Amsterdam. DJ-Weltstar Armin van Buuren hatte alles zum Glücklichsein: Erfolg, Familie, Freunde – doch bis er seine innere Balance fand, war es ein harter Weg.

Armin van Buuren hatte alles, was er zum Glücklichsein brauchte: Erfolg, Familie, Freunde – doch bis er seine innere Balance fand, um wirklich glücklich zu sein, war es ein harter Weg: Seit über 25 Jahren ist van Buuren einer der größten Stars der elektronischen Musik-Szene. Der Niederländer begeistert als DJ, Produzent sowie als Moderator seiner wöchentlichen Radio-Show „A State Of Trance“, die wöchentlich 40 Millionen Hörer in über 84 Ländern erreicht. Der 47-Jährige gilt als „King of Trance“ – zudem stellt er seine musikalische Vielseitigkeit mit erfolgreichen Produktionen zwischen EDM und Pop unter Beweis. Die Redaktion traf Armin van Buuren in Amsterdam bei „Armada Music“, dem weltweit größten Independent-Dance-Musiklabel, das er gemeinsam mit Maykel Piron und David Lewis gegründet hat.

Im exklusiven Interview erzählt er von seinem EM-Song „Larger Than Life“ mit der niederländischen Nationalmannschaft und erklärt, warum die Absage für das Festival Parookaville 2023 eine der schwierigsten Entscheidungen seines Lebens war. Zudem spricht Armin van Buuren offen über eine schwierige Phase in seinem Leben, in der er so unglücklich war, dass er beinahe mit dem DJing aufgehört hätte – und wie er unter anderem durch Meditation die Kehrtwende geschafft und seine innere Balance gefunden hat.

Sind gute Fußballer eigentlich auch gute Sänger?

Armin van Buuren: „Ich denke, manche könnten es sein, aber ich glaube nicht, dass man das mit ihrer Fähigkeit, Fußball zu spielen, in Verbindung bringen kann. Trotzdem war ich wirklich beeindruckt, wie gut die Spieler der niederländischen Nationalmannschaft gesungen haben. Und es hilft, dass so viele von ihnen mitgewirkt haben; schließlich klingt es immer gut, wenn man in einem Stadion zusammen mit der ganzen Menge singt.“

Armin van Buuren war positiv überrascht

Hättest Du gedacht, dass Du jemals mit der niederländischen Nationalmannschaft einen Song für die Europameisterschaft produzieren würden?

Armin van Buuren: „Nein!“ (lacht) „Um ehrlich zu sein, wussten wir nicht – oder erwarteten nicht –, dass wir mit den Spielern arbeiten würden, bis sie im Studio auftauchten. Niemand kann die Spieler dazu zwingen, mitzumachen, also bin ich superstolz, dass sie so begeistert waren, Teil des Songs zu sein.“

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Bist Du ein großer Fußball-Fan?

Armin van Buuren: „Um ehrlich zu sein … ich bin kein großer Fußball-Fan. Ich schätze, das liegt daran, dass ich so oft von zu Hause weg bin und mich nicht dazu durchringen kann, regelmäßig Spiele anzuschauen. Ich versuche manchmal den nationalen Wettbewerb im Auge zu behalten, aber es geht selten über den Blick auf den aktuellen Tabellenstand hinaus. Wenn die Nationalmannschaft spielt, passiert jedoch etwas Besonderes, das mich sofort mitreißt. Zude, spielt mein Sohn auch Fußball, da gehe ich oft zu seinen Spielen, um ihn anzufeuern.“

Was sagt Dein neunjähriger Sohn zu Deiner Arbeit mit der Nationalmannschaft?

Armin van Buuren: „Er hat noch nicht viel darüber gesprochen. Er ist wie viele Kinder in diesem Alter. Wenn wir im Urlaub sind, weiß ich nie, ob sie wirklich Spaß haben. Aber wenn sie hinterher ihre Großeltern treffen, erzählen sie ihnen, wie toll es war. Erst dann erfahre ich, was ihre Highlights waren. Vielleicht ist er super aufgeregt, wenn er mit anderen spricht, aber ich habe noch nicht viel darüber gehört.“

Für Armin van Buuren bedeutet seine Radio-Sendung „A State of Trance“ die Welt.
Für Armin van Buuren bedeutet seine Radio-Sendung „A State of Trance“ die Welt. © Pressebild | Armada

Wie war die Zusammenarbeit mit der Indie-Pop-Band Chef’Special für „Larger Than Life“?

