Tomorrowland brauchte Einwegbecher auf - Millionenstrafe droht
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Brüssel. Aufbrauchen oder Wegwerfen - was ist umweltschädlicher? Dem Festival Tomorrowland droht wegen Verwendung von Einwegbechern eine Millionenstrafe.
Das belgische Festival Tomorrowland hat Ärger mit dem Umweltministerium in Flandern. Einem Bericht der belgischen Nachrichtenagentur Belga zufolge droht den Veranstaltern eine Millionenstrafe. „Auf dem Festivalgelände wurden Einwegbecher verwendet, was gegen die Umweltgesetzgebung verstößt und somit eine Umweltstraftat darstellt“, sagte eine Sprecherin vom Umweltministerium Flandern. Das Thema hat bereits eine längere Vorgeschichte, wobei es unterschiedliche Auffassungen zwischen Ministerium und Veranstalter gibt, was nun umweltschädlicher ist: Das Aufbrauchen oder Wegwerfen von drei Millionen Einwegbechern.
„Für uns war es keine gute Idee, unsere drei Millionen Becher wegzuwerfen und andere zu verwenden. Das wäre eine schlechte Entscheidung für unseren Planeten“, verteidigte sich Debby Wilmsen, Tomorrowland-Sprecherin, im Vorfeld des Festivals gegenüber AFP. Deshalb habe man sich entschlossen, ein anfallendes Bußgeld zu zahlen. „Wir wissen derzeit noch nicht, wie hoch die Geldstrafe ausfallen wird und haben noch keinen offiziellen Bericht der Regierung erhalten“, erklärte Wilmsen am Dienstag gegenüber dieser Redaktion.
Tomorrowland hatte erneute Ausnahme-Regelung beantragt
In Flandern, dem niederländischsprachigen Landesteil Belgiens, dürfen seit Juni 2023 bei Veranstaltungen grundsätzlich nur noch Getränke in wiederverwendbarem Material ausgeschenkt werden. Im vergangenen Jahr waren Ausnahmen möglich, wenn die Veranstalter noch einen Vorrat an Einwegbechern hatten - auch für das Tomorrowland gab es dem Umweltministerium zufolge eine Sonderregelung.
Im Jahr 2024 wollte das Tomorrowland nun ihren Bestand an Einwegbechern aufbrauchen. „Unserer Meinung nach haben wir Minister Demir gute Argumente vorgetragen, um erneut eine Ausnahme zu erwirken. Als wir Ende April eine negative Antwort erhielten, war es für einen Wechsel zu spät“, begründete Wilmsen gegenüber VRT News die Entscheidung, auf Einwegbecher zu setzen.
Veranstalter arbeiten an Mehrwegbecher-System für 2025
Auf Grundlage eines Berichts des Ministeriums müsse die Staatsanwaltschaft entscheiden, ob der Fall strafrechtlich verfolgt oder von der Bußgeldstelle des Umweltministeriums behandelt wird. Das Bußgeld kann demnach bis zu zwei Millionen Euro betragen. Hinzu kommen könnten Kosten, die das Festival durch die Nichteinhaltung der Vorschriften eingespart habe. Diese Summe werde von den Aufsichtsbehörden derzeit auf mehr als 1,5 Millionen Euro geschätzt, so die Sprecherin des Umweltministeriums Flandern.
Mehrwegbecher seien bei dem Festival in der Nähe von Antwerpen nur in bestimmten geschlossenen Bereichen wie dem VIP-Bereich und dem Campingplatz Dreamville verwendet worden. Die Organisatoren des Tomorrowland arbeiten bereits an einem System mit Mehrwegbechern, was sich allerdings nicht einfach gestaltet. „Auf dem Campingplatz sind letztes Jahr trotz Pfandsystems 18 Prozent unserer Mehrwegbecher verschwunden, da sie von vielen Gästen als Souvenir mitgenommen werden“, so Wilmsen.
Derzeit werde mit Mehrwegbechern samt Chip experimentiert. Ein anderes Problem seien die aktuell fehlenden Wasch-Anlagen. Es werde ein Partner in der Region gesucht, denn aktuell würden die Mehrwegbecher auf dem Campingplatz 30 bis 40 Kilometer entfernt gereinigt. „Das ist nicht gerade ökologisch“, betont Wilmsen.
Tomorrowland 2024: Bilder vom zweiten Festival-Wochenende
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Polizei zieht Bilanz zu zwei Tomorrowland-Wochenenden
Mittlerweile hat auch die Polizei Bilanz nach den zwei Tomorrowland-Wochenenden in Boom gezogen. Wegen Drogenhandels wurden insgesamt 29 Menschen festgenommen, wie die Polizei Belga zufolge mitteilte. Insgesamt habe es 149 Festnahmen bei dem Festival gegeben, neben Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz etwa wegen Taschendiebstahls oder dem Versuch, ohne Eintrittskarte auf das Gelände zu gelangen.
Das Festival Tomorrowland gilt als beliebtestes Dance-Event weltweit und begrüßt jedes Jahr 400.000 Gäste aus aller Herren Länder. Sie betreten im Freizeitpark De Schorre ein Musik-Märchenland mit spektakulären Bühnen und einem Line up mit zahlreichen Stars der internationalen DJ-Szene. (mit dpa)
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