Weeze. Parookaville 2024 besticht im Line up mit vielen Superstars. Trotzdem vermissen die Festival-Fans einige große Namen. Mitorganisator Bernd Dicks spricht Klartext.

  • Für Parookaville 2024 sind den Planern einige Coups im Line up gelungen
  • Bernd Dicks wundert sich über teils horrende Gagen-Forderungen
  • Mitorganisator hat eine klare Meinung zu Frauen-Quote bei Festivals

Zum Line up des Festivals Parookaville 2024 in Weeze gehören viele Superstars aus der DJ-Szene gehören Neben Armin van Buuren, Dimitri Vegas & Like Mike, Paul Kalkbrenner, Hardwell, Steve Aoki, W&W, Don Diablo, Oliver Heldens und Felix Jaehn ist den Event-Planern auch einige Coups beim Booking gelungen. Mitorganisator Bernd Dicks wirft im Interview einen Blick auf das diesjährige Line up und nimmt auch klar Stellung, warum Künstler wegen überzogener Gagen-Forderungen nicht nach Weeze eingeladen werden.

Die Fans diskutieren viel und gerne über das Line up von Festivals wie Parookaville und was die KünstlerInnen kosten. Beim Blick auf Eure für 2024 gebuchten Acts scheint es so, als ob Ihr die Finger von extrem teuren Superstars gelassen habt?

Bernd Dicks: „Das ist richtig. Wenn ich mir unser Line up von Parookaville 2018 mit Armin van Buuren, Axwell /\ Ingrosso, David Guetta, Hardwell, Martin Garrix, Robin Schulz, Solomun, Sven Väth, Steve Aoki und Zedd anschaue und das wieder so buchen würde, müssten wir rund 1,5 Millionen Euro plus Gema-Gebühren und Mehrwertsteuer zusätzlich ins Line up investieren. Wenn man das Geld auf unsere 115.000 „Unique Gäste“ aufteilt, wären das für jeden fast 20 Euro mehr.“

Das klingt nach gewaltigen Unterschieden bei den Gagen-Forderungen der Top-Stars…

Bernd Dicks: „Armin van Buuren ist für mich ein Maßstab, weil er seit über 25 Jahren zur Spitze der elektronischen Musik-Szene gehört. Wenn dann ein Fred Again, der erst seit einem Jahr auf der Bildfläche ist, ein Vielfaches dessen haben möchte, was ein Armin van Buuren kriegt, dann kann ich die Gagen-Forderungen von Fred Again nicht nachvollziehen. Natürlich wünschen sich Leute bei mir Acts wie die Swedish House Mafia für Parookaville. Dann diskutiere ich gerne mit denen über die Konsequenzen und am Ende sehen die meisten ein, dass es schon Sinn macht, wie wir vorgehen. Wir sind der Meinung, dass bei uns das Festival der Headliner sein sollte.“

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Viele DJ-Stars loben die Stimmung und die Organisation des Festivals in Weeze. Armin van Buuren bezeichnete seine Absage im letzten Jahr als „eine der schwersten Entscheidungen meines Lebens“

Bernd Dicks: „Die Situation mit Armin van Buuren werde ich nicht vergessen. Nach unserer Anfrage für Parookaville 2023 sahen wir uns zufällig im Herbst vorher in Amsterdam. Da kam er auf mich zu gerannt und kündigte an, dass er nicht zu Parookaville kommen könne, weil er in der Zeit mit seiner Familie Urlaub machen werde. Das hatte er mir unbedingt persönlich sagen und erklären wollen, bevor die Absage offiziell bei uns einging. Das fand ich wirklich klasse von ihm. Und er war dann ja auch der erste große Star, der für 2024 wieder zugesagt hat.“

Armin van Buuren
Für Parookaville-Planer Bernd Dicks ist der Niederländer Armin van Buuren (Bild) der positive Maßstab beim Line up für Parookaville. © Pressebild | Armada

Bei den Fans von Parookaville gehören Armin van Buuren als auch W&W zu den absoluten Lieblingen. Wie wichtig sind solche Stars als Identifikationsfiguren für ein Festival?

Bernd Dicks: „Das ist natürlich wunderbar. Ich freue mich sehr, dass Armin van Buuren wieder dabei ist. „W&W“ ist ein gutes Beispiel für ein „perfect match“. Deren Energie und Sound passen perfekt zu unserer Show. Sie spielen am Samstag auf der Mainstage direkt vor Armin – das wird ein Highlight. „W&W“ fühlen sich bei uns und dem Publikum so wohl, dass wir jetzt schon Gespräche über 2025 geführt haben, wo wir 10 Jahre Parookaville feiern werden.“

DJ-Duo W&W bei Parookaville
Das DJ-Duo W&W hat beim Festival Parookaville Kult-Status. © Pressebild | Stan Gerards

Bei dem Jubiläum 2025 dürfte die Erwartungshaltung beim Publikum noch einmal steigen…

Bernd Dicks: „Eines ist jetzt schon klar: Wir werden nicht durchdrehen, was die Ausgaben bei den DJ-Gagen betrifft, aber wir werden uns sicher nochmal ein paar besondere Sachen dafür einfallen lassen. Lasst euch überraschen…“

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Mit Zerb, dessen Lied Mwaki 2023 ein weltweiter Hit war, habt ihr einen Künstler gebucht, der mit seinem Afro- und Deephouse-Stil eher ungewöhnlich für die Parookaville-Mainstage ist. Wie kam es dazu?