Armin van Buuren: „Es war unglaublich! Man könnte sagen, dass es für uns etwas ungewöhnlich war zusammenzuarbeiten, weil unsere Sounds so unterschiedlich sind. Aber das war eine Gelegenheit, die ich mir nicht entgehen lassen konnte und über die ich mich wirklich gefreut habe. Sie sind so eine talentierte Gruppe und die Tatsache, dass die Spieler der niederländischen Nationalmannschaft mitgemacht haben, hat es noch spezieller gemacht. Chef‘Special sind auch privat super Typen und ihr letztes Album war wirklich gut!“

Energie des National-Teams hört man in EM-Song „Larger Than Life“

Warum hast Du es trotz der musikalischen Unterschiede gemacht?

Armin van Buuren: „Wenn etwas generell „nicht“ gemacht werden kann, fühle ich mich herausgefordert, es trotzdem zu tun – wie mein Track ‚Heading Up High‘ mit Kensington im Jahr 2015. Ich bin einfach extra motiviert und möchte die Leute davon überzeugen, dass es funktionieren kann. Chef’Special lebt in Haarlem, das in der Nähe meiner Heimatstadt Leiden liegt, also setzten wir uns ins Studio, tranken eine Tasse Kaffee und legten los. Die größte Belohnung für diesen Song war der Entstehungs-Prozess. Der Erfolg ist wichtig, aber nicht so wichtig wie einfach Spaß daran zu haben, einen Song zu schreiben und zu produzieren. Ob es um Musik, Essen oder Kunst geht, wenn man Spaß hat, etwas zu erschaffen, wird diese Energie das gesamte Projekt durchströmen. Und diese Energie hört man in ‚Larger Than Life‘.“

Dass das ganze National-Team mitgemacht hat, war eine spontane Idee – und dann konntest Du nicht dabei sein, als der Song aufgenommen wurde. Wie sehr hat Dich das geärgert?

Armin van Buuren: „Ich war nicht glücklich darüber, aber nur so konnten wir es hinbekommen. Ich war für Tomorrowland Winter in Alpe d’Huez gebucht und die Spieler waren nur an diesem Tag verfügbar. Ich war aber im Geiste und per Facetime dabei. Der Track ohne die Vocals der Spieler klang eigentlich nicht so gut wie mit ihnen. Sie haben dem Song wirklich etwas Besonderes gegeben.“

Du hast gesagt, Dein Traum sei, dass die Niederlande ins Finale der Fußball-EM kommt, den Pokal gewinnt und dann mit dir und Chef’Special im Stadion den Refrain singt…. – wärst Du dabei, wenn die Niederlande es ins Endspiel schafft?

Armin van Buuren: „Auf jeden Fall – 100 Prozent!“

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Ein paar Tage nach dem Finale der Europameisterschaft findet in Weeze das deutsche Festival Parookaville statt, bei dem Du einer der Headliner bist – würdest Du das Trikot des neuen Europameisters tragen?

Armin van Buuren: „Das hängt vom Sieger und der Final-Paarung ab.“ (lacht) „Wenn das Finale Deutschland gegen Holland heißt, wäre das vielleicht ein bisschen provokant. Ich bin stolz, Niederländer zu sein und stolz auf mein Land, also unterstütze ich mein Team. Aber es ist alles nur ein Spiel und Spaß… man sollte es nicht zu ernst nehmen. Ich bin nicht so ein Fußballfreak, dass ich ein Trikot tragen würde.“

Der Titel des Songs ist „Larger Than Life“ – gab es Momente in deinem Leben, in denen Du das über Dich sagen würdest?

Armin van Buuren: „Nein… nein…, ich fühle mich nicht größer als irgendjemand oder irgendetwas. Ich weiß nur, dass ich sehr glücklich bin, hier zu sitzen und mit Dir über diese großartige Karriere zu sprechen, die bereits 25 Jahre gedauert hat. Ich habe so viele schöne Dinge erlebt. Heute war bei die Aufnahme von „A State Of Trance“ ein weiterer Höhepunkt. Man könnte meinen, Radio zu machen würde nach längerer Zeit langweilig, aber nach weit über tausend Episoden macht es mir immer noch viel Spaß! Ich bin dankbar, dass ich das als meinen Job mache, Spaß im Studio habe, kreativ bin und davon gut leben kann.“

Während des Entstehungsprozesses von „Larger Than Life“ hatte jemand die Idee, dass es dem Team Energie geben könnte, wenn es ein Teil davon wird – wie wichtig ist die persönliche Note in einem Song?

