Madrid. Mitten im Winter ächzen Teile Spaniens unter der Hitze. Eine bei Deutschen beliebte Region entschied sich für einen radikalen Schritt.
Die Menschen an der berühmten touristischen Sonnenküste Costa del Sol in Südspanien hoffen inständig auf Regen. Allerdings nicht nur auf ein paar kurze Schauer, wie sie in diesen Januartagen in Spanien immer mal wieder niedergehen, sondern auf wochenlangen Dauerregen. Denn Teile Spaniens erleben gerade die schlimmste Dürreperiode, an die sich die Bewohner erinnern können – und das mitten im Winter.
Im Süden und Osten des Landes wurden Ende Januar an die 30 Grad Celsius gemessen. Nach Angaben der Wetterbehörde Aemet kletterte das Thermometer am Nachmittag in der Region Valencia an der Mittelmeerküste auf 29,5 Grad. Etwas südlich davon in der Region Murcia wurden demnach 28,5 Grad und in Málaga in Andalusien im Süden 27,8 Grad gemessen. Mehrere Temperatur-Rekordwerte für Januar wurden nach Angaben der Wetterbehörde an verschiedenen Orten in Spanien gebrochen.
Spanien: Katalonien ruft Wassernotstand aus
Wetterextreme, die sich auch auf die Wasserversorgung des Landes auswirken. Etwa Katalonien leide unter der schlimmsten Dürre seit Beginn der Aufzeichnungen vor einem guten Jahrhundert, sagte Regionalpräsident Pere Aragonès. Folglich entschied sich die Urlaubsregion am Donnerstag für einen radikalen Schritt: Sie rief den Wassernotstand aus. Die Maßnahme tritt in der Hauptstadt Barcelona und 201 weiteren Gemeinden der Region im Nordosten Spaniens am Freitag in Kraft, wie die Regionalregierung am Donnerstag mitteilte.
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Ein Großteil der rund acht Millionen Einwohner der Region werden sich also auf strenge Einschränkungen beim Konsums einstellen müssen. In drei Dutzend Gemeinden der Provinz Tarragona galt schon seit mehreren Monaten ein Notstand. In anderen Gebieten gab es bisher einen sogenannten Vornotstand.
Region um Barcelona: Autos und Straßen dürfen nicht mehr gewaschen werden
In der auch bei Deutschen sehr beliebten Urlaubsregion wird der Wasserverbrauch nun auf höchstens 200 Liter pro Person und Tag beschränkt. Bei einer Verschlimmerung der Lage kann das Limit auf 180 Liter in einer zweiten und auf 160 Liter in einer dritten Phase herabgesetzt werden. Zum Vergleich: In der Regionalhauptstadt Barcelona beträgt der Verbrauch derzeit im Schnitt 173 Liter, in anderen größeren Gemeinden aber teils deutlich über 200 Liter. Bisher galt im Vornotstand ein Limit von 230 Litern pro Kopf und Tag.
Bis auf Weiteres darf man weder noch Bürgersteige oder Straßen waschen. Das Auffüllen der meisten Schwimmbecken wird ebenfalls untersagt. Öffentliche und private Gärten und Parks dürfen nur unter bestimmten Umständen und dann auch nur mit wiederaufbereitetem Wasser bewässert werden.
„Wenn es bis zum Sommer nicht regnet, werden wir erhebliche Versorgungsprobleme haben“
„Es ist Zeit aufzuwachen“, hatte Juanma Moreno, der regionale Regierungschef Andalusiens, bereits Mitte Januar für seine Region gewarnt. Moreno fordert die Bürger auf, den Wassernotstand ernst zu nehmen und äußerst sparsam mit dem kostbaren Nass umzugehen. Die Talsperren und unterirdischen Grundwasserspeicher werden immer leerer. „Wenn es bis zum Sommer nicht regnet, werden wir erhebliche Versorgungsprobleme haben“, sagt Moreno. „Mit den entsprechenden Auswirkungen für die Bevölkerung, aber auch für die Landwirtschaft, die Industrie und den Tourismus.“
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Denn auch in Andalusien ist die Lage dramatisch: Die Wasserspeicher der Region, in der Zehntausende Europäer ihren Zweitwohnsitz haben, sind leer. In Dutzenden Städten und Dörfern an der Costa del Sol gibt es bereits Einschränkungen. Allerorten werden Notfallszenarien vorbereitet. Zu den geplanten Schritten gehört, die Wasserversorgung stundenweise einzustellen und das Trinkwasser mit Schiffen und Tanklastwagen in die Region zu bringen. Auch provisorische Entsalzungsanlagen sollen an der Küste installiert werden, um aus Meerwasser Salzwasser zu gewinnen.
