Winterberg. Damit die Attraktion Fly-Line am Erlebnisberg Kappe wieder in Betrieb gehen kann, mussten mehrere Bäume mithilfe eines Helikopter abgesägt werden
„Was für ein cooler Typ“ könnte man denken, wenn man Steffen Becker an diesem kalten Mittwochmorgen am Erlebnisbergberg Kappe in Winterberg beobachtet. Lässig steht der 41-Jährige vor seinem Arbeitsgerät und qualmt erst mal genüsslich eine Zigarette. Da wartet heute wieder eine Menge Arbeit auf den Mann aus Neuenstein in Baden-Württemberg.
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Eine „kernige“ Aufgabe
Beckers kernige Aufgabe: das Fällen von Bäumen. Zumindest den oberen Teil der bis zu 40 Meter hohen Tannen die wegen Borkenkäferbefall abgesägt werden müssen. Damit die Attraktion Fly-Line wieder in Betrieb gehen kann, werden die abgestorbenen Bäume, an denen die Seilrutsche befestigt ist, gekürzt.
Der Heli als Arbeitsgerät
Später sollen die toten Baumstümpfe dann entrindet und für den sicheren Betrieb der Fly-Line stabiliert werden. Becker nimmt einen kräftigen Zigarettenzug und nestelt an seinem Funkgerät, das lässig an seiner Arbeitskleidung baumelt. Ein normaler Waldarbeiter ist er sicherlich nicht. Der Schwabe ist Pilot. Sein Arbeitsgerät ist nicht die Motorsäge, sondern ein Helikopter. Becker arbeitet für die Helix Fluggesellschaft- „einem verlässlichen Partner für Helikopterangelegenheiten“, wie es auf der Homepage des Unternehmens heißt.
Präzision und Konzentration
Eine Woche lang schwebt er den ganzen Tag mit seinem 850 PS-starken Fluggerät über das Waldgebiet und transportiert die Baumstämme zu einem Ablageplatz, wo sie sofort von einem Team bearbeitet werden. Was sich zusammengefasst einfach anhört, ist eine anstrengende Arbeit, die viel Präzision und Konzentration von dem Piloten verlangt.
Teamwork ist wichtig
Dabei ist das Zusammenspiel mit den Kollegen am Boden enorm wichtig, sagt Pilot Becker und zwinkert seinem Kollegen Michael Peter zu. Der 36-Jährige ist ein so genannter Task-Specialist-Operator. Als Flughelfer weist er Becker per Funkgerät ein - unterstützt ihn dabei, richtig anzufliegen und die Ladung dann sicher hinabzulassen.
Baumkletterer nehmen das Seil entgegen
Der hat sich mittlerweile seinen Pilotenhelm aufgesetzt. Der Heli ist betankt und einsatzbereit. Laute Rotorengeräusche schallen durch das Tal, bis der Heli schließlich abhebt. Lediglich mit zwei Spiegel und einem Bodenfenster im Cockpit manövriert er ein Seil, das unterhalb des Fluggerätes angebracht ist, an den Baum heran. Dort wartet bereits ein Baumkletterer, der das Seil entgegen nimmt und einhakt. Sobald das Seil dann Spannung hat, sägt der Kletterer diesen Teil des Baumes ab und Becker kann ihn schließlich zum Ablageplatz fliegen. Das macht er dann Stunde um Stunde. Den ganzen Tag.
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Lediglich eine kurze Pause gönnt er sich pro Stunde - und natürlich eine Mittagspause. Dass das nicht ganz ungefährlich ist, zeigte sich bei einem Vorfall 2019, als ein Helix-Kollege bei Oberstdorf abstürzte und sich schwer verletzte. Laut Medienberichten war dies nicht die Schuld des Piloten, sondern eines Arbeiters am Boden, der das Seil, an dem ein Bauteil befestigt war, zu schnell gelöst hatte.
Das Risiko kennen
„Wir sind im Bereich anspruchsvolles Fliegen. Wenn man das Risiko kennt, schwindet die Gefahr“, sagt Pilot Becker, der auch viel in den Alpen unterwegs ist und auch schon mal Bauteile bis auf die Zugspitze fliegt. Bisher sei dabei nichts passiert. Erfahrung sei bei seinem Beruf enorm wichtig. Auch weil das Wetter, die Luftfeuchtigkeit- und der Luftdruck sich auch mal schnell ändern könnten, so Becker, der eigentlich KFZ-Mechaniker ist und für seinen Traum Hubschrauber fliegen zu dürfen, sogar sein Maschinenbaustudium abbrach.
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Hendrik Lind, Betriebsleiter des Erlebnisbergs Kappe, hört interessiert zu. Man habe sich für diese spektakuläre Form der Baumfällung entschieden, damit man nicht mit schweren Gerät ins Gelände fahren muss. Dann hätte es nämlich Schäden am Waldboden und dem Bike-Park gegeben, sagt Lind. Becker schnippst seine Zigarette weg und steigt in den Hubschrauber. Es ist noch viel zu erledigen. Und das Wetter ist optimal.