Berlin. König Charles lässt sich an einer vergrößerten Prostata operieren. Dieser Eingriff ist notwendig, wenn Medikamente nicht mehr helfen.
König Charles III. lässt sich an der Prostata operieren. Die sogenannte Vorsteherdrüse ist bei dem britischen Monarchen gutartig vergrößert. Er mache das „wie Tausende von Männern jedes Jahr“, ließ Charles mitteilen. Mit seiner Offenheit wolle er ein gutes Beispiel sein. Was aber bedeutet eine gutartig vergrößerte Prostata? Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Was ist eigentlich die Prostata?
Die Prostata, auch Vorsteherdrüse genannt, liegt direkt unter der Harnblase, zwischen dem Blasenhals und dem Beckenboden. Sie hat mehrere Funktionen. Die wichtigste: Die Produktion eines milchigen Sekrets, das gemeinsam mit den Spermien aus den Hoden und der Flüssigkeit anderer Drüsen die Samenflüssigkeit bildet. Darin werden die Spermien transportiert.
Wie vergrößert sich die Prostata?
Bei jungen Männern hat die Prostata die Größe einer Kastanie. Sie umschließt den obersten Teil der Harnröhre, die mitten durch die Prostata verläuft. Je älter ein Mann wird, desto mehr nimmt die Anzahl der Prostatazellen zu – und damit auch das Volumen der Drüse. Vor allem jene Zellen der Prostata vermehren sich, die sich im Zentrum der Drüse rund um die Harnröhre befinden. Dadurch wird die Vorsteherdrüse immer weiter nach außen verdrängt. Die Prostata wird also immer größer und engt allmählich die Harnröhre ein.
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Mediziner und Medizinerinnen bezeichnen diese Erkrankung als gutartige Prostatavergrößerung. „Ab 40 Jahren ist jeder zehnte Mann betroffen und ab 75 dann schon jeder Vierte“, sagt Stephan Buse, ein international anerkannter Experte für Urologie und Leiter für Roboterassistierte Chirurgie am Alfried-Krupp-Krankenhaus in Essen.
Gibt es Risikofaktoren für eine Prostata-Vergrößerung?
„Warum es zu dieser Vergrößerung kommt, ist weitgehend ungeklärt“, sagt Buse. Angenommen wird eine Veränderung beim Stoffwechsel und im Hormonhaushalt. „Das passiert eigentlich bei jedem Mann, es gibt da nur ganz wenige Ausnahmen“, sagt Buse. Allerdings: Unabhängig von genetischen Komponenten gebe es Umstände, die eine Prostata-Vergrößerung begünstigen könnten: Entzündungen, Übergewicht und wenig Bewegung.
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Was sind die Symptome?
Ist die Prostata deutlich vergrößert, drückt sie auf Blase und Harnröhre. Dies kann zu verschiedenen Beschwerden führen: „Es fängt meist mit kleinen Symptomen an. Etwa, dass man nachts schon mal auf die Toilette muss“, sagt Urologe Buse. Oder dass sich der Harnstrahl abschwäche und die Toilettengänge häufiger würden. Auch sehr plötzlicher Harndrang und das Gefühl, die Blase nicht mehr ganz entleeren zu können, gehörten dazu.
Wie wird eine vergrößerte Prostata festgestellt?
Meist durch eine Kombination aus Tastuntersuchung und Ultraschall. „Leider sehen wir Mediziner viele der Patienten erst dann, wenn die Prostata schon wirklich Probleme macht“, sagt Buse. Oft würden sich Betroffene mit einer Vergrößerung lange arrangieren. Sie würden drei bis vier Mal nachts aufstehen oder sie wüssten immer, wenn sie unterwegs seien, wo eine Toilette sei.
Können Männer die Größe der Prostata selbst untersuchen?
Nein, dafür gibt es die Vorsorgeuntersuchung, die für Männer ab 45 jährlich angeboten und von den Kassen bezahlt wird. Darüber hinaus können Männer aber einen Selbsttest machen, um mögliche Symptome zu objektivieren. „Diesen Test findet man im Internet. Dabei sind sehr einfache Fragen zu beantworten. Anschließend kann man anhand eines Scores ablesen, wie die Situation ist. Je höher der Score, desto schlechter meine Situation“, erklärt Buse.
Wie wird konservativ behandelt?
Viele Männer greifen zunächst zu pflanzlichen Mitteln: Sägepalmenfrüchte, Kürbissamen oder Brennnesselwurzel. Die aktuelle Leitlinie zur Behandlung einer Prostatavergrößerung gibt aber keine allgemeine Empfehlung, weil die wissenschaftliche Evidenz fehlt. Allerdings heißt es darin: Wenn ein Mann chemische Arzneimittel für die Behandlung ablehnt und er sich ein pflanzliches Mittel wünscht, sollen Ärztinnen und Ärzte ihn beraten, welches Präparat infrage kommt.
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In der Regel beginnt die Behandlung mit der Einnahme eines Medikamentes, sagt Buse. „Das ist eine relativ einfache Therapie, eine tägliche Einnahme, ein bisschen wie eine Blutdruckmedikation. Damit kann man die Symptome verbessern. Die Größe der Prostata verändert man dadurch aber nicht.
Alpha-1-Rezeptorblocker werden seit mehr als 30 Jahren zur Behandlung der gutartigen Prostatavergrößerung eingesetzt. „70 Prozent der Patienten sprechen darauf gut an“, so Buse. Zehn bis 20 Jahre könne man so die Lebensqualität verbessern und manchmal auch eine Operation verhindern.
Wann ist eine Operation notwendig?
Wenn die medikamentöse Therapie nach Jahren ihre Wirkung verliert, oder Patienten so lange mit einer Behandlung gewartet haben, dass sie mitunter die Blase gar nicht mehr richtig entleeren können, hilft nur noch eine Operation. „Häufig wird minimalinvasiv durch die Harnröhre operiert“, so Stephan Buse.
Dies könne heutzutage auf mehrere Arten passieren, etwa mit Laser oder Wasserdampf. Dabei wird die Größe der Prostata reduziert. Anders als bei einer Prostatakrebs-Operation sei das Risiko einer Inkontinenz gering. „Es gibt aber eine andere Einschränkung: Nach der Op ist eine Ejakulation, also ein Samenerguss meist nicht mehr möglich“, sagt Buse. Auf Potenz und Erektionsfähigkeit wiederum habe das keinen Einfluss.