Bernd Dicks: „Ich wollte Zerb unbedingt dabeihaben. Seinen Hit Mwaki fand ich echt cool, genauso seine DJ-Sets. Diesen Sound wollte ich mal auf der Mainstage pushen – auch weil das mal ein ganz frischer Name ist. Zerb hatte erst gar keine Zeit an dem Wochenende, kommt jetzt aber extra aus Brasilien angeflogen. Und sollten wir hoffentlich an dem Sonntagnachmittag 27 Grad und Sonne haben, dann ist das der perfekte Sound für den Start des letzten Festival-Tages.“

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Bei welchen Künstlern ist euch aus Veranstalter-Sicht noch ein Coup gelungen?

Bernd Dicks: „Ich bin sehr stolz, dass wir bei Parookaville 2024 John Summit und Armand van Helden für unser Line up gewinnen konnten. Bei John Summit waren wir schlicht sehr früh dran. Da hat das ganze Artist-Team – wie auch bei Armand van Helden – einfach einen super Job gemacht. Sehr geil wird das Special von Topic, der am Freitag FastBoy und A7S sowie die Sängerinnen Hayla und Loreen mit auf die Bühne der Bill’s Factory holen wird. Und ein Coup ist uns sicher mit Heino geglückt – wenn auch auf eine etwas andere Art und Weise.“

Sängerin Hayla
Die Sängerin Hayla tritt bei Parookaville 2024 auf - sie wird zusammen mit DJ Topic auf der Bühne stehen. © Pressebild/Nikki Haney | Nikki Haney

Nachdem zwei Jahre lang Olaf der Flipper die „besondere Note“ im Line up war, übernimmt die Rolle nun Heino?

Bernd Dicks: „Ja, allerdings wird Heino doch nicht wie Olaf der Flipper auf der Brainwash-Bühne auftreten. Wir haben ihn am Sonntag auf Bill’s Factory geschoben. Dort war ein Slot durch die Absage von Pamela Reif frei geworden. Allerdings glaube ich, dass die größere Bühne auch die bessere Wahl ist, da es bei Heino sehr voll werden könnte.“

Neben Heino habt ihr mit den Wildecker Herzbuben einen weiteren Volksmusik-Act gebucht, was dann doch bei einigen Parookaville-Fans für „Verwunderung“ sorgte…“

Bernd Dicks: „Die Wildecker Herzbuben waren ein ausdrücklicher Wunsch des Team Rhythmusgymnastik, die bei der Brainwash-Bühne einfach dazugehören – die haben uns geradezu die Pistole auf die Brust gesetzt…“ (lacht) „Ich bin gespannt, wie das wird. Die Vorab-Kommunikation mit den Wildecker Herzbuben ist jedenfalls richtig cool.“

Mit Blick auf die Acts für den kleinen „Wacky Shack“-Bunker, scheint ihr das Line up dort nochmal aufgewertet zu haben.

Bernd Dicks: „Für den „Cupra Wacky Shack“ haben wir einige international bekannte DJs wie Mike Williams, Juicy M, Hugel, Dannic und Tujamo gewinnen können. Obwohl der Club so klein ist, freuen sich die Künstler sehr darauf, weil er eine intime und fancy Atmosphäre hat. Und Mr. Belt & Wezol hatten wir dafür schlicht sehr früh gebucht – noch bevor sie mit ihrer House-Version des Whitney-Houston-Klassikers „It‘s not right but it‘s okay“ international durchgestartet sind.“

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    Der Anteil an weiblichen DJs beim Line up von Parookaville ist nicht sonderlich hoch – woran liegt das?

    Bernd Dicks: „Ehrlich gesagt, muss ich bei diesem Thema stets leicht mit den Augen rollen… Das ist eine Stellvertreter-Diskussion – wir reden ja auch nicht über eine möglichst hohe Zahl an weiblichen Müllmännern. Ich verstehe den Wunsch gerade im künstlerischen Bereich die Geschlechter-Quote möglichst ausgeglichen zu gestalten. Doch das ist ein absoluter Irrglaube.“

    Warum?

    Bernd Dicks: „Seit dem ersten Jahr von Parookaville machen wir Nachwuchs-Förderung. Junge Talente können sich bei uns für das Line up bewerben. Wenn wir 100 Einsendungen bekommen, stammen davon nur fünf von Frauen.“

    Wie erklärst Du dir die Diskrepanz?

    Bernd Dicks: „Beim elektronischen Musik-Genre ist die Produktion sehr technisch und man verbringt den ganzen Tag am Computer. Da ist das Interesse von Frauen wesentlich geringer als bei einem Musik-Stil, wo man ein klassisches Instrument in der Hand hält. Bei dem parallel gelaufenen Nachwuchs-Wettbewerb für unser zweites Festival San Hejmo ist es durch das Multi-Genre ganz anders und es bewerben sich viel mehr Künstlerinnen.“

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    Das heißt, die Zahl weiblicher DJs, die für das Line up von Parookaville in Frage kommen, ist automatisch viel kleiner als im Vergleich zu männlichen DJs?

    Bernd Dicks: „Egal ob Frau, Mann oder geschlechtsneutral – wenn jemand gut ist, ist er unfassbar herzlich willkommen. Aber ich lasse mich auf keine Diskussion zur Frauenquote mehr ein. Das fällt nur negativ auf die DJanes zurück, die bei uns tatsächlich im Line up sind. Von einer Lari Luke oder Klaudia Gawlas habe ich noch nie gehört, dass sie benachteiligt wurden. Neben den beiden haben wir auch weitere klasse DJanes wie etwa Lilly Palmer gebucht. Und dann hab ich noch ein Geheimtipp: Madi BU auf der Ploom-Bühne am Sonntag ab 18 Uhr – sie ist noch relativ unbekannt, spielt aber einen super Techno-Sound.“

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