Dürre in Spanien: Riesiger Stausee fast ausgetrocknet
Während sich die Bevölkerung noch vorbereitet, sind die extremen Folgen der Dürre in der Natur bereits sichtbar. In der nahezu ausgetrockneten Talsperre La Viñuela, dem größten Stausee im Hinterland der Costa del Sol, können die Besucher inzwischen spazieren gehen. Der riesige See ist zu einer Pfütze geschrumpft und nur noch zu sieben Prozent gefüllt. Die grünen Tretboote, mit denen Ausflügler in besseren Zeiten über den See fahren konnten, liegen auf der Trockenen.
Auch die Landwirte, die den Stausee zur Beregnung ihrer Plantagen voller Mangos, Avocados und Oliven nutzten, bekommen schon länger kein Wasser mehr und müssen ihre Felder verdorren lassen. „Eine Katastrophe“, stöhnen die Bauern. „Schon 2023 war das schlechteste Jahr der Geschichte“, erklärt der Agrarverband UPA in seiner Jahresbilanz. Nun könnte es noch schlimmer kommen.
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Die Trockenheit habe den Landwirten schwere Verluste zugefügt, heißt es beim UPA. Beim Olivenanbau sei die Erntemenge beim Weltmarktführer Spanien in der vergangenen Saison um 50 Prozent geschrumpft, so der Verband. Das bekamen auch die europäischen Verbraucher zu spüren. Die Landwirtschaft in Andalusien versorgt ganz Europa mit Obst und Gemüse, allein der Preis für das begehrte Olivenöl in den europäischen Supermärkten stieg in schwindelerregende Höhe. Und das könnte erst der Anfang sein.
Spanien: So spürt Deutschland die Dürre im beliebten Urlaubsland
„Der Klimawandel und seine Auswirkungen, wie etwa die Dürre, die wir gerade durchmachen, ist zur größten Herausforderung für die nächsten Jahre geworden“, sagt Andalusiens Ministerpräsident Moreno. Andalusien liegt gegenüber der nordafrikanischen Küste und gehört zu den durch die Erderwärmung am stärksten betroffenen Regionen Spaniens. Das andalusische Territorium ist mit 8,5 Millionen Einwohnern nicht nur die bevölkerungsreichste Region des Landes, sondern auch Heimat der viel besuchten Städte Sevilla, Córdoba und Granada.
Die Tourismusindustrie, neben der Landwirtschaft das zweite große Standbein der Region, ist alarmiert. Allein im vergangenen Jahr erholten sich mehr als 14 Millionen Urlauber an der Costa del Sol, besuchten dort beliebte Badestädte wie Málaga oder Marbella. Nun befürchten die Hoteliers, dass die Wasserkrise die Touristen abschrecken könnte. Leere Swimmingpools, tröpfelnde Duschen – keine attraktive Vorstellung von einem Urlaub in Spanien.
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Längste Dürreperiode in der Region seit Beginn der Aufzeichnungen
Die aktuelle Situation ist keine Überraschung, sondern die Folge einer jahrelangen Tendenz: Andalusien leide bereits seit acht Jahren an abnehmenden Niederschlägen, erläutert der Meteorologe Juan de Dios del Pino vom staatlichen Wetteramt Aemet. Gleichzeitig erwarte er nicht, dass es demnächst zu den ersehnten dauerhaften Regenfällen komme.
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Auch Andalusien-Präsident Moreno scheint verzweifelt: Die Niederschläge müssten einer wahren Sintflut gleichen, wenn der Notstand noch abgewendet werden soll, warnt er: „Wir brauchen 30 Tage ununterbrochenen Regen, um über den Sommer zu kommen.“ Nicht unbedingt die besten Aussichten für eine baldige Besserung.