Berlin. Eine bekannte Autorin hat sich im Urwald Parasiten eingefangen und wurde todkrank. Doch auch hier besteht Gefahr, erklärt ein Experte.
Parasiten, beispielsweise Würmer, die im menschlichen Körper leben, sich von diesem ernähren, ihn im schlimmsten Falle von innen unbemerkt zerstören – eine gruselige Vorstellung, aber keine Seltenheit. Auch Sabine Kuegler, besser bekannt als „Dschungelkind“, berichtet in ihrem neuen Buch von einem unbekannten Parasiten, von dem sie erst ein Medizinmann in Papua-Neuguinea befreien konnte.
„Ich selber habe das neue Buch nicht gelesen“, sagt Infektiologe Tomas Jelinek, „aber ein Patient hat mir direkt nach Erscheinen davon erzählt.“ Jelinek ist unter anderem Medizinischer Direktor des BCRT Berliner Centrum für Reise- und Tropenmedizin sowie wissenschaftlicher Leiter des Centrum für Reise- und Tropenmedizin Düsseldorf. Zu den Schilderungen sagt der Experte: „Natürlich kann ich deren Plausibilität aber nur sehr eingeschränkt beurteilen.“
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Grundsätzlich wichtig zu wissen: „Parasiten haben eine gewisse Lebenszeit“, erklärt Jelinek. „Das heißt, wenn Sie mehrere Jahre mit einem Parasiten herumlaufen, wird dieser irgendwann an Altersschwäche sterben.“ Für den Tropenmediziner ist eine „Heilung durch spirituelle Maßnahmen oder Baumrindensaft somit irgendwann relativ simpel“, wenn man nur lange genug wartet.
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Parasiten: „Man muss nur das richtige Mittel finden“
„Davon abgesehen haben wir eigentlich sehr potente antiparasitäre Mittel, die so ziemlich jeden Parasiten, den man sich vorstellen kann, auch umbringen können“, so Jelinek, der kürzlich zum Präsidenten der Deutschen Fachgesellschaft für Reisemedizin gewählt wurde. Man müsse nur das richtige Mittel finden.
Der Tropenmediziner räumt jedoch ein, dass es vereinzelt noch Parasiten gebe, gegen die es noch nicht wirklich Medikamente gebe, da sie so selten sind. „Das sind aber absolute Ausnahmen und betrifft Naturvölker, die sehr abgeschieden leben.“ Auch hier habe sich die Situation in den letzten zehn Jahren deutlich verbessert.
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Dass es meist wirksame Medikamente gibt, bedeutet jedoch nicht, dass Parasiten für Menschen harmlos sind. „Das Problem ist, die Parasiten rechtzeitig zu finden, bevor sie größere Schäden anrichten“, erklärt Jelinek. Denn, auch das ist wichtig zu wissen: „Das Risiko sich einen Parasiten einzufangen, gerade auf Reisen, ist gar nicht so klein.“
Parasiten: In diesen Ländern sollten Sie vorsichtig sein
Insbesondere in folgenden Teilen der Welt sollte man in einigen Regionen vorsichtig sein:
- Subsahara-Afrika
- Südostasien
- Süd- und Zentralamerika
- Naher Osten
- Südosteuropa
Besonders häufig werden in den deutschen Tropeninstituten Menschen mit Darmparasiten vorstellig. Diese werden entweder über das Essen aufgenommen oder dringen als Larven über die Haut in den Körper ein.
„Außerdem sehen wir in der Sprechstunde regelmäßig auch Menschen mit Parasiten, die im Wasser schwimmen und dann ebenfalls durch die Haut eindringen, wenn man in Süßwasser geht – etwa in einen See oder Fluss“, erzählt Jelinek. Zudem gebe es Parasiten, die sich in die Haut bohren und von Mücken oder Fliegen übertragen werden.