Armin van Buuren: „Sie ist super wichtig – besonders bei diesem Song. Ich denke, der Entstehungsprozess des Songs mit Chef’Special und dem niederländischen Team zeigt Folgendes: Wenn man sich mit anderen talentierten Leuten zusammensetzt sowie seine Grenzen und Egos vor der Tür lässt, kann man etwas schaffen, das größer wird als man selbst. Nehmen wir zum Beispiel die niederländische Fußballmannschaft. Normalerweise sind das einzelne Spieler, die in verschiedenen Teams spielen; Frenkie de Jong spielt für Barcelona, ​​Virgil van Dijk für Liverpool und so weiter. Aber im Turnier spielen sie als eine Mannschaft, um als Team über sich hinaus zu wachsen. Das ist die Botschaft des Songs. Das gilt auch für andere Bereiche des Lebens; in einer Mannschaft kann man etwas schaffen, das größer ist, als man als Einzelperson sein kann.“

Armin van Buuren liebt die Nähe zu seinen Fans - wie hier beim Untold Festival in Rumänien.
Armin van Buuren liebt die Nähe zu seinen Fans - wie hier beim Untold Festival in Rumänien. © Pressebild | Alive Coverage

Armin van Buuren: „Meine größte Inspiration ist mein eigenes Leben“

Du hast deinen letzten Alben sehr persönliche Titel gegeben – sie sagen viel darüber aus, was Dir jeweils durch den Kopf ging: „Balance, Feel Again, Breathe In“.

Armin van Buuren: „Sie sind sehr persönlich, denn um Musik zu schreiben, muss ich mich ausdrücken. Meine größte Inspiration ist oft mein eigenes Leben.“

Wie geht es Dir heute?

Armin van Buuren: „Danke der Nachfrage! Mir geht es eigentlich richtig, richtig gut und ich fühle mich ausgeglichen. Das war nicht immer so. Viele Jahre lang war mein Geist rastlos und wie von meinem Körper abgekoppelt. Die Verbindung zwischen Körper und Gehirn ist super schwer herzustellen.“

Wie hast Du das dann geschafft?

Armin van Buuren: „Ich habe angefangen zu meditieren, um eine bewusste Verbindung zwischen meinen Gedanken und meinen körperlichen Gefühlen herzustellen. Der Körper sagt einem, ob man zu viel arbeitet und ob man glücklich oder traurig ist. Durch das Meditieren und das Hören auf meinen Atem konnte ich mich meinen Blick nach innen richten und mein Gleichgewicht finden.“

Armin van Buuren voller Energie beim Festival Tomorrowland nach seinem Urlaub im letzten Jahr.
Armin van Buuren voller Energie beim Festival Tomorrowland nach seinem Urlaub im letzten Jahr. © Pressebild | Bart Heemskerk

DJ-Weltstar: „Ich war oft deprimiert, niedergeschlagen und trank viel“

Gab es eine Zeit, in der Du daran gedacht hast, Deine Karriere als DJ zu beenden?

Armin van Buuren: „Kurz vor Covid ging es mir nicht so gut. Ich hatte zu viele Shows und arbeitete ständig; sogar an meinen freien Tagen war ich im Studio. Ich fühlte mich von mir selbst und meiner Familie abgekoppelt, also musste ich unbedingt an mir arbeiten. Ich war oft deprimiert, niedergeschlagen und trank viel. Ich habe nie Drogen genommen, aber ich glaube, der Alkohol wurde langsam zu einem kleinen Problem für mich.“

Welche Schlüsse hast du daraus gezogen?

Armin van Buuren: „Ich hörte komplett mit dem Trinken auf, begann mit einem Coach zu arbeiten und startete eine Therapie. Ich fragte mich, warum ich so hart arbeitete und warum es mir so wichtig war, Anerkennung von außen zu bekommen. Ich wollte nicht nur bei Auftritten glücklich sein, sondern auch zu Hause, einfach ich selbst sein.“

Wie hast Du festgestellt, dass etwas in Deinem Leben fehlt?

Armin van Buuren: „Ich glaube, es war während einer Bustour im Jahr 2020 – die Auftritte waren großartig und ich hatte eine fantastische Zeit, als ich die Shows machte. Aber das waren nur zwei oder drei Stunden pro Tag. Ich schlief acht Stunden und verbrachte eine weitere im Fitnessstudio, sodass noch zwölf Stunden übrigblieben, die ich jeden Tag totschlagen musste. Ich war unglücklich, von meiner Familie getrennt zu sein und saß oft allein in meinem Hotelzimmer. Ich musste anfangen, an mir selbst zu arbeiten, um wieder glücklich zu werden.“

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Wie bewertest Du diese Zeit aus heutiger Sicht?

