibt es den zweiten Todesfall – diesmal im Krankenhaus Maria-Hilf in Brilon. Bis heute gibt es HSK-weit 150 Sterbefälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus. Anfang April kommt es auch zu den ersten Corona-Fällen in Pflegeheimen. In den folgenden Monaten bleiben Pflegeheime – obwohl weitgehend abgeschirmt – Risiko-Orte in der Pandemie. Es gibt dort auch im HSK viele Todesfälle im Zusammenhang mit Corona.
Dr. Kleeschulte heute:
„Bei einer Impfquote von 50 Prozent werden die positiven Auswirkungen überall deutlich spürbar sein“, sagt Kleeschulte. Schon heute seien Effekte in Alten- und Pflegeheimen sichtbar. „Ich gehe davon aus, dass wir dort keine großen Ausbruchsgeschehen mehr erleben – es wird bei einzelnen Fällen bleiben.“
Das Virus bestimmt längst das Leben Anfang April 2020 vier Wochen nach dem ersten Fall im HSK in fast allen Bereichen. Es kommt Ende April zu ersten Lockerungen, während des Sommers gibt es monatelang kaum neue Infektionen und kaum Todesfälle. Das Leben normalisiert sich – fast. Doch im Herbst kehrt das Virus zurück. Heute, genau ein Jahr nach dem ersten Fall im HSK, gibt es fast 6300 nachgewiesene Infektionen.
Dr. Kleeschulte heute:
„Wir werden auch weiter mit dem Virus Leben müssen wie mit den masern oder der Grippe“, sagt Dr. Peter Kleeschulte. „Es wird uns begleiten, aber unter völlig anderen Voraussetzungen. In einigen Monaten werden wir im HSK eine Impfquote von 60 bis 70 Prozent erreicht haben. Damit ist die Herdenimmunität erreicht“ – und wir bekommen unser altes Leben zurück!