Olsberg. Der letzte Piks in der Konzerthalle steht bevor. Sonntagabend schließt das Impfzentrum Olsberg. Nach Biontech und Co. kommt Musik von Rammstein.
Das war’s. Sonntagabend wird in der Konzerthalle der letzte Piks gesetzt. Dann schließt das Impfzentrum des Hochsauerlandkreises in Olsberg seine Pforten. Draußen sind die Poller schon entfernt worden und auch innen hat der Abbau bereits begonnen. Bis Ende des Monats ist die Halle quasi wieder besenrein an die Stadt als Vermieterin zu übergeben. „Das läuft, wie zwischen einem Vermieter und einem Mieter auf privater Ebene auch“, sagt Kreissprecher Martin Reuther. Das heißt, es gibt eine Ortsbegehung und eine Abnahme, um festzustellen, ob und wo noch etwas nachgebessert werden muss.
Lesen Sie auch:Winterberg will den Partytourismus klein halten
Außergewöhnliche Umstände wie die Pandemie haben auch diese außergewöhnliche Maßnahme erfordert. Damit das Zentrum im Februar starten konnte, musste ab Dezember binnen kürzester Zeit eine komplette Infrastruktur geschaffen werden. Ausgenommen Ärzte und medizinisches Fachpersonal hat das den Kreis monatlich durchschnittlich 300.000 Euro gekostet. Macht rund drei Millionen Euro, die der HSK dem Land in Rechnung stellt. „Es ist schwierig die einzelnen Posten darzustellen“, sagt Martin Reuther. Allein sieben Tage in der Woche mussten Security-Mitarbeiter rund um die Uhr ihren Dienst versehen – und als der Impfstoff knapp war, musste der Sicherheitsdienst auch schon mal einschreiten, nennt er ein Beispiel.
Riesige Summen für die Impfzentren
Zu den Gesamtkosten aller 53 Impfzentren im Land sagt Miriam Skroblies, Sprecherin des NRW-Gesundheitsministeriums, auf Anfrage unserer Zeitung. Das Land habe für die Finanzierung der Impfzentren und ihrer mobilen Impfteams für den Zeitraum von Dezember 2020 bis September 2021 Finanzmittel in Höhe von rund 482,5 Millionen Euro eingeplant. Darin seien beispielsweise auch Kosten für die Beschaffung von Spritzen und Kanülen sowie für die Logistik enthalten. Hinzu kommen demnach 450 Millionen Euro seitens des Bundes. Skroblies: „Die Rechnungen der Kreise und kreisfreien Städte sowie der Kassenärztlichen Vereinigungen gehen bisweilen mit erheblichem Zeitverzug ein, so dass gegenwärtig noch keine validen Aussagen bezüglich tatsächlich angefallener Kosten getroffen werden können.“
+++ Lesen Sie auch: Streetfood-Festival in Brilon: Die Trends des Genuss-Trucks
In den 300.000 Euro monatlich sind die Kosten für Ärzte und medizinisches Personal noch nicht enthalten: Vanessa Pudlo, Sprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung: „Die KVWL plant die Einsätze von Ärzten und MFA in den Impfzentren und nimmt deren Honorierung/Bezahlung im Auftrag des Gesundheitsministeriums des Landes Nordrhein-Westfalen vor.“
Glücksfall für Olsberg
Auch Mietkosten (in den 300.000 Euro enthalten) dürften in nicht unerheblichem Umfang angefallen sein. Aus der Frage, wie hoch die Einnahmen für Olsberg gewesen seien, macht die Stadt ein Geheimnis: Dazu könne man keine Auskunft geben, da die entsprechenden vertraglichen Regelungen nicht öffentlich seien, teilt Pressesprecher Jörg Fröhling auf Anfrage mit. Spätestens in einer Jahresbilanz der Touristik und Stadtmarketing Olsberg GmbH dürften die Zahlen ohnehin ersichtlich sein. Fakt ist: „Die Miete richtet sich in diesem Fall nach dem ortsüblichen Rahmen für Gewerbeflächen in sehr guter Lage bei sehr guter Ausstattung der Räumlichkeiten“, so Martin Reuther. Allein der große Saal hat rund 1000 Quadratmeter Fläche, das Foyer 240.
Impfquote 77,3 Prozent
Zusätzlich war das Team im Impfbus 20 Mal unterwegs und sorgte für 2.825 Impfungen. Bei den mobilen Teams, die das Impfzentrum koordiniert hat, gab es 18.014 Erst- und 17.191 Folgeimpfungen. Vollständig geimpft sind im Hochsauerlandkreis 179.320 Personen, was einer Impfquote von 77,3 Prozent bei den Einwohnern ab zwölf Jahren und älter entspricht.
Für Olsberg war es aber in jedem Fall eine glückliche Fügung, Standort für das Impfzentrum gewesen zu sein: Die Stadt bewertet dies als außerordentlich positiv. Zum einen sei so ein wichtiger Beitrag in der Region für die Umsetzung der bundesweiten Impfkampagne geleistet worden. Und zum anderen habe es eine sehr sinnvolle Nutzungsmöglichkeit für die Konzerthalle während der Phase gegeben, in der keine Veranstaltungen möglich waren.
Auch aus der Bürgerschaft gab es ausschließlich positive Rückmeldung zu Betrieb und Abläufen des Impfzentrums. Das bestätigte der Ärztliche Leiter, Dr. Stefan Hüttemann, unlängst in einem WP-Interview: „Es gab bei uns nur wenige Beschwerden. Ich denke, das lag und liegt an der guten Zusammenarbeit aller Beteiligten, namentlich mit dem HSK-Projektleiter Marc Heines und Andrea Gerbracht vom Kreis sowie Klaus Mörchen als Apotheker und allen weiteren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Jeder Einzelne hat täglich einen super Job gemacht. Dieses positive ,Betriebsklima’ hat sich auch auf die Patienten ausgewirkt.“
152.104 Impfungen
Mit Stand von Donnerstag wurden damit in Olsberg 152.104 Personen geimpft. Davon waren 77.820 Erst- und 74.221 Zweit-Impfungen. Auch 63 sogenannte Booster-Impfungen zur Auffrischung hat es schon gegeben. Aktuell sind noch 35 Mitarbeiter/innen dort beschäftigt – in Spitzenzeiten waren es bis zu 100.
Und wann hat wieder Kultur statt Medizin das Sagen in der Konzerthalle? Dazu Jörg Fröhling: „Die erste öffentliche Veranstaltung wird die Rammstein-Tribute-Show mit ,Stahlzeit‘ am 12. November sein. Zuvor gibt es bereits mehrere private Vermietungen, die aber keine öffentlichen Veranstaltungen mit sich bringen.“