Berlin. Gerichte aussuchen, liefern lassen, selbst brutzeln: Kochboxen wie Hello Fresh sind praktisch. Fünf beliebte Anbieter im Bestell-Test.
Komplette Mahlzeiten, geliefert in kulinarischer Perfektion, portioniert und individuell angepasst im Baukastenset – das versprechen Kochbox-Anbieter wie Hello Fresh, Wyldr, Marley Spoon, Tischline und Dinnerly. Wer seine Versprechen einhält und welche Schwächen die Lieferdienste haben, hat IMTEST, das Verbrauchermagazin der FUNKE Mediengruppe, herausgefunden.
Hello Fresh und Co.: Kochboxen im Praxistest
Es klingelt, der Lieferant steht vor der Tür. Das Paket in seinen Händen hat etwa die Größe von zwei bis drei Schuhkartons. Darin befinden sich unter anderem Zwiebeln, eine kleine Zucchini, ein plastikumwickelter Salat, zwei Dosen mit Bohnen, eine Chilischote sowie Papiertüten mit Pilzen, Reis und einer Auswahl Saucen verpackt wie Ketchuptütchen. Außerdem dabei: Eine gut gefüllte Kühltüte, die sich zwar nach Plastik anfühlt, deren Aufdruck aber verrät, dass sie in die Papiertonne gehört.
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Die Zutaten reichen für drei Gerichte, die jeweils zwei Personen satt machen sollen. Beim Kochbox-Anbieter Tischline ist dies das Minimum für eine Bestellung, ebenso bei Dinnerly. Bei Hello Fresh, Marley Spoon und Wyldr beträgt eine Mindestbestellung dagegen zwei Gerichte mit je zwei Portionen.
Kochbox-Anbieter: Genau lesen bei der Menüauswahl
Die Menüauswahl sowie alle weiteren Angaben, etwa zu Lieferzeit und gewünschter Kochdauer erfolgt je nach Anbieter online oder per App. Optionen in vegetarisch, vegan und mit Fleisch gibt es bei allen getesteten Anbietern. Allein Wyldr bietet statt Fleisch nur Fisch an. Zusätzlich können Kunden etwa bei Marley Spoon und Dinnerly angeben, ob sie beispielsweise eher scharfes oder mildes Essen bevorzugen.
Hier heißt es aber: genau lesen. Denn eine Mehrfachauswahl verschiedener Kriterien (etwa scharf und vegetarisch) ist zwar vorab möglich, wurde aber in den Stichprobentests nicht immer berücksichtigt. Beispielsweise fand IMTEST trotz der Vorauswahl „vegan“ Varianten mit Fleisch und Milchprodukten unter den angebotenen Gerichten.
Ebenfalls genau lesen, müssen Kunden mit Hinblick auf nicht mitgelieferte Zutaten. Salz, Öl und Zucker beispielsweise werden von allen Kochbox-Anbietern im Test vorausgesetzt, mitunter aber auch Honig oder Tahin. Wyldr findet hier einen Kompromiss: Der Bio-Anbieter setzt zwar besonders viel voraus, bietet aber auch immer die Option, die fehlenden Zutaten gegen Aufpreis in handelsüblichen Mengen mitzuliefern.
Kochen nach Rezept: fast ein Kinderspiel
Das Kochen an sich war im Test auch für weniger erfahrene Probanden keine große Herausforderung. Etwas schwierig war für Koch-Neulinge lediglich, dass bei Marley Spoon und Dinnerly präzise Angaben etwa zur Öl-Menge und Temperatur beim Braten fehlen.
Zudem lässt sich das Dinnerly-Rezept nur in der App einsehen, während allen anderen Boxen ausgedruckte Anweisungen mit relativ einfachen Schritten beiliegen. Für einen besseren Überblick empfiehlt es sich zudem, vorab immer das gesamte Rezept zu lesen.