Warnsignale für einen Parasitenbefall unterscheiden sich, je nach Art. Gerade in der Haut machten sich diese meist Recht gut zu bemerken, erklärt Jelinek. Im Darm dagegen sei dies deutlich anders. Klassische Symptome:
- Fremdkörpergefühl
- Rötungen und/oder Schwellungen der Haut
- Müdigkeit
- Durchfall
- Magen-Darm-Beschwerden
- Gewichtsverlust
- Würmer im Stuhl (in fortgeschrittenem Stadium)
„Parasiten im Darm sind aber tatsächlich meist recht diskret“, so Jelinek. „Diese gehen irgendwann eher versehentlich ab – oder wegen Altersschwäche.“ Oft lebten Patienten jahrelang mit den Organismen, ohne etwas zu merken.
Parasiten teils über Jahre unbemerkt im Körper
„Gerade bei Würmern, die im Wasser erworben werden, kann es sein, dass man zehn Jahre überhaupt nichts merkt und dann erst irgendwann die Spätschäden – zum Beispiel an der Leber – mitbekommt“, sagt Jelinek.
Grundsätzlich sei es aber für viele Menschen auf der Welt nichts Ungewöhnliches, mit einem Wurm im Darm zu leben, der dann irgendwann auch wieder ausgeschieden wird. „Natürlich gibt es aber auch immer wieder gefährliche Verläufe“, so der Tropenmediziner.
Damit es erst gar nicht so weit kommt, rät Jelinek zu folgenden Vorsichtsmaßnahmen:
- Beim Essen auf Hygiene achten
- Möglichst alles durchgaren
- Grünen Salat meiden (höheres Parasiten-Risiko als bei Fleisch)
- Nicht in unbekannten Gewässern schwimmen
Er empfiehlt nach in Risikoregionen, auch ohne Verdacht oder Krankheitsanzeichen, einen Bluttest zu machen. „Der Körper wehrt sich ja gegen diese Erreger“, erklärt Jelinek. „Durch die Abwehrzellen lassen sich daher häufig Veränderungen im Blut finden, die auf einen Parasitenbefall hindeuten.“
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Gefahr durch Katzen: Wesensveränderung bei Toxoplasmose
Ein weiteres Warnsignal, das deutlich seltener ist, sind Wesensveränderungen. Diese können durch Toxoplasmen hervorgerufen werden, die von Katzen auf den Menschen übertragen werden. „Die Einzeller können ins Gehirn wandern“, erklärt Jelinek. „Bei Mäusen und Ratten weiß man, dass die Toxoplasmen dafür sorgen, dass die Nagetiere die Furcht vor Katzen verlieren.“
Die Parasiten manipulieren also ihren Wirt, damit dieser gefressen wird, indem sie – so die Vermutung – das Angstzentrum ausschalten. In der Katze kann sich der Parasit dann weiter vermehren.
„Einige interessante Studien konnten zeigen, dass sich auch Menschen – insbesondere Männer – mit Toxoplasmose risikoaffiner und rücksichtsloser verhalten“, erklärt Jelinek. So hätten diese etwas eine deutlich erhöhte Unfallrate im Straßenverkehr und legten insgesamt auch eine höhere Risikobereitschaft an den Tag.
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Parasiten in Deutschland: Vorsicht auch bei Bio-Salaten
Auch wenn das Risiko deutlich geringer ist, besteht also auch in Deutschland das Risiko, sich Parasiten einzufangen. Neben der durch Katzen übertragenen Toxoplasmose, habe in Deutschland in den letzten Jahren auch die Verbreitung von Darmwürmern wieder zugenommen, berichtet der Tropenmediziner.
Das betrifft laut Jelinek etwa Hakenwürmer. „Das kommt unter anderem durch Salate, insbesondere von Biobauernhöfen, die wieder vermehrt kopfgedüngt werden.“ Sprich: Die Pflanzen werden in der Wachstumsphase regelmäßig mit frischen Nährstoffen versorgt, etwa über Dung.
Zudem habe, insbesondere im süddeutschen Raum, auch der Fuchsbandwurm wieder zugenommen. „Dieser zerstört bei Betroffenen die Leber“, warnt Jelinek, „eine wirklich unerfreuliche Diagnose und sehr gefährlich.“