Armin van Buuren: „Eigentlich bin ich im Rückblick nicht traurig, dass es passiert ist, sondern dankbar. Die Situation gab mir die Werkzeuge, um an mir und meinem eigenen Glück zu arbeiten. Ich habe verstanden, dass es im Leben mehr gibt als Erfolg, viel Geld und schöne Auftritte. Für mich bedeutet Glück, mit meiner Familie zusammen zu sein und mich gut zu fühlen.“

Ein wichtiger Schritt war, jeden Sommer ein paar Wochen Pause zu machen, um Zeit mit Deiner Familie zu verbringen – hat Dich das glücklicher gemacht?

Armin van Buuren: „Ja, superglücklich! Aber es war eine sehr schwierige Entscheidung für mich. Ich musste ehrlich zu mir sein und mich fragen: „Wer ist Armin van Buuren?“ Und die Antwort war: Armin van Buuren ist ein Menschenfreund. Wenn die Leute zum Beispiel Interviews mit mir lesen, möchte ich, dass sie denken: „Oh, Armin van Buuren … was für ein netter Kerl.“ Aber indem ich es anderen recht mache, überschreite ich meine Grenzen.“

Was meinst Du damit?

Armin van Buuren: „Ich habe immer versucht, zu nett zu anderen Leuten zu sein. Wenn man die ganze Zeit „ja“ sagt, kommt man nicht genug zur Ruhe und es schlaucht. Man verliert das Gleichgewicht. Also musste ich lernen, „nein“ zu sagen – „nein“ zu vielen guten Auftritten, zu viel Geld, zu vielen Interviews, zu netten Treffen und zu vielen spannenden Studio-Möglichkeiten und wichtigen Promotion-Aktivitäten wie dem Besuch von Radio-Stationen, etwa in Deutschland.“

Wie hast Du die Kehrtwende geschafft?

Armin van Buuren: „Für mich kam es mit verschiedenen Routinen: Gesund essen, Sport treiben, meditieren, keinen Alkohol trinken und auf mein Schlaf-Pensum achten. Wann immer ich kann, gehe ich zu einer vernünftigen Zeit ins Bett, etwa zwischen 22.30 und 23 Uhr. Ich brauche meine acht Stunden Schlaf. Das bringt mir Gleichgewicht. Ich verbringe tatsächlich weniger Zeit im Studio als früher, fühle mich aber jetzt energiegeladener und produktiver.“

Spaß gehört für Armin van Buuren dazu, wenn er auf den weltweit begehrtesten Bühnen wie hier beim Tomorrowland steht.
Spaß gehört für Armin van Buuren dazu, wenn er auf den weltweit begehrtesten Bühnen wie hier beim Tomorrowland steht. © Pressebild | Bart Heemskerk

„Nein zu Parookaville war eine der schwierigsten Entscheidungen“

Letztes Jahr warst Du im Juli im Urlaub und hast deshalb Parookaville verpasst…

Armin van Buuren: „Viele Leute fragten: ‚Wie kann man bloß zu Parookaville nein sagen?‘ Glaube mir, es war eine der schwersten Entscheidungen meines Lebens. Es ist ein großartiges Festival und war schon immer eine meiner Lieblingsveranstaltungen. Die Energie bei Parookaville ist unglaublich und ich fühle mich großartig, wenn ich dort auf der Bühne stehe. Aber ich hatte das Gefühl, dass ich dort auch schon zu oft gespielt habe. Wenn ich jedes Jahr dort bin, ist es nicht mehr so ​​besonders. Und ich wollte vor allem auch bei meiner Familie sein.“

Viele Deutsche waren traurig – aber in den meisten Kommentaren zeigten die Parookaville-Fans Verständnis und Respekt für Deine Entscheidung.

Armin van Buuren: „Oh, das ist super süß. Es zeigt, dass es die Fans nachvollziehen können. Wenn man ein aufstrebender Künstler ist, ist es natürlich wichtig, jedes Jahr bei Parookaville aufzutreten. Ich habe das Glück, in einer Position zu sein, in der ich auswählen kann, welche Shows ich spiele. Aber ich hasse es, meine Fans zu enttäuschen; das tut mir körperlich weh. Das war eine Sache, die ich lernen musste. Es ist jedes Jahr eine Herausforderung.“

Lesen Sie mehr zum Festival Parookaville in Weeze

Konntest Du den Urlaub mit Deiner Familie genießen?