Bestellung und Kündigung der Kochbox
Mit Ausnahme von Tischline bieten alle getesteten Hersteller ihre Kochboxen ausschließlich im Abo-Modell an. Die Boxen kommen je nach Bestellung im ein- oder zweiwöchigen Rhythmus und beinhalten in der Regel vier bis 30 Portionen Essen.
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Alle Abos lassen sich jederzeit kündigen. Änderungen, Stornierungen oder eine Abo-Pause werden drei (Wyldr) bis sechs Tage (Dinnerly und Marley Spoon) vor der Lieferung angenommen. Wer es vergisst, erhält seine reguläre Kochbox zu einem Preis von mindestens 34 Euro.
Lieferzeiten und Abstellgenehmigung
Auch die Lieferzeit (meist zwischen acht und 18 Uhr) lässt sich anpassen, wobei das mitunter extra kostet. Zudem können Kunden angeben, ob und wo die Lieferung abgestellt werden soll, falls sie nicht zuhause sind.
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Im Test klappte das bei Anbieter Wyldr nur bedingt. Künftig sollen Kunden zwischen einer müllfreien Lieferung in Jutebeuteln und einer gekühlten Karton-Version zum Abstellen wählen können. Noch gibt es aber regionale Unterschiede.
Fazit: Hello Fresh muss sich geschlagen geben – Bio-Kochbox vorn
Trotz variierender Lieferoptionen macht Wyldr das Rennen. Die Bio-Kochbox punktet mit vielen Produktinformationen, verständlichen Anleitungen und der Option, Lebensmittel, die vorausgesetzt werden – von Salz bis Tahin –, zur Bestellung hinzuzufügen. Der Preis-Leistungssieg geht an Tischline, den einzigen Dienst ohne Pflicht-Abo.
1. Wyldr / IMTEST Siegel: Testsieger Ausgabe 02/2024
Preis: max. 8,38 Euro / Portion
Die Bio-Kochbox Wyldr kommt pünktlich und nachhaltig verpackt, fast ohne Plastik, mit verständlicher Anleitung.
+ Alles bio, weitgehend plastikfrei, sinnvolle Extra-Optionen.
- Lieferoptionen (z.B. abstellen) unterscheiden sich je nach Ort.
Ergebnis: gut 2,0
2. Tischline / IMTEST Siegel: Preis-Leistungssieger Ausgabe 02/2024
Preis: max. 6,50 Euro / Portion
Die Auswahloptionen bei Tischline sind eher spartanisch gehalten. Dafür ist es hier möglich, eine Box ohne Abo zu kaufen.
+ Menüauswahl schon vor Bezahlung einsehbar, kein Abo nötig.
- Wenig individuelle Anpassungsmöglichkeiten.
Ergebnis: gut 2,2
3. Marley Spoon
Preis: max. 11,03 Euro / Portion
Marley Spoon bietet zahlreiche Individualisierungs-Optionen, schafft es aber nicht, alle Kriterien einzuhalten.
+ Sehr präzise Auswahloptionen, geringes Bestellminimum (2 x 2 Portionen).
- Nicht alle Kriterien eingehalten, teilweise Probleme mit PayPal-Zahlung.
Ergebnis: gut 2,3
4. Hello Fresh
Preis: max. 10,12 Euro / Portion
Das reichhaltige Angebot von Hello Fresh kommt häufig mit vermeidbarer Plastikverpackung.
+ Sehr umfangreiche Menüauswahl, plus Extras, wie Beilagen.
- Viele unnötige Plastikverpackungen, etwa bei Erdnüssen oder Bohnen.
Ergebnis: gut 2,4
5. Dinnerly
Preis: max. 6,50 Euro / Portion
Dinnerly ähnelt Marley Spoon sehr, bietet aber weniger anschauliche Rezepte und hat ein größeres Bestellminimum.
+ Sehr gute Vorabauswahl, viele Extra-Optionen, etwa Dessert.
- höheres Bestellminimum (3 x 2 Portionen), Rezept nur in der App.
Ergebnis: befriedigend 2,6