China. Weil der Boden in China absinkt, sind Millionen Menschen von Hochwasser bedroht. Und auch andere Länder sind gefährdet.
In China könnten in Zukunft Millionen Menschen noch stärker von Hochwasser bedroht sein. Der Grund: Fast die Hälfte der Großstädte Chinas sackt jährlich um mehrere Millimeter ab – 16 Prozent sogar mehr als einen Zentimeter pro Jahr. Dies ist das Ergebnis einer Studie chinesischer Forscher, die vergangene Woche im Fachjournal „Science“ veröffentlicht wurde.
Mithilfe von Satellitendaten untersuchten die Autoren der Studie 82 chinesische Städte mit jeweils mehr als zwei Millionen Einwohnern. Anhand der Radarimpulse der Satelliten maßen sie, wie sich der Abstand zwischen dem Boden und den Satelliten und damit die Höhenlage der Städte zwischen 2015 und 2022 geändert hatte.
So fanden sie heraus, dass Chinas größte Stadt Shanghai in den vergangenen 100 Jahren um insgesamt drei Meter abgesunken ist und auch weiterhin sinkt. Auch Metropolen wie Peking und Tianjin sind stark von Bodenabsenkungen betroffen.
Hoher Wasserverbrauch als Hauptgrund
Die Ursachen für derartige Bodenabsenkungen können vielfältig sein, doch Robert Nicholls, Professor für Klimaanpassung an der University of East Anglia hat einen Verdacht: Er glaube, dass die Wasserentnahme und damit ein sinkender Grundwasserspiegel „wahrscheinlich der Hauptgrund“ sei, sagte der nicht an der Studie beteiligte Wissenschaftler der BBC.
„In China leben viele Menschen in Gebieten, die geologisch gesehen erst vor relativ kurzer Zeit sedimentiert wurden. Wenn man also Grundwasser entnimmt oder die Böden entwässert, neigen sie zum Absinken“, erklärte Nicholls die Ergebnisse der Studie.
In einem ebenfalls in „Science“ veröffentlichten Kommentar warnt der britische Wissenschaftler, dass Bodensenkungen, die Stabilität von Gebäuden und kritischer Infrastruktur gefährden können. Zudem machen sie insbesondere Küstenregionen anfälliger für die Folgen von Überschwemmungen, wie sie gerade durch den Klimawandel immer häufiger und stärker auftreten.
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Jährliche Kosten in Milliardenhöhe
Wie Reuters berichtet, verursachen die Folgen der Bodenabsenkungen in China bereits jährliche Kosten von 7,5 Milliarden Yuan (knapp eine Milliarde Euro). In ihrer Studie schlagen die Forscher vor, das Problem durch eine langfristige, nachhaltige Kontrolle der Grundwasserentnahme zu lösen. Diese sorgt dafür, dass der Grundwasserspiegel und damit auch die Böden weniger stark absinken.
Das Problem der durch Wassermangel absackenden Böden betrifft nicht nur China, sondern auch andere Länder. Laut einer im Februar im Journal „Proceedings of IAHS“ veröffentlichten Studie sollen weltweit rund 6,3 Millionen Quadratkilometer Land davon bedroht sein. Demnach ist eines der am stärksten betroffenen Länder Indonesien.
Auch USA und Deutschland gefährdet
Doch auch die USA haben mit Bodenabsenkungen zu kämpfen, wie aus Daten des United States Geological Survey (USGS) hervorgeht und auch in Deutschland tritt das Problem zunehmend auf, wie das Wissensmagazin „scinexx“ berichtet. „Die zunehmende Erschließung von Land- und Wasserressourcen droht die bestehenden Probleme mit Bodensenkungen zu verschärfen und neue Probleme auszulösen“, heißt es vom USGS.
Laut der „Proceedings of IAHS“ -Studie sinkt der Boden in manchen Küstenstädten inzwischen jährlich um den Faktor 10. Jakarta, Dhaka, New Orleans und andere am Meer gelegene Städte könnten, wenn sich diese Entwicklung fortsetzt, mittelfristig unter dem Meeresspiegel liegen und überschwemmt werden. Neben dem Verlust von Menschenleben droht weltweit ein jährlicher Wirtschaftsschaden von mehreren Milliarden Dollar.