Armin van Buuren: „Ich muss dir eine Geschichte erzählen. Letztes Jahr waren wir dreieinhalb Wochen in Portugal. Wir flogen in den Süden des Landes und am Flughafen traf ich vorher all die DJs, die zu Festivals flogen. Als ich dann am Urlaubsort ankam, hatte ich zuerst Angst etwas zu verpassen; ich sah auf meinem Smartphone all die Nachrichten von denen, die auf Tour waren. Und dann ließ ich los; ich schaltete es aus und war nur noch über das Handy meiner Frau erreichbar – etwa für mein Management, falls es einen Notfall gegeben hätte. Ich war von der Welt der Dance-Musik komplett abgekoppelt, und es war großartig. Ich habe mich auf meine Familie konzentriert, gegrillt, bin mit meinen Kindern ins Schwimmbad und an den Strand gegangen und habe drei dicke Bücher gelesen.“

Rückkehr auf die Tomorrowland-Mainstage mit voller Energie

Wie war es dann wieder auf die Bühne zurückzukehren?

Armin van Buuren: „Der erste Auftritt nach diesem Urlaub war am zweiten Wochenende von Tomorrowland in Belgien. Im Backstage-Bereich der Hauptbühne sah ich viele DJs mit dunklen Augenringen. Und ich stand dort super ausgeruht, gebräunt und mit blondem Haar. Ich denke, mein Set bei Tomorrowland war dann großartig, also profitiert auch meine Musik von meiner Auszeit.“

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Es gab eine Zeit, in der Du kurz vor dem Auftritt und während des Gigs Angstattacken hattest. Wie gehst Du heute damit um?

Armin van Buuren: „Ich sage mir: ‚Was ist das Schlimmste, was passieren kann?‘ Das Schlimmste, was mir je passiert ist, war beim Airbeat One-Festival vor ein paar Jahren, als der Strom ausfiel. Aber niemand wurde verletzt; die Leute mussten nur etwa zehn Minuten warten, bis die Show weitergehen konnte. Der gefühlte Druck, den die Leute auf mich ausüben, existiert nur in meinem Kopf. Jetzt meditiere ich mit offenen Augen und verbinde mein Inneres mit meinem Atem – das kann so kraftvoll sein, weil es das nie aufhörende Gedanken-Karussell mit deinem Körper verbindet.“

Das war ein wichtiger Schritt für dich…

Armin van Buuren: „Das war unheimlich wichtig! Warum bekommen Menschen Burnouts oder Depressionen? Weil sie ignorieren oder nicht verstehen, was ihr Körper ihnen sagt. Wenn du Schmerzen in der Brust hast oder Schlafstörungen, zeigt dir dein Körper, dass du nicht auf dich achtest. Du kannst nur ein guter Künstler, ein guter Liebhaber, ein guter Ehemann und ein guter Freund sein, wenn du ausgeglichen bist. Du kannst nur Liebe teilen, wenn du dich selbst genug liebst. Das habe ich auf die harte Tour gelernt. Meditation ist ein Werkzeug, um dich mit deinen Gefühlen zu verbinden. Ich musste wieder lernen zu weinen. Ich weine jetzt oft, weil die Emotionen, die ich fühle, einfach super kraftvoll sind.“

Premiere: Live am Klavier beim Solo-Konzert in Amsterdam

In einem der emotionalsten Momente Deines letzten Solo-Konzerts „This Is Me“ in Amsterdam hast du Dich ans Klavier gesetzt. Vor Jahren hast Du mir erzählt, dass Du Klavier lernst und jetzt spielst Du sogar auf einer großen Bühne. Warst Du sehr angespannt?

Armin van Buuren: „Ich war ein bisschen nervös, aber mein Klavierlehrer Geronimo saß neben mir. Es war seltsam für mich: An einem guten Tag, in einer vertrauten Umgebung ohne Druck kann ich mit geschlossenen Augen spielen. Aber wenn ich auf die Bühne gehe, verschwindet 50 Prozent von dem, was ich weiß. Ich muss mich wieder richtig auf die Noten konzentrieren. Ich weiß nicht warum – ich schätze, das ist Angst. Der Körper blockiert irgendwie das Gehirn. Also muss ich das wohl öfter machen. Aber glaub mir, Du willst nicht sehen, wie ich live auf der Bühne ein Klavier-Album performe.“ (lacht)

Was bedeutet Dir Deine Radiosendung „A State Of Trance“?

