Berlin. Wenn eine Beziehung zu Ende geht, verschwindet der Schmerz nicht sofort: Wie lange dauert es, um eine Trennung zu verarbeiten?
- Wenn eine Beziehung immer schlechter läuft und sogar toxisch wird, steht irgendwann die Frage der Trennung im Raum
- Die Trennung verläuft dabei in bestimmten Phasen ab
- Wann sind Betroffene wieder bereit für eine neue Beziehung? Und wie lange dauert es, die Trennung einer Beziehung zu verarbeiten?
Trennungen sind längst keine Seltenheit mehr: So wurden laut der letzten Erhebung des Statistischen Bundesamts in Deutschland 2022 rund 137.400 Ehen durch richterlichen Beschluss geschieden. Die reine Zahl der Scheidung ist damit zwar rückläufig, jedoch ging auch die Zahl der Eheschließungen bis 2021 insgesamt zurück. Eine valide Aussage, über die Zahl der Trennungen ohne vorige Heirat lässt sich nicht treffen, es scheint jedoch als würde stärker geprüft, wer sich ewig bindet.
Beziehung: Phasen einer Trennung
Kommt es zu einer Trennung, verarbeitet diese jeder Mensch individuell, dennoch gibt es Gemeinsamkeiten, die in den meisten Fällen auftreten: Vier Phasen der Trennungsbewältigung werden durchlaufen. Eine Beziehungscoachin erklärt, wie Betroffene diese Trennungsphasen aktiv mitgestalten können.
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Warum sind Trennungen so schwer zu verarbeiten?
Trennungen gehören nach dem Tod eines nahen Angehörigen zu den emotional belastendsten Erfahrungen im Leben eines Menschen. Das bestätigt eine Studie der University of California: Liebeskummer sei gleichbedeutend mit körperlichem Schmerz und könne Depressionen auslösen, so das Ergebnis. Die kalifornischen Forscherinnen und Forscher fanden heraus, dass bei einer Trennung dieselben Hirnregionen aktiviert werden, die auch bei körperlichen Verletzungen reagieren.
Doch nicht nur das Gehirn reagiert auf eine Trennung, auch das Herz kann schmerzen. Dafür gibt es sogar einen eigenen Fachbegriff: das „Broken-Heart-Syndrom“, geprägt von einem Forscherteam der Johns Hopkins University School of Medicine, das herausfand, dass Trennungen zu Herzschmerzen und Atemnot führen können.
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Liebeskummer gleicht einem Drogenentzug
Wenn Menschen sich trennen, passiert im Körper viel: Neben einem gebrochenen Herzen und seelischem und körperlichem Schmerz verändert sich in dieser Lebensphase auch der Hormonspiegel. Durch die erhöhte psychische Belastung steigt der Spiegel an Stresshormonen wie etwa Adrenalin an. Gleichzeitig sinken der Serotonin- und Dopaminspiegel, also die Menge sogenannter Glückshormone im Körper, was zu regelrechten Entzugserscheinungen führt – vergleichbar mit denen eines Drogenabhängigen.
Wie lange dauert die schlimmste Phase der Trennung?
Erste Trennungsphase: Der Schock
Egal, wie gut man sich auf das Ende einer Beziehung vorbereitet hat – wenn die Trennung Realität wird, kann sie dennoch überwältigend sein. „Als erste Reaktion weigern sich viele Paare, die neue, brutale Realität zu akzeptieren“, sagt Beziehungscoach Daniela van Santen aus Hamburg. Vor allem Männer, so van Santen, suchten gezielt nach Ablenkung, um ihre Gedanken von der Trauer abzulenken. Oft würden sie ihren Schmerz mit sich selbst ausmachen, um nach außen keine Schwäche zu zeigen.
So groß der Schmerz bei den Betroffenen ist, so groß ist bei vielen auch die Hoffnung, die verlorene Liebe zurückzugewinnen. Das sei normal, meint van Santen, schließlich bedeute eine Trennung auch die Aufgabe gemeinsamer Rituale, den möglichen Verlust des gemeinsamen Freundeskreises und das Ende gemeinsamer Träume und Pläne.
Um über den geliebten Menschen hinwegzukommen, rät van Santen, sich verstärkt anderen Beziehungen im Leben zu widmen: der besten Freundin, den Geschwistern, den Eltern. Sich mit geliebten Menschen zu umgeben, auch wenn man sich eigentlich zurückziehen möchte, helfe in jeder Phase der Trennungsverarbeitung, sei aber gerade am Anfang besonders wichtig, betont die Expertin.
Zweite Trennungsphase: Gefühlschaos
Wenn der Schock überwunden ist, so van Santen, würden die Betroffenen beginnen, die Realität der Trennung zu akzeptieren. Mit der Akzeptanz kämen aber auch all die Gefühle hoch, für die in der Schockstarre keine Zeit war: Wut, Trauer, Selbstzweifel, Verlustängste – alles auf einmal oder alles nacheinander. Männern rät van Santen in dieser Phase, ihre Gefühle wahrzunehmen und das Gespräch mit Angehörigen oder Freunden zu suchen. Frauen rät die Expertin, die Trennung nicht zum alleinigen Hauptthema ihres Lebens zu machen. „Etwas Ablenkung hilft, um auch mal durchatmen zu können.“, sagt van Santen.
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Wie lange dauert es, um eine Trennung zu verarbeiten?
Dritte Trennungsphase: Neuorientierung
Van Santen, die in Hamburg eine Liebeskummer-Praxis betreibt, ist zuversichtlich: „Nach etwa sechs Wochen Trauer und Schmerz fängt das Leben wieder an, bunter zu werden.“ Wenn die Getrennten wieder Kontrolle über ihre Gefühle erlangen, würden die schwierigsten Momente der Trennung meist hinter ihnen liegen und sie könnten an ihrer eigenen Heilung arbeiten.
In dieser Phase, so die Paartherapeutin, sei es besonders hilfreich, die gewonnene Freiheit zu nutzen, um Dinge anzupacken und sich auf Neues einzulassen. Das können Hobbys sein, neue Anschaffungen, aber auch eine neue Frisur oder ein veränderter Lebensstil.
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Vierte Trennungsphase: Neuanfang
Unabhängig von der Dauer der Verarbeitung gelinge es den meisten Menschen, die vierte und letzte Phase des Trennungsprozesses zu erreichen, so die Expertin. Sie hätten die Beziehung hinter sich gelassen und seien bereit für den Aufbruch. „Erst in dieser Phase“, so van Santen, „haben die Betroffenen den Trennungsschmerz verarbeitet und sind theoretisch bereit für eine neue Partnerschaft. Aber natürlich in ihrem eigenen Tempo.“