Meschede. Online-Präsenz und Telefonberatung helfen den Buchläden über die Corona-Krise. Aber vor allem sind es ihre treuen Kunden.

„Manches ist schon eine Herausforderung“, sagt Frank Höppner, Mitarbeiter der Mescheder „WortReich“-Filiale. Wenn jemand vor dem Laden steht und dann zusätzlich zu den bestellten Büchern noch eine Trauerkarte haben möchte, zum Beispiel. „Reichen sie mir einfach irgendeine mit einem schönen Spruch raus“, habe da schon jemand gesagt. „So eine Entscheidung fällt mir dann nicht leicht“, gibt er zu.

Ansonsten kommen sowohl „WortReich“ als auch die Bücherstube Eva Linhoff mit der Schließung ihrer Geschäfte bislang zurecht, dank Onlinepräsenz und Telefonberatung.

Auch interessant

e48ce3ac-6acf-11ea-82f0-c7e98b4735c3
Von Ute Tolksdorf, Jürgen Kortmann, Oliver Eickhoff, Frank Selter, Alexander Lange, Christina Schröer

Mescheder Buchhändler mit Onlineshop

Beide Buchläden haben einen Onlineshop in Kooperation mit ihren Großhändlern. „Das Angebot gab es zwar auch schon vor Corona, jetzt wird es aber natürlich verstärkt genutzt“, erklärt Höppner. Von dort können die Kunden sich Bücher entweder nach Hause liefern lassen oder sie in der Buchhandlung abholen, meist schon am nächsten Tag. Die Buchläden verdienen daran mit.

Frank Höppner reicht einem Kunden eine Buchbestellung aus dem Laden heraus.
Frank Höppner reicht einem Kunden eine Buchbestellung aus dem Laden heraus. © Vera Tolksdorf

„Viele Bücher und besonders aktuelle Bestseller haben wir aber natürlich auch im Laden“, fügt Eva Linhoff hinzu, „da genügt ein schneller Anruf, wenn man sicher gehen will und man kann sein Buch schon am selben Tag lesen.“ Ein Anruf ist aber auch dann eine gute Idee, wenn man sich nicht ganz sicher ist, welches Buch das Richtige sein könnte: Die Bücherstube Eva Linhoff und „WortReich“ bieten im Moment beide in ihren Kernzeiten, von montags bis samstags, zwischen 10 und 12 sowie 15 und 17 Uhr eine telefonische Beratung an. „Viele Kunden kennen wir ja so gut, dass wir auf diese Art ebenso gut beraten können“, erklärt Eva Linhoff. Und Bücher bestellen kann man auf diesem Weg natürlich auch.

„WortReich“ hat dafür wie viele andere Mescheder Unternehmen extra einen persönlichen Versand- und Lieferservice organisiert. Die Bücherstube Eva Linhoff macht das nur in Ausnahmefällen, wenn Leute etwa aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in der Lage sind, in die Stadt zu kommen. Für alle anderen gelten die gleichen Zeiten wie für die Telefonberatung, dann können Bestellungen, ob telefonisch oder online, in beiden Buchläden abgeholt werden. Bei „WortReich“ in einer Papiertüte durch die Tür, bei der Bücherstube durch das Fenster neben der Eingangstür.

Dass all das weder den persönlichen Kontakt ersetzen kann, noch das Gefühl selbst durch einen Buchladen zu stöbern, da sind sich Frank Höppner und Eva Linhoff einig. Aber: „Wir sind sehr dankbar für die Treue unserer Kunden, das hilft uns enorm“ sagt Frank Höppner. Regelrechte Buch-Hamsterkäufe einiger Stammkunden habe es gegeben, bevor die Läden schließen mussten. Gleichzeitig ist klar, dass es nicht ewig so weitergehen kann. Zwar lief das Ostergeschäft trotz der Ladenschließung gut „Das eckige Osterei funktioniert eben immer“, schmunzelt Eva Linhoff. Doch das Kommunionsgeschäft ist verschoben, Laufkundschaft und Touristen bleiben weg.

Auch interessant

Mitarbeiter in Kurzarbeit

Durch die verkürzten Geschäftszeiten arbeite er gerade halbe Tage, erklärt Frank Höppner, und baue nebenher Überstunden und Urlaub ab. Für die Mitarbeiter der anderen beiden „WortReich“-Filialen in Arnsberg und Schmallenberg hatte Inhaberin Katrin Föster schon im März Kurzarbeitergeld beantragt.

BEva Linhoff an ihrem momentan wichtigsten Arbeitsplatz: dem Computer.
BEva Linhoff an ihrem momentan wichtigsten Arbeitsplatz: dem Computer. © : Vera Tolksdorf

In der Bücherstube arbeiten bisher alle Angestellten wie gewohnt weiter. Bis Juni könne sie das so weiterführen, sagt Eva Linhoff, spätestens dann müsse sie sich Gedanken über Alternativen machen. Bis dahin gilt: Mit den Telefonberatungen und der Buchhaltung, die natürlich weiterläuft, sind alle gut beschäftigt. „Und wenn dann wirklich mal nichts mehr zu tun ist, dann putzen wir. So sauber wie im Moment ist der Laden höchstens nach der Inventur.“ Aber schnell fügt sie hinzu, und das gilt für beide Buchläden: „Je früher wir das Geschäft wieder öffnen können, desto besser“.

Buchempfehlungen

Frank Höppner empfiehlt als Corona-Lektüre Luca Venturas „Mitten im August“, einen Capri-Krimi. „Spannend, aber nicht grausig – und passt perfekt zum guten Wetter im Moment“. Für Jugendliche und Erwachsene ab 14 Jahren schlägt er „Wir sind die Wahrheit“ von Andreas Götz vor. Die fesselnde Geschichte eines Geschwisterpaars rund um die aktuellen Themen Demokratie und Faschismus.

Eva Linhoffs Empfehlung für Erwachsene ist „Die Spionin“ von Imogen Kealey. Ein gut recherchierter, breit aufgestellter Roman über eine Widerstandskämpferin im Zweiten Weltkrieg. Für die Kleinsten, zum Vorleseeinstieg, empfiehlt sie die Serie „Lenni Langohr“ mit dem ersten Band „Ein Hase zum Liebhaben“ von Andrea Kuhrmann mit Illustrationen von Nadine Reitz. „Das ist endlich eine Abwechslung für alle Bobo Siebenschläfer-Fans!“