Armin van Buuren: „Sie bedeutet mir die Welt. Manche denken vielleicht, es sei „nur eine Radiosendung“, aber es hat mir so viel mehr gegeben. Vom ersten Tag an war es die reinste Form des Ausdrucks meiner Liebe zur Tanzmusik, die es mir ermöglichte, sie mit der Welt zu teilen und mich dabei mit all diesen fantastischen, gleichgesinnten Menschen zu verbinden. Natürlich ist das Spielen von Songs in der Sendung eine großartige Möglichkeit, neue Musik zu testen, bevor ich sie woanders spiele. Aber das ist nicht der Grund, warum ich es mache.“

Armin van Buuren lädt jede Woche einige Fans zu seiner Radio-Sendung „A State of Trance“ nach Amsterdam ein.
Armin van Buuren lädt jede Woche einige Fans zu seiner Radio-Sendung „A State of Trance“ nach Amsterdam ein. © Funke Medien | Ingmar Kreienbrink

Warum ist Dir der Part „Service For Dreamers“, bei dem sich ein Gast sein Lieblings-Lied wünschen darf, so wichtig?

Armin van Buuren: „Ich wollte jede Woche einen klassischen Titel spielen. Die Idee mit „Service For Dreamers“ bestand darin, jemanden ins Studio einzuladen, der uns erzählt, warum das Lied dieser Person so viel bedeutet. Es zeigt, welche große Rolle Musik im Leben eines Menschen spielen kann. Hunderttausende schauen sich die Show jede Woche an, aber ich sehe sie selten persönlich auf die Musik reagieren. „Service For Dreamers“ hat das geändert. Jetzt ist jede Woche jemand Neues im Studio, der eine berührende Geschichte über einen Moment erzählt, in dem die Musik eine große Bedeutung für ihn hatte. Und dafür bin ich unheimlich dankbar.“

Armin van Buuren: „Vielleicht mache ich eines Tages einen Track mit Topic“

Ich habe vor ein paar Tagen mit dem deutschen DJ Topic gesprochen. Er sagte mir, dass er gerne einen Song mit Dir produziert hätte und dass der Prozess schon sehr weit fortgeschritten war, aber am Ende hat es nicht geklappt…

Armin van Buuren: „Ich liebe Topic, er ist ein toller Typ. Ich hoffe, in Zukunft mit ihm zusammenzuarbeiten. Ich bin definitiv offen dafür. Aber manchmal ist es einfach Business. Es gab eine Vertrags-Bedingung, auf die wir uns nicht einigen konnten. Ich hoffe, er kann das verstehen. Ich bekomme viele Angebote für Kooperationen mit anderen DJs, aber die meisten muss ich ablehnen. Es ist nichts Persönliches; ich habe bis zum Jahresende schon einen vollen Terminkalender. Es stehen große Veröffentlichungen an - zum Beispiel mit Hardwell und W&W. Und wer weiß … vielleicht mache ich eines Tages einen Track mit Topic.“

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Die Radio-Sendung „A State of Trance“ findet wöchentlich weltweit rund 40 Millionen Zuhörer.
Die Radio-Sendung „A State of Trance“ findet wöchentlich weltweit rund 40 Millionen Zuhörer. © Pressebild | Armada

Werfen wir noch einen Blick auf die kommenden Monate – gibt es musikalisch etwas, worauf Du Dich besonders freust?

Armin van Buuren: „Ich freue mich sehr auf mein Back-to-back-Set mit David Guetta auf Ibiza.“

Mit Jon Bon Jovi gemeinsam auf der Bühne in Miami

Wird Deine Version von „Keep The Faith“ mit Jon Bon Jovi, die Du beim Ultra Music Festival in Miami gespielt hast, auch regulär veröffentlicht?

Armin van Buuren: „Ich würde diesen Track gerne veröffentlichen. Leider haben wir nicht die Rechte am Original, also liegt es im Moment in den Händen des Labels. Wir versuchen es aber auf jeden Fall; viele Fans haben mich darum gebeten.

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Du bist mit Jon Bon Jovi auf der Mainstage in Miami aufgetreten – wer steht sonst noch auf Ihrer Wunschliste für eine Zusammenarbeit?

Armin van Buuren: „Ich würde gerne mit Coldplay oder Bruno Mars zusammenarbeiten – das wäre großartig.“

Alles rund um das Parookaville